22.08.2011

Um 8.00 Uhr wache ich auf. In der Nacht tat mein Knie ganz schön weh, aber jetzt geht es. Dafür sind meine Knochen schlapp und ich habe etwas Kopfweh. Kurz vor 9.00 Uhr gehe ich zum Frühstücken und ich bin wieder alleine. So langsam glaube ich es liegt an mir. Die Bedienung kommt, ich nehme mal an sie arbeitet sonst in der Küche so wie sie angezogen ist, und gibt mir eine Speisekarte. Als ich darauf gucke, sehe ich nur Salat und Omelette, weiter lese ich gar nicht und lege die Karte zur Seite. Die Bedienung kommt zurück, da sehe ich, dass sie kaum noch Zähne im Mund hat. Ich sage ihr, dass ich gerne Kaffee, Brot, Butter, Marmelade und Käse haben möchte. Sie schaut mich ganz erstaunt an. Da kommt die Frau von der Rezeption und ich erzähle ihr ebenfalls was ich gerne hätte. „That´s all?“, fragt sie. „Yes“, sage ich und beide ziehen ab. Kurze Zeit später kommt die Bedienung mit vier kleinen Brötchen, einem Teller mit vier Scheiben Schnittkäse, Butter und einer kleinen Schale Marmelade zurück. Dazu bringt sie mir noch eine Tasse Kaffee. Sie schaut mich immer noch ganz erstaunt an und fragt, ob das so gut ist. Ich halte den Daumen hoch und sie zieht ab.

Nach dem Frühstück packe ich wieder meine Sachen, belade mein Fahrrad und gehe zum Bezahlen. Leider geht hier meine Kreditkarte mal wieder nicht. Dann eben in bar. Da ich aber kein lettisches Geld mehr habe bzw. nur noch ganz wenig, muss ich mit Euro bezahlen. Das ist hier aber kein Problem. Ich gebe der guten Frau einen fünfzig Euro Schein, verabschiede mich und ab geht’s auf's Rad. Es geht sofort wieder auf meine Traumstraße. Manche LKWs fahren so dicht an einem vorbei, dass der Windstoß einen aus dem Fahrrhytmus bringt und man ins Schlingern gerät. Dann und wann liegen tote Füchse oder andere kleine Tiere am Straßenrand. Und weil ich nicht auch da liegen will, fahre ich immer öfter auf den Schotterstreifen oder halte ganz an, wenn ein LKW im Anmarsch ist. Ich ertappe mich dabei, dass ich mit I-Ah rede, aber da er nicht antwortet, lasse ich es wieder sein.


Wenn ich auf der Via Baltica weiter fahre, habe ich nur noch 200km

Um 10.30 Uhr verlasse ich bei Ikla Lettland und fahre über die Grenze nach Estland. Das ganz ist völlig unspektakulär. Keine Zöllner oder so, nur ein Schild sagt mir, dass ich jetzt in der Republik Estland bin. Da ich Hubert und Waltraud gesagt habe, dass ich ihnen eine SMS schreibe, wo ich gerade bin, es aber nicht machen kann, da ich die Handy Nummer nicht habe, rufe ich kurz an. Weiter geht es auf einer schönen geteerten Straße durch Kiefernwälder. Hier fahren kaum Autos. Um mich auch mal während der Fahrt auf einem Foto zu sehen. Habe ich den Fotoapparat auf das Stativ geschraubt, dieses ganz ausgezogen, den Selbstauslöser eingestellt und weit nach vorne gehalten. Ich sehe zwar etwas blöd aus auf den Fotos, bin aber mal während der Fahrt auf ein paar drauf.


Auf der weiteren Strecke Richtung Treimani steht auf der linken Seite eine Villa neben der Anderen. Sogar mit Tennisplätzen und das sind alles riesige Grundstücke die bis zum Meer gehen. In Treimani kaufe ich etwas zu trinken. Mein nächstes Ziel ist Kabli, wo ich etwas essen möchte. Als ich aber ankomme, finde ich kein Restaurant. Somit werde ich 7,5 km weiter bis nach Häädemeeste fahren müssen und da etwas essen. Seit einiger Zeit verfolgen mich schon dicke dunkle Wolken und es fallen auch ein paar Tropfen Regen, aber das ist nur etwas Mückenpipi. Heute begegne ich zum ersten Mal ein paar Radlern mit Gepäck. Einer kam mir entgegen und war vorne und hinten bepackt. Mit einem kurzen „Hallo“ fahren wir aneinander vorbei. Fünf andere Radler überholen mich und grüßen ebenfalls. Auf der linken Seite sehe ich eine Aussichtsturm. Ich halte an und gehe hoch aber nicht bis ganz nach oben. Nicht weil er zu hoch ist, denn das ist er gar nicht, aber er scheint mir nicht der sicherste zu sein. Ich mache ein paar Fotos und fahre weiter. Hier sehe ich zum ersten Mal das blaue Hinweisschild „Eurovelo Route Nr. 1“. Diesen Schildern muss ich bis Tallinn folgen.

In Häädemeeste sehe ich auf der rechten Seite ein kleines Restaurant. Als ich darauf zu fahre, sehe ich schon die fünf Radler von vorhin sitzen. Ich gehe in das Restaurant und als ich die Speisekarte sehe, bin ich etwas überfordert. Also frage ich die Dame ob sie Soljanka hat. Nein, meint sie aber Borschtsch. „O.K, and a beer please “, sage ich und will gerade rausgehen, da sagt sie zu mir, dass ich doch bitte gleich bezahlen soll. Ich setzte mich draußen an einen Tisch. Die fünf Radler sind gerade dabei und brechen auf. Als mein Borschtsch kommt, erinnere ich die Dame noch einmal an mein Bier. Sie nickt freundlich und bring mir einen Korb mit Brot. Das hat sie jetzt wohl nicht ganz verstanden. Ich gehe aber auch mal davon aus, dass ich nur die Suppe bezahlt habe. Dann trinke ich eben anschließend etwas aus meiner Flasche. Das Zeug, der Borschtsch, schmeckt wunderbar. Dicke Fettaugen schwimmen oben drauf. Während des Essens schaue ich noch mal auf meine Karte und bin erstaunt, dass ich bereits 37 km gefahren und noch richtig fit bin.


Frisch gestärkt geht es weiter. In Rannamesta geht es wieder auf die Via Baltika, für gut zwanzig Kilometer. Kurz vor Voist mache ich noch einmal eine Pause in einem Bushaltestellenhäuschen. Von hier aus sind es noch gut neun Kilometer bis Uulu, wo ich heute übernachten möchte. Kurz nachdem ich weiter fahre, sehe ich ein Hinweisschild: VORSICHT ELCHE KREUZEN DIE FAHRBAN. Hoffentlich nicht vor mir, denke ich. In Uuhlu fahre ich dem Schild „Hotel White House“ nach. Als ich davor stehe, ist das White House geschlossen. „So ein Mist“, sage ich zu mir selbst. An der Via Baltika habe ich aber noch zwei Schilder mit einem Bett drauf gesehen. Das eine liegt 300m weit im Wald. Da fahre ich zuerst hin. Außer einem Hof, der sehr privat aussieht und an dem auch kein Schild darauf hinweist, dass man hier übernachten kann, sehe ich hier nichts. Also zurück und dem nächsten Schild folgen. Das sagt, dass es eine Übernachtungsmöglichkeit nach 800m an der Via Baltica auf der linken Seite gibt. Da ist aber nichts, außer zwei Tramperinnen, denen ich zuwinke und die auch zurück winken. Dann also weiter fahren bis Pärnu. Noch 16 km. In Raekuka darf ich endlich nach links abbiegen Richtung Meer. Geht eigentlich ganz gut zu fahren, wenn man immer nach den blauen Schildern fährt. So komme ich auch schnell ins Zentrum von Pärnu. Ich fahre zwar an einigen Hotels vorbei, aber das ist wohl nicht meine Gehaltsklasse. An einem kleinen Hotel in der Nähe der Orthodoxen Kirche frage ich nach einem Zimmer. Erst gucken mich die Mädels von oben bis unten an, blättern dann etwas im Belegungsbuch rum, um mir dann zu sagen, dass sie kein Zimmer frei haben. Also weiter suchen. Ich fahre den Weg zurück, den ich gekommen bin und komme am Hotel Villa Wesset vorbei. Hier frage ich nach, denke ich und wenn die nichts haben, fahre ich zum I-Punkt. Ich gehe rein und sage meinen Satz auf. Das Mädel hinter dem Tresen sagt mir, dass sie eins frei haben und dass es € 54,00 kostet. Ohne groß über den Preis nachzudenken, nehme ich das Zimmer. Ich bekomme mein Zimmer in der ersten Etage. Es ist recht nett und das Wichtigste ist, im Fernsehen bekomme ich ARD, ZDF, VOX, RTL, SAT1 und PRO7 rein. Der Abend ist also gerettet. Mein Rad stelle ich hinter das Haus. Duschen und etwas ausruhen. Darauf nach Pärnu reinzugehen habe ich keine Lust mehr. Das werde ich morgen früh erledigen. Um 19.15 Uhr gehe ich ins Hotelrestaurant und bestelle Hering mit Kartoffeln und Sahnesoße und dazu einen Korb mit Brot und leckerem Aufstrich. Dazu trinke ich ein Saku Originaal Bier. Saku ist die älteste und größte Brauerei sowie der bedeutendste Getränkehersteller in Estland. Das Essen und das Bier schmecken richtig gut. Ich bezahle € 8,50, will auf mein Zimmer gehen, da entdecke ich auf meiner Etage in einer Ecke einen PC mit Internet für die Gäste. Sofort wird er von mir in Beschlag genommen. Ich melde mich, wie ich es versprochen hatte, über facebook und schreibe kurz, wo ich bin. Dann verschicke ich noch E-Mails an die Kinder. Nach einer halben Stunde gebe ich den Apparat wieder frei und gehe aufs Zimmer und gucke Fernsehen. So wie ich zuhause bei Fernsehen gucken müde werde, passierte es mir hier auch. Mir fallen immer wieder die Augen zu. Also mache ich das Licht aus und denke ich schlafe sofort ein. Nichts da. Ich drehe mich von einer Seite auf die andere und merke dabei, dass mir die Knochen doch ganz schön weh tun. Vor allen Dingen die Popoknochen. In diesem Moment wünsche ich mir, was sich keine Frau gerne wünscht. Einen dickeren Hintern. Heute bin ich 79,5 km gefahren.

Villa West in Pärnu

23.08.2011

Bin heute gegen 8.00 Uhr aufgewacht und habe erst mal SAT1 Frühstücksfernsehen angemacht. Ich komme nur langsam in Gang. Das Wetter scheint ganz gut zu werden heute. Nachdem ich meinem Luxuskörper durch das Badezimmer geschoben habe, gehe ich vor dem Frühstück noch schnell an den PC und gucke, ob ich E-Mails bekommen habe oder ob es etwas Neues bei facebook gibt. Im Frühstücksraum gibt es ein Buffet mit allem, was hier zu einem Frühstück gehört, und es gibt sogar Marmelade. Nach zwei Tassen Kaffe, einem Brot mit Marmelade und ein wenig Cornflakes, gehe ich auf mein Zimmer und packe meine Sachen zusammen. Dann alles aufs Rad, bezahlen und ab geht’s. In Pärnu fahre mache ich ein paar Fotos und fahren anschließend zur Orthodoxen Kirche. 1767 wurde diese orthodoxe Kirche gebaut, nachdem Katharina II. 1764 Pärnu besucht und diese Kirche gestiftet hatte. Ich stelle mein Rad an einem Zaun ab und betrete die Kirche. Diesmal sehe ich kein Schild, dass das Fotografieren verbietet. Auf der linken Seite ist ein Tisch aufgebaut, auf dem Karten und Bücher über die Kirche liegen. Dahinter sitzen zwei ältere Frauen. Ich zeige meinen Fotoapparat und frage: „Can i take some pictures please?“ „Two euros“, antwortet eine von den beiden. Ich lege zwei Euro auf ein Tablett und die Dame machte ein Absperrband ab. Wieder bin ich fasziniert. Es ist zwar nur eine kleine Kirche, aber auch diese ist wunderschön. Nachdem ich ein paar Fotos gemacht habe, verabschiede ich mich von den Damen und gehe. 

Es ist 10.30 Uhr und ich mache mich auf den Weg nach Paatsalu. Das sind 91 km. An einem kleinen Supermarkt decke ich mich noch mit Wasser und Multivitaminsaft ein. Das mische ich dann in meiner Trinkflasche. Nach gut 22 km kaufe ich in Lindi ein Weißbrot und ein Stück Fleischwurst und suche einen schönen Platz zum Essen. Nach gut 15 Minuten finde ich ihn. Auf der rechten Seite etwas im Wald steht ein Aussichtsturm. Dieser Turm ist auf den Dünen von Tõstamaa gebaut. Der Turm bietet einen Blick auf das Lindi Moor mit einer Fläche von 1,361 ha. Er ist auch nicht zu hoch für mich. Von hier habe ich einen wunderschönen Blick über das Moor.

Supermarkt in Lindi

Mein Rastplatz

Nach einer halben Stunde mache ich mich wieder auf den Weg. Der Weg führt mich auf einer schönen Teerstraße mit wenig Verkehr durch Kiefernwälder. Dann höre ich plötzlich ein Geräusch, als ob ein Kunststoffband flattert. Ich merke aber sofort, dass es kein Kunststoffband ist, sondern ein plattes Hinterrad. Ich steige ab und denke: „Naja, irgendwann musste es dich ja mal erwischen.“ Das ganze passiert ungefähr 3 km vor Töstamaa. Ich schiebe das Rad bis zu einem Weg, der zu einem Wohnhaus führt. Dann alle Taschen vom Rad, Werkzeug raus und Schlauch flicken. Beim Betrachten des Reifens sehe ich, dass dieser an eine Stelle total porös ist und auch ein Loch hat. Na das ist ja super. Einen Ersatzreifen habe ich natürlich nicht dabei. Nachdem der Schlauch versorgt ist, klebe ich noch einen Flicken von innen in den Reifen. Danach baue ich alles wieder zusammen. Um die poröse Stelle etwas zu stabilisieren, klebe ich von außen noch Gewebeband auf den Reifen und umwickle Reifen und Felge damit und hoffe, dass das es bis Töstamaa hält. Das ganze dauert eine halbe Stunde. Mittlerweile ist es 14.45 Uhr. 

Nach gut 10 Minuten bin ich in Töstamaa und fahre zum I-Punkt. Ich muss dazu sagen, Töstamaa ist eine Landgemeinde und hat 1475 Einwohner und besteht aus insgesamt 18 kleinen Dörfern aber Töstamaa selber ist ein ganz kleiner Ort. Ich gehe in das Haus des I-Punktes und sage: „I have a problem with my pneu.“ Meinte von der Formel 1 gehört zu haben, dass sie das immer zu Reifen sagen. Hinterher fiel mir ein, dass das „tires“ heißt. Die Dame versteht mich nicht. Ich gebe ihr zu verstehen, dass sie bitte mit raus kommt, was sie auch macht. „Oh, yes. There is an electronic store. Perhaps they have one“, sagt sie zu mir, erklärt dass es ein gelbes Haus ist und wo er ist. Das Haus habe ich vorhin schon gesehen. Ich stelle mein Rad dort ab und gehe hinein. Ein Frau so um die siebzig erscheint hinter dem Ladentresen. Da sie kein Englisch oder Deutsch versteht, mache ich ihr klar, dass sie bitte mit raus kommen möchte. Das versteht sie und läuft hinter mir her. Als sie meinen Druckverband am hinteren Rad sieht, murmelt sie etwas und geht wieder hinter den Tresen. An der Decke hängen ein paar Reifen. Sie greift einen raus. Als ich die Nummer mit meinem vergleiche, ist es tatsächlich der Richtige. Ich bezahle € 7,20, bedanke mich und schiebe mein Rad zu einem Bushaltestellenhäuschen. Wieder alle Taschen ab, Rad auf den Kopf stellen und Reifen wechseln. An meinem Druckverband hat sich bereits eine kleine Blase gebildet. Wurde also Zeit den Reifen zu wechseln. Wieder dauert es eine halbe Stunde.

Leider bekomme ich die Schaltung nicht richtig in den Griff und habe nur noch einen Gang. Es geht aber ganz gut und ich fahre weiter. Jetzt muss ich noch 34 km fahren. Immer wieder schaue ich auf die Karte. „Super, schon wieder 6 km geschafft. Jetzt sind es nur noch 28 km“, sage ich zu mir selbst. Eigentlich bin schon etwas geschafft und hoffe immer, irgendwo ein Schild mit einem Bett darauf zu sehen, dass auf eine Unterkunft hinweist. Ich beschließe, in Kulli die nächste Pause zu machen. Plötzlich sehe ich ein Schild. „Saare Hostel 100m“. Als ich rechts ein Haus sehe, fahre ich den Weg runter und darauf zu. Bellend kommt ein kleiner Wuschelhund auf mich zu. Eine Tür geht auf und eine Frau schaut heraus. „I need a single room for one night“, sage ich. „Moment“, sagt sie und geht wieder ins Haus, um sofort mit einem Jungen zurück zu kommen. Ich frage noch mal. „Yes“, sagt er. „The price is € 13,00 and € 3,45 for breakfast.“ „I take it“, sage ich und nehme die Taschen vom Rad. Mittlerweile ist noch ein kleines Kind aus dem Haus gekommen. Mein Rad soll ich in einen Schuppen stellen, sagt der Junge. Als ich dabei bin, schnappen die drei sich schon meine Fahrradtaschen, wobei der kleine Junge meine Lenkertasche nimmt, und tragen sie ins Haus. Ich trotte hinter den dreien durch ein paar Räume hinterher. Was für ein Chaos, denke ich. Dann gehen wir eine steile Treppe hoch und sie zeigen mir mein Zimmer. Hier stehen zwei normale und ein Hochbett drin. Zusätzlich noch ein großer Holzofen. Ich sag mal so, es ist wirklich gemütlich und sauber hier, aber ich weiß nicht, ob die hier gerade renovieren, kurz vor dem abreißen sind oder ob das hier immer so aussieht.

Ich frage noch nach der Dusche, die er mir dann auch zeigt. Die Fliesen auf dem Boden sind sehr vergilbt aber ich habe ja Badelatschen dabei. Nach der Toilette vergesse ich zu fragen und brauche sie auch diesen Tag nicht mehr. Er möchte, dass ich gleich bezahle. Leider habe ich nur noch einen 10 Euro Schein und fünf fünfziger. Der Zehner ist zu wenig und den fünfziger Schein kann er nicht wechseln. Er nimmt ihn aber mit und will in irgendwo wechseln. Ich schnappe meine Kulturtasche, saubere Klamotten, ein Handtuch, dass auf dem Bett liegt und marschiere zur Dusche. Sauber ist etwas anderes. Aber ich muss unbedingt duschen. Als ich das Wasser aufdrehe, steigt mir leichter Schwefelgeruch in die Nase. Auch das ist mir egal, Hauptsache ich klebe nicht mehr so. Nach dem Duschen schnüffle ich an meinen Armen. Ich rieche nicht nach Schwefel. Dann höre ich, wie jemand die Treppe hoch kommt. Ein anderer junger Mann kommt in mein Zimmer, ich habe die Tür auf gelassen, und gibt mir mein Wechselgeld. Da es hier kein Restaurant oder so etwas gibt, bin ich froh, dass ich noch mein Weißbrot und ein Stück von der Fleischwurst habe. Anschließend nehme ich meinen Fotoapparat, Block, Stift und Karte und setzte mich nach draußen auf eine Veranda. Der kleine Wuschelhund kommt an und ich streichle ihn. Später bemerke ich, dass er sich andauernd kratzt. Da ich mir nicht sicher bin, ob er Flöhe hat, lasse ich die die Finger von ihm. Es ist total ruhig hier, nur ab und zu fährt ein Auto vorbei. Mein Fazit: Hier ist es einfach und einfach genial, wenn man auf Luxus verzichten kann. Heute bin ich 47 km gefahren.

24.08.2011

Ich habe schlecht geschlafen und wache gegen 8.30 Uhr auf. Stehe auf, packe schon mal meine Sachen und gehe auf 9.00 Uhr zum Frühstücken. Aufs Waschen verzichte ich heute ausnahmsweise mal. Ich gehe in den großen Frühstücksraum und sehe schon, dass für mich gedeckt ist. Mein Frühstück besteht aus sechs kleinen Würstchen, drei Spiegeleiern, zwei Scheiben Brot mit Leberwurst, zwei Scheiben Brot mit Mortadella, einer Schale mit Grießbrei, einer Schale Erdbeermus und einer Kanne Kaffee. Es schmeckt wider Erwarten sehr gut, aber ich schaffe nicht alles. Gut gestärkt packe ich mein Rad und verabschiede mich. 

Kurz nach Arukula halte ich an, weil ich pillern muss. Da mich der eine Gang doch ganz schön nervt, versuche ich noch einmal das ganze zu reparieren. Nach 20 Minuten habe ich es geschafft. Die Gangschaltung funktioniert wieder. Ich habe mit der Übernachtung im Saare Hostel alles richtig gemacht, denn in Paatsalu gibt es keine Übernachtungsmöglichkeit. Ab Paatsalu geht es auf einer unbefestigten Straße weiter. Es geht ganz gut, nur wenn ein Auto vorbei kommt, was selten passiert, staubt es mächtig. 

Dann komme ich in Virtsu am Hafen an. Im Lebensmittelladen kaufe ich noch etwas zu trinken und weiter geht es zur Fähre. Ich bezahle € 2,67, fahre an allen Autos vorbei und stelle mich neben das erste Auto in der Schlange. Es ist jetzt 12.35 Uhr und ab 12.55 Uhr dürfen wir auf die Fähre, die allerdings schon da steht. Als es dann soweit ist, stelle ich mein Rad ab und erspare mir das Abschließen. Im Bistro kaufe ich mir eine Soljanka für € 3,00, die aber nicht so gut ist wie die, die ich in Saulkrasi im Hotel gegessen habe. Dann gehe ich nach draußen. Super, ich brauch mich nicht anzustrengen und bin in einer halben Stunde 7 km weiter gekommen.

 

Im Hafen von Kuivastu mache ich noch ein paar Fotos und gucke, wie weit es noch bis Orissaare ist. Gut dreizehn Kilometer habe ich jetzt noch vor mir. Im Moment bin ich auf der kleinen Insel Muhu. Muhu nimmt in der Rangfolge der größten estnischen Inseln mit fast 200 km² die dritte Position ein. Sie liegt rund zehn Kilometer vor der Westküste des Festlandes und ist Saaremaa, der größten Insel Estlands mit 2672km², in nordöstlicher Position vorgelagert. Zum Vergleich, Rügen hat 926km² und ist somit drei mal so klein wie Saaremaa. Auf meinem Weg sehe ich ein Verkehrsschild. Vorsicht, Elche kreuzen die Farbahn auf 5 km. Ich frage mich, was mache ich wenn so ein Elch auftaucht? Still stehen bleibe, wegfahren, laut schreien? Ich habe keine Ahnung. Am besten Fotos machen. Das alles bleibt mir allerdings erspart, da ich auf meiner ganzen Tour keinen Elch in freier Wildbahn zu sehen bekomme. In Hellamaa sagt mir meine Karte, dass ich links abbiegen soll. Das Schild zeigt aber nach rechts und wenn man von rechts kommt, zeigt ein anderes Schild in die Richtung, aus der ich gerade komme. Ich entscheide mich dem Schild zu glauben. Es geht auf einer unbefestigten Straße weiter. Baustellen-LKW´s fahren Staub aufwirbelnd an mir vorbei. Dann sehe ich wieder eins von diese blauen Schildern, was mich in meiner Entscheidung bestärkt, dem Schild nach gefahren zu sein. Nach gut einer halben Stunde kommt mir das ganze aber doch sehr komisch vor. Die Straße geht nur gerade und nicht unbedingt in die Richtung, in der ich Orissaare vermute. Ich beschließe umzudrehen. Nach einer weiteren halben Stunde bin ich wieder an dem Abzweig in Hellamaa und fahre der Karte nach auf der Hauptstraße weiter. In Liva sehe ich ein Schild mit einem Telefonhörer drauf und denke, dass ich hier telefonieren kann. Dann würde ich mal kurz bei Vater anrufen. Als ich in den Laden komme, sieht wie eine Poststelle aus, gibt es dort nur Telefonkarten. Also weiter. Kurze Zeit später sehe ich ein Schild, das mich völlig irritiert. „Na so doll kann ich mich doch nicht verfahren haben“, denke ich und gucke staunend auf ein rautenförmiges gelbes Schild mit einem Känguru drauf. Zu meiner Erleichterung ist es nur ein Hinweisschild für eine Känguru- und Straußenfarm. Jetzt müsste gleich die Brücke kommen, die die Insel Muhu mit der Insel Saaremaa verbindet. Als ich um die nächste Kurve komme, sehe ich, dass die Brücke ein Damm ist. Muhu und Saaremaa verbindet heute ein 3,6 km langer Damm (Väinatamm), der auch mit Autos befahrbar ist. Er wurde am 27. Juli 1896 nach zwei Jahren Bauzeit eingeweiht. Die 3,6 km ziehen sich ganz schön hin und ich bin froh, dass ich kaum Gegenwind habe. In Orissaare soll es alles geben. Restaurants, Unterkünfte und Internet.

 

 

In Orissaare soll es alles geben. Restaurants, Unterkünfte und Internet. Ein Hotel sehe ich im vorbeifahren auf der rechten Seite. Da ich aber weiter im Zentrum übernachten möchte, fahre ich weiter. Links sehe ich den I-Punkt und drei Minuten später bin ich schon wieder am Ortsausgang. Dann eben zurück zum I-Punkt. Dort nehme in ich mir eine Broschüre und finde auch gleich ein schönes Hotel. Die Frau im I-Punkt sagt mir aber, dass dieses Hotel in Kuressaare ist. Sie würde mir das Hostel empfehlen, das ist gleich da drüben die Straße rein. Ich finde es sofort, stelle mein Rad ab und gehe rein. Kein Menschenseele hier. Auf einem Zettel an der Tür steht, dass man eine Telefonnummer anrufen soll. Als ich das mache, sagt mir eine Stimme: „Kein Anschluss.....“ Ich fahre zurück zum I-Punkt und bitte die Dame, für mich dort anzurufen. Sofort hat sie jemanden dran und sagt, dass ein Tourist ein Zimmer braucht. Ich fahre ein zweites Mal hin und tatsächlich ist wer da. Das Zimmer kostet € 19,00 ohne Frühstück. Das ist mir aber egal. Ich fülle die Anmeldung aus und sie zeigt mir mein Zimmer. Es stehen drei Betten drin und es ist schon in Ordnung. Dusche und WC ist auf dem Gang. So wie das Waschbecken zum Zähne putzen. Ich gehe erst Mal duschen und fräse meinen Viertage Bart ab.

 

Dann gehe ich in das Haus, wo man das Internet nutzen kann. Als ich rein komme undfrage, heißt es nur: „It doesn´t work.“ Diesen Satz werde ich noch ein paar Mal in Verbindung mit Internet hören. Genau gegenüber ist das Café Sonebar. Ich gehe rein und bestelle etwas zu essen. Ich nehme Pork Schnitzel mit Sahnesoße, Zwiebeln Kartoffeln und Salat und ein Saku. Es schmeckt richtig gut. Ich bekomme mit, wie eine Gruppe älterer Frauen in den Laden kommt. Sie setzten sich in eine Ecke, die ich nicht sehen kann. Dafür kann ich sie hören. Sie kommen aus Paderborn. Kaum bin ich fertig mit essen, wird das Geschirr abgeräumt und die Mappe mit der Rechnung hingelegt. Ich lege das Geld in die Mappe und trinke ganz in Ruhe mein Bier aus. Da ich morgen kein Frühstück habe, frage ich, als ich rausgehe, die Bedienung, wann sie morgen aufmacht. Um zehn Uhr sagt sie mir. Das ist mir zu spät. Ich drehe mich um, rufe den Mädels aus Paderborn noch zu, dass sie mir Paderborn grüßen sollen und das ich aus Osnabrück komme. Das wollen sie tun. Ich laufe zum Hafen und fotografiere noch etwas. Dann gehe ich noch in den Supermarkt, hole mir eine Cola und Piraat Kartoffelringe und gehe zum Hostel zurück. Hier lese ich noch ein paar Stunden. Heute bin ich 61 km gefahren.

25.08.2011

Oh what a night! Um 22.30 Uhr habe ich ein letztes mal auf die Uhr geguckt. Konnte beim besten Willen nicht einschlafen. Jetzt ist es 8.30 Uhr. Ich packe meine Sachen, mache mein Rad klar und versuche irgendwo einen Kaffee zu bekommen. Vorher hole ich am Geldautomaten noch € 160,00. Das Ding schmeißt sechzehn 10 Euro Scheine raus. Ein paar Meter daneben ist ein kleines Café mit einem Raben als Symbolfigur. Da gehe ich rein, kaufe zwei Stückchen Kuchen mit Pudding und Rosinen in der Mitte und einen Kaffee. Es will mir aber nicht so richtig schmecken. Das Wetter ist gut und die Sonne scheint Hier setzte ich zum ersten Mal meine Sonnenbrille auf. Jetzt blendet zwar die Sonne nicht so doll, aber ich kann die Karte nicht mehr lesen. Egal, es ist jetzt 9.30 Uhr und ich breche auf. Eine Stunde später mache ich in Laimjala an einem Bushaltestellenhäuschen eine Pause. Im Laden gegenüber kaufe ich Multivitaminsaft und einen Erdbeer Joghurtdrink.

Kurze Zeit später fahre ich weiter und stelle fest, dass alle Seitenstraßen, die von einer Hauptstraße abgehen, immer unbefestigte Straßen sind. Nach 18 km in Kangruselja, muss ich schon wieder eine Pause einlegen. Noch 8 km bis Kaali und dem Meteoriten Krater, den ich mir ansehen möchte. Um 12.30 Uhr komme ich dort an. Gegenüber vom Krater und einem Museum ist ein Restaurant. Eine niedliche Bedienung gibt mir eine Speisekarte. Buchdeckel und Rücken sind Holzbretter und dazwischen sind die Menü- und Getränkekarten. Ich bestelle mal wieder Hering mit Kartoffeln und Sahnesoße. Dazu ein Saku. Die Portion ist gerade richtig, dass ich nicht total satt bin. Anschließend gehe ich zum Krater und ins Museum. Beides war recht interessant. Um 13.45 Uhr fahre ich weiter. Auf offener Strecke klingelt plötzlich mein Telefon. Ich gucke und sehe, dass es meine Telefonnummer von der Arbeit ist. Bevor ich ran gehen kann, hört es auf zu klingeln. Ich überlege, ob ich es ignorieren soll oder ob ich zurück rufe. Ich rufe zurück, um gleich wieder aufzulegen, da mein Kollege zurückrufen will, damit es nicht so teuer für mich wird. Wir telefonieren gute 10 Minuten, aber das was er wollte, hätte eigentlich Zeit gehabt, bis ich wieder da bin bzw. hat unser Chef ihm schon Bestätigt. Um 15.45 Uhr erreiche ich Kuressaar und fahre sofort zu dem Hotel, von dem ich glaubte, dass es in Orissaare ist. Ich frage nach Zimmer und Preis. Ein Zimmer haben sie und einen Preis auch. € 68,00 wollen sie für eine Nacht haben. „That's too expensive for me“, sage ich der Dame. „Ok, than there is hotel Arabella, it is cheaper“, sagt sie und zeigt mir auf meiner Karte, wo es ist. Hier bekomme ich ein Zimmer für € 46,00. Erstmal duschen und dann schultere ich meinen Rucksack und gehe in die Stadt zum I-Punkt. Auch hier frage ich nach einem Internet Café, aber es gibt keins. Dann gehe ich zur Bischofsburg.

Sie ist die wohl besterhaltene mittelalterliche Burg im Baltikum. Heute beherbergt sie ein Museum zur Inselgeschichte. Es gibt so viel Gänge und Treppen, dass ich manchmal gar nicht weiß, wo ich bin. Als ich durch eine Tür gehe und nach gut drei Meter durch die nächste, sehe ich auf der rechten Seite einen tiefen Abgrund und gerade als ich durch die zweite Tür gehe, höre ich etwas brüllen, dass sich wie ein Bär oder Löwe anhört. Da die zweite Tür sehr niedrig ist, wurde am Sturz ein schwarz gelbes Klebeband angebracht, dass darauf hinweist. Ich ziehe den Kopf ein und gehe hindurch. Kurze Zeit später gehe ich zurück und denke, da haben sie bestimmt eine Lichtschranke eingebaut und wenn man da durch geht, brüllt irgendwas. Das muss ich genauer wissen, drehe um, gehe zurück, denke nicht an das schwarz gelbe Klebeband und die niedrige Tür und knalle voll mit dem Schädel gegen den Steinsturz. Wie vom Blitz getroffen, sacke ich zusammen. Ein Schmerzensschrei liegt mir auf den Lippen aber ich reiße mich zusammen. Dann gucke ich ob jemand in der Nähe ist. Gott sei dank nicht. Als nächstes hole ich ein Tempo raus und tupfe vorsichtig auf die Verletzte Stelle. Ich gucke das Tempo an und bin erleichtert, dass ich kein Blut sehe. Das blöde Vieh hat natürlich nicht gebrüllt. Jetzt habe ich die Nase voll von der Burg und gehe mit brummendem Kopf hinaus. So langsam meldet sich der kleine Hunger. Ich gehe an den Lokalen vorbei und gucke in die Speisekarten. Irgendwie kann ich nicht sagen auf was ich Hunger habe. Pizza, Salat, Schnitzel oder Suppe? Als ich an allen vorbei bin, gehe ich zurück und setzte mich auf die Terrasse vom letzten Restaurant. Die Speisekarte wird mir gebracht. Ich bestelle „finger-fish mit fried potatoes”, dazu ein Saku. Kurze Zeit später kommt mein Essen. Es gibt Fischstäbchen mit Pommes. Vor mir sitzen zwei ältere Damen und füttern mit ihrem Brot, welches man hier zu jeder Mahlzeit bekommt, eine Taube. Ich würde ihnen gerne sagen: „Tauben füttert man nicht, Tauben sollte man verfüttern“, aber sie würden mich ja sowieso nicht verstehen. Eine von den beiden steht plötzlich auf, geht ins Restaurant und kommt mit zwei Gläsern Schnaps, ich nehme mal an das es Wodka ist, wieder zurück. Den zischen sie sich sofort weg. Als dann noch die, die den Wodka geholt hat, versucht mit den Armen in der Luft im Takt der Musik, wilde Bewegungen zu machen, denke ich, dass es Zeit ist zu gehen. Auf meinem Zimmer angekommen zappe ich durch die Programme und bleibe bei Eurosport hängen. Ich habe zwar kein Bild, aber einen Ton und höre mir die Auslosung zur Fußball Champions League an. Heute bin ich 68,5km gefahren.

26.08.2011

Gestern Abend habe ich beschlossen, meine Tour abzukürzen. Auf der angegebenen Strecke ist erst wieder in Panga eine Unterkunft eingezeichnet und bis Panga sind es 102km. Campingplätze gibt es genug. Eventuell gibt es da auch eine Möglichkeit zu übernachten aber da Risiko ist mir dann doch zu groß. So fahre ich von Kuressare auf einer Abkürzung direkt nach Panga, das sind gute 40km. Um 8.20 Uhr gehe ich zum Frühstücken. Buffet wie gehabt. Ich esse eine Scheiben Weißbrot mit Käse und eine Schale Müsli. Dazu zwei Tassen Kaffee und einen O-Saft. Wieder zurück auf meinem Zimmer, fehlt mir der rechte Antrieb zum Sachen packen. Es nützt aber nichts und ich lege los. Um 10.00 Uhr fahre ich los. In Aste wäre ich fast an einem Einkaufsladen vorbei gefahren. Im letzten Moment habe ich erkannt, dass es einer ist. Ich kaufe mir eine Packung Tuc Kekse und fahre weiter. 

Einkaufsladen in Aste

Um 12.00Uhr komme ich in Vöhmaan einem weiter Laden an. Hier kaufe ich eine Flasche Eistee und frage die Dame, ob es in Panga ein Hostel gibt. „Ja, Hostel“, sagt sie und ich bin etwas erleichtert. Es sind noch vier Kilometer bis nach Panga und ich mache mir schon Gedanken, wie das Hostel in so einem kleinen Ort wohl aussieht. Es ist bestimmt total abgewrackt und ich bekomme bestimmt kein Einzelzimmer. Wenn es so ist, wie das Saare Hostel, wäre ich vollauf zufrieden. Ich komme in Panga an und sehe nur drei Häuser, von denen aber keins aussieht wie ein Hostel. Dann fahre ich mal die Straße weiter, sage ich zu mir. Ich komme bis ans Meer und weit und breit kein Hostel zu sehen. Ich fahre zurück und hoffe jemanden zu sehen, den ich fragen kann. Wieder nichts, keine Menschenseele zu sehen. Dann fahre ich einen unbefestigten Weg rein und sehe nach gut hundert Metern einen Mann auf einer Bank sitzen. „Hostel?“, frage ich und zeige in die Richtung in die der Weg führt. „Hostel“, sagt er und nickt dazu. Ich fahre weiter und der Weg wird immer enger und das Gras höher. Ich richte mich schon darauf ein, dass jeden Moment ein griffiger Hund aus den Büschen geschossen kommt. Dann sehe ich Blockhütten und plötzlich stehe ich auf einer großen Wiese mit kleinen und großen Holzhütten. Es ist 13.00 Uhr als ich eine Frau frage, ob das hier das Hostel von Panga ist. Sie bejaht es und geht mit mir ins Haupthaus. „But our rooms are not in this house. They are in the small houses“, sagt sie. Super, denke ich, dass ist bestimmt gemütlich. Das Zimmer kostet € 20,00 mit Frühstück. Bezahlen muss ich sofort. Sie zeigt mir meine Hütte und sagt noch, dass die Toiletten gegenüber in den kleinen Häuschen sind und die duschen in einem von den etwas größeren. Die Hütte besteht aus zwei Räumen und jeder hat einen Eingang. Ich habe die Nummer 18 und nebenan ist Nummer 19. Jedoch nicht belegt. Drinnen stehen zwei Betten und zwei Hocker, es gibt eine Heizung und Strom. Ich hole mein Rad, stelle die Fahrradtaschen in mein „Zimmer“ und gucke erstmal, wo Duschen und Toiletten sind. Danach spaziere ich noch zum Meer. Überall liegen dicke Steine im Wasser und es gibt eine kleine Anlegestelle für Boote. Das ganze ist nämlich ein Tauchercamp. Wieder zurück in der Hütte lege ich mich aufs Bett und döse bis 16.00 Uhr ein bisschen, gehe duschen und lese etwas. Als mein Magen sich meldet, gehe ich ins Haupthaus und bestelle einen Chickensalat und trinke ein Bier. Auch hier muss ich sofort bezahlen.

Der linke Teil der Hütte ist für mich. Ganz rechts die Toiletten

Anschließend gehe ich wieder zu meiner Hütte und lese weiter. So gegen 19.00 Uhr gehe ich erneut zum Meer und setzte mich auf einen Stein. Es ist total ruhig. Nur das Wasser plätschert. Je weiter die Sonne untergeht, desto schöner werden die Farben vom Wasser, den Steinen und den grünen Pflanzen. Dann sehe und höre ich ein kleines Fischerboot und sogar die beiden Männer kann ich hören wie sie sich unterhalten. Ich sitze ungefähr eine Stunde da und als die Sonne hinter dem Wald untergeht, gehe ich zum Haupthaus und möchte noch etwas essen und trinken. Leider ist der Rolladen vom Tresen bereits unten und ich bekomme nichts mehr. Also gehe ich zur Hütte, setzte mich auf den Fußboden der kleinen Terrasse vor der Hütte, esse meine Tuc Kekse und lese noch etwas. Es ist bereits 21.00Uhr als ich aufschreibe, was so den Tag über passiert ist. Heute bin ich 40km gefahren.

27.08.2011

Es ist 9.00Uhr und ich habe ganz gut geschlafen. Heute kann ich es etwas gemütlich angehen lassen. Meine Fähre von Triigi nach Söru fährt laut meinem Buch um 8.30Uhr, 11.30Uhr, 15.30Uhr und 20.00Uhr. 8.30Uhr ist viel zu früh, 11.30Uhr ist etwas kapp, da hätte ich schon gegen 8.30Uhr los fahren müssen und so nehme ich die um 15.30Uhr. Da es nur 26km bis Triigi sind, habe ich Zeit ohne Ende. Um 9.15Uhr gehe ich zum Frühstücken. Heute bin ich mal ganz mutig und nehme zu den üblichen Sachen wie Weißbrot, Käse, Kaffee und O-Saft auch noch vier kleine Stückchen Matjes. Schmeckt aber gar nicht so schlimm. Ich setzte mich vor das Haupthaus auf die Terrasse. Es ist zwar etwas windig, aber wunderschön an der frischen Luft zu frühstücken. Als ich mir noch einen zweiten Kaffee hole, entdecke ich Marmelade und esse noch ein leckeres Marmeladenbrot. 45 Minuten später sattle ich mein Rad und fahre langsam los. Jetzt ist es 12.00Uhr und ich bin in Leisi angekommen. In einem kleinen Restaurant esse ich Matjes mit Kartoffeln und trinke eine Cola. Mein Gott, so viel Fisch wie ich in letzter Zeit gegessen habe, da muss ich heute Abend mal gucken, ob ich schon Schuppen und Kiemen habe. In drei Stunden geht die Fähre und ich habe nur noch 4km zu fahren. Ich komme im Hafen an und lehne mein Rad an das größere der beiden Häuser, die es hier gibt. Ich schaue in den Glaskasten mit den Abfahrtzeiten der Fähre, kann aber nirgends die Uhrzeit 15.30Uhr entdecken. Ein junger Mann kommt aus dem kleinere Haus auf mich zu und fragt, was ich denn möchte. Ich sage ihm, dass ich die Fähre um 15.30Uhr nehmen möchte. Da sagt er mir, dass die nächste Fähre erst um 19.30Uhr fährt und dann erst wieder um 9.30Uhr am folgenden Tag. „But here in my book...“, will ich sagen, da unterbricht er mich und meint: „Don´t trust these books.“ „Is here a hotel or a hostel?“, frage ich. „No, but in this house“, und er zeigt auf das größere Haus, „is a room to sleep. But the man with the key arrived only shortly before the ferry comes.“ Dann erzählt er mir noch, dass heute Abend ein traditionelles Fest mit Lagerfeuer und Musik ist und ich soll man hier bleiben. Ich habe keine andere Wahl. So muss ich sechs Stunden auf meinen Zimmerschlüssel warten. „If you want something to drink. Come into the bar“, sagt er noch und geht wieder. Neben der Bar stehen ein paar stehen ein paar Bänke und Tische ich stelle mein Rad dort ab, kaufe mir in der Bar ein Bier und lese.

Bis um 17.00Uhr habe ich ein Bier und einen Kaffee getrunken, von dem der Wind, der immer stärker wird, fast die Hälfte aus der Plastiktasse gefegt hat, hab gelesen, bin im Hafen rum gelaufen, habe mich auf den Rasen hinter dem großen Haus (Fährhaus) gelegt und gedöst und bin wieder rum gelaufen. Dann ist etwas passiert, vor dem ich schon lange Angst hatte, dass es kommen wird. Ich habe das Buch durch und nichts mehr zu lesen. Ich hoffe nur, dass der Mann mit dem Schlüssel so gegen 19.00Uhr aufschlägt. So, jetzt ist es 18.00Uhr und wenn die Fähre um 19.30Uhr wieder ablegen soll, müsste sie so langsam mal am Horizont auftauchen. Ich kann aber nichts entdecken. Dann um 18.39Uhr ist sie am Horizont in Sicht. Ich gehe nach vorne vor das Fährhaus und sehe, dass schon ein paar Autos da stehen. Auch das Fährhaus ist auf, da einige Leute die Toiletten im Haus benutzen. Ich gehe durch den Vorraum, klopfe an die Tür zu dem Raum, wo ein Schreibtisch und ein PC stehen und mache sie auf. Plötzlich sagt jemand etwas zu mir. Es ist ein älterer Herr, der mir zu verstehen gibt, dass ich da nicht rein darf. Ich frage ihn nach dem Zimmer aber er versteht mich kaum. Ich laufe zur Bar und frage den jungen Mann, ob er bitte dolmetschen kann. Er kommt mit und spricht mit dem „Zimmermann“. Ich kann das Zimmer haben sagt er zu mir. In meinem Elan, frage ich ihn ob er ihm bitte sagen kann, ob ich mir das Zimmer mal angucken und ich meine Sachen hochbringen kann. „I dont understand“, sagt er lachend zu mir. Da merke ich erst, dass ich deutsch geredet habe. Auch der „Zimmermann“ lacht und zeigt mir das Zimmer. „The price?“, frage ich. „Zehn Euro“, sagt er. Wir gehen eine Treppe hoch und ich kann mir aus drei Räumen einen aussuchen. Dann gehen wir wieder runter und ich bringe meine Sachen hoch. Er zeigt mir noch, wo die Dusche ist und meint, dass er, wenn er geht, abschließen würde. Ich gebe ihm zu verstehen, dass ich noch auf das Fest möchte und ich oben zwei Schlüssel gefunden habe. Es stellt sich heraus, dass es die Haustürschlüssel sind. Die Fähre kommt näher und er muss beim Anlegen helfen. Als sie wieder abgelegt hat, kommt er die Treppe hoch und sagt:“Ich gehe jetzt zu Hause, oder nach Haus?“ „Nach Hause“, sage ich lächelnd. „Ich Morgen früh wieder hier“, sagt er noch und wir verabschieden uns. Ich schließe hinter ihm ab und gehe duschen. Eine Sauna ist auch hier, aber leider nicht an. Nach dem duschen, gehe ich in die Bar und hole mir noch ein Bier. Es istBis um 17.00Uhr habe ich ein Bier und einen Kaffee getrunken, von dem der Wind, der immer stärker wird, fast die Hälfte aus der Plastiktasse gefegt hat, hab gelesen, bin im Hafen rum gelaufen, habe mich auf den Rasen hinter dem großen Haus (Fährhaus) gelegt und gedöst und bin wieder rum gelaufen. Dann ist etwas passiert, vor dem ich schon lange Angst hatte, dass es kommen wird. Ich habe das Buch durch und nichts mehr zu lesen. Ich hoffe nur, dass der Mann mit dem Schlüssel so gegen 19.00Uhr aufschlägt. So, jetzt ist es 18.00Uhr und wenn die Fähre um 19.30Uhr wieder ablegen soll, müsste sie so langsam mal am Horizont auftauchen. Ich kann aber nichts entdecken. Dann um 18.39Uhr ist sie am Horizont in Sicht. Ich gehe nach vorne vor das Fährhaus und sehe, dass schon ein paar Autos da stehen. Auch das Fährhaus ist auf, da einige Leute die Toiletten im Haus benutzen. Ich gehe durch den Vorraum, klopfe an die Tür zu dem Raum, wo ein Schreibtisch und ein PC stehen und mache sie auf. Plötzlich sagt jemand etwas zu mir. Es ist ein älterer Herr, der mir zu verstehen gibt, dass ich da nicht rein darf. Ich frage ihn nach dem Zimmer aber er versteht mich kaum. Ich laufe zur Bar und frage den jungen Mann, ob er bitte dolmetschen kann. Er kommt mit und spricht mit dem „Zimmermann“. Ich kann das Zimmer haben sagt er zu mir. In meinem Elan, frage ich ihn ob er ihm bitte sagen kann, ob ich mir das Zimmer mal angucken und ich meine Sachen hochbringen kann. „I dont understand“, sagt er lachend zu mir. Da merke ich erst, dass ich deutsch geredet habe. Auch der „Zimmermann“ lacht und zeigt mir das Zimmer. „The price?“, frage ich. „Zehn Euro“, sagt er. Wir gehen eine Treppe hoch und ich kann mir aus drei Räumen einen aussuchen. Dann gehen wir wieder runter und ich bringe meine Sachen hoch. Er zeigt mir noch, wo die Dusche ist und meint, dass er, wenn er geht, abschließen würde. Ich gebe ihm zu verstehen, dass ich noch auf das Fest möchte und ich oben zwei Schlüssel gefunden habe. Es stellt sich heraus, dass es die Haustürschlüssel sind. Die Fähre kommt näher und er muss beim Anlegen helfen. Als sie wieder abgelegt hat, kommt er die Treppe hoch und sagt:“Ich gehe jetzt zu Hause, oder nach Haus?“ „Nach Hause“, sage ich lächelnd. „Ich Morgen früh wieder hier“, sagt er noch und wir verabschieden uns. Ich schließe hinter ihm ab und gehe duschen. Eine Sauna ist auch hier, aber leider nicht an. Nach dem duschen, gehe ich in die Bar und hole mir noch ein Bier. Es ist frisch geworden und ich muss noch mal auf mein Zimmer und einen Pullover holen. Als ich wieder raus komme, stapeln zwei Männer gerade Holz, das sie im Laufe des Tages gebracht haben, auf einen Haufen. Immer mehr Leute kommen in den Hafen und gegenüber vom Fährhaus stehen sogar zwei Iglo-Zelte. Dann um 21.30Uhr wird das Feuer mit Brandbeschleuniger, welcher in Pappkartons ist, angemacht. Die Menschen rings um mich rum erzählen sich irgend welche Dinge und ich verstehe kein Wort. Ich hole mir eine zweite Flasche Bier. Nun sehe ich auch an den anderen Küstenstreifen Feuerstellen aufleuchten. Es ist bereits dunkel, als ein Mann, der auch am Nachmittag schon einmal da war, zu mir kommt und mir erzählt warum das hier gemacht wird. „Enjoy the party“, sagt er noch zu mir und geht wieder. Alle rücken näher ans Feuer. der junge Mann aus der Bar spielt Gitarre und eine Frau singt dazu. Es dauert nicht lange und alle singen mit. Nur ich nicht. Ich weiß nicht, was sie singen und in welcher Sprache, aber es ist wunderschön. Dann singen sie ein Lied, das auch ich kenne, und ich summe mit. „Sag mir wo die Blumen sind“. Um 23.15Uhr gehe ich zur Bar. Der nette Lette, der mir alles erklärt hat, kommt mir entgegen. Ich sage ihm, dass ich jetzt ins Bett gehe. Ich soll doch noch mit in die Bar kommen, da wird weiter gefeiert, meint er. Ich lehne dankend ab und wir verabschieden uns. Ich gehe auf mein Zimmer und muss immer wieder an die tolle Stimmung am Feuer denken. Heute bin ich nur 27km gefahren, habe aber einen unvergesslichen Abend erleben dürfen.

28.08.2011

Um 7.30Uhr klingelt mein Wecker. Geht die Fähre nun um 8.30Uhr oder um 9.30Uhr. Ich weiß es nicht mehr genau. Ich gucke aus dem Fenster, sehe noch keine Autos, die auf die Fähre warten und lege mich noch mal hin. Um 8.00Uhr gucke ich erneut raus und sehe zwei Autos, die warten. Dann höre ich unten den „Zimmermann“. Ich stehe auf und packe langsam meine sieben Sachen zusammen. Als ich die ersten Fahrradtaschen runter bringe, sieht mich der „Zimmermann“ und wir nicken uns zu. Es ist mittlerweile 8.30Uhr und ich habe mein Rad abfahrbereit an die Hauswand vom Fährhaus gelehnt. Da die Bar noch nicht auf hat, kann ich auch noch keinen Kaffee trinken. Ich setzte mich auf eine Bank vor der Bar. Immer mehr Autos kommen an den Hafen. Das Wetter ist heute nicht so gut. Dunkle Wolken stehen am Himmel und es sieht nach Regen aus. Um 9.00Uhr macht die Bar auf. Der Typ muss über der Bar geschlafen haben. Ich sage zu ihm, dass es gestern ein wunderschöner Abend war. Da erzählt er mir, dass er um 4.00Uhr ins Bett gegangen ist und die letzten so gegen 6.00Uhr. Ich bestelle einen Kaffee. Da fragt er mich grinsend ob ich auch Frühstück möchte und schiebt mir eine gegrillte Scholle von gestern Abend hin. Ich lehne dankend ab und setzte mich wieder draußen auf die Bank.

Die Fähre kommt und vor mir gehen ein paar Radler ohne zu bezahlen auf das Schiff. Ich mach das auch und komme am „Zimmermann“ vorbei, der mir noch eine gute Reise wünscht. Ich hoffe nicht, dass er damit meint, dass es die Fähre eventuell nicht bis zum nächsten Hafen schafft, denn auf mich macht sie nicht gerade einen vertrauenserweckenden Eindruck. Mit dem Bezahlen meine ich gestern gesehen zu haben, dass der Kerl, der die Autos auf der Fähre einweist, von Auto zu Auto gegangen ist und kassiert hat. Ist mir auch egal, vielleicht brauchen Radfahrer und Fußgänger nicht zu bezahlen. Die Fahrt dauert 1,5 Std. und die Fähre vibriert ganz schön. In Söru angekommen, möchte beim Verlassen der Fähre jemand vom Personal mein Ticket sehen. Er erzählt mir irgendetwas, was ich aber nicht verstehe. Einer von den Radlern sagt dann zu mir, dass ich das Ticket in der Bar kaufen muss. Also Rad wieder abstellen hoch in die Bar laufen, Ticket kaufen, runter zum Personal, vorzeigen und ich darf die Fähre verlassen. Die dunklen Wolken haben sich nicht verzogen und es ist merklich kühler geworden.

Ich rechne jeden Moment mit Regen, aber ich habe Glück und es bleibt trocken. In Emmaste hole ich in einem Einkaufsladen drei Krapfen und Kekse. Da ich nicht gefrühstückt habe, esse ich einen Krapfen sofort. In Kaina esse ich im Hotel Liilian gebratenen Fisch mit gegrillten Kartoffeln und trinke eine Cola dazu. Frisch gestärkt fahre ich um 13.00Uhr weiter nach Heltermaa zum Hafen und fahre 30 Minuten später mit der Fähre Ofelia nach Rohuküla. Die Fahrt dauert 1,5 Std. und dann muss ich noch 9km und ich bin in Haapsalu. Leider gibt es auf der Fähre nur am Heck eine Außenplattform und so setzte ich mich ins Restaurant und kann nach vorne aufs Meer gucken. Hier ist es warm, stickig, es riecht nach Essen und Schweiß und am Nachbartisch sitzen ein paar Jugendliche und spielen am Laptop ein Ballerspiel in voller Lautstärke. Dazu kommt noch, dass ich Durst habe, aber meinen Platz nicht verlassen möchte, da er sonst besetzt ist, wenn ich wiederkomme. Die Fähre hat noch nicht ganz im Hafen angelegt, da geht schon die Bugklappe auf und ich zu meinem Fahrrad. Vor mir stehen sechs Biker und schmeißen ihre Maschinen an. Ein Höllenlärm durchzieht den Bauch der Fähre. Auf dem Hafengelände mache ich noch ein paar Fotos und ab geht’s Richtung Haapsalu. Nach ungefähr drei Kilometern stehe ich vor der Ruine vom Lindenhof. Ein altes Herrenhaus, das ab dem ersten Weltkrieg zu verfallen begann.

Das heute nur mehr als Ruine sichtbare Gutshaus wurde 1893 von Ewald Adam Gustav Paul Constantin von Ungern-Sternberg beauftragt. Angeblich verliebte er sich bei einem Besuch auf Schloss Merseburg in die Tochter des Schlossherren. Die junge Dame soll jedoch so an dem Schloss ihres Vaters gehangen haben, dass sie den Rest ihres Lebens dort verbringen wollte. Erst nachdem Ungern-Sternberg ihr versprochen hatte, ein identisches Schloss in Estland zu bauen, soll sie einer Heirat zugestimmt haben. Bis 1908 ließ er die Außenmauern und das Dach errichten, starb dann aber während einer Reise in St. Petersburg. Der Rohbau verfiel bereits während des 1. Weltkriegs. In der Zeit der sowjetischen Besatzung Estlands wurden Teile der Anlage als Baumaterial für einen nahegelegenen Flugplatz verwendet.

Kurz vor Haapsalu höre ich laute Motorengeräusche und Reifen quietschen. Auf meiner Karte sieht es so aus, als sei hinter dem Wäldchen ein Flughafen und so ist es auch. Im ersten Weltkrieg wurde in der Sowjetzeit hier ein Flughafen gebaut. Dann komme ich an kleinen Holzhäusern vorbei und fahre genau auf den Bahnhof zu. Er ist wunderschön und nur noch ein Museum. Ich mache mich wie immer auf die Suche nach dem I-Punkt. Der hat aber, weil heute Sonntag ist, zu. Dafür hat der Konsum bis 22.00Uhr geöffnet. Aber es gibt einige Schilder mit hinweisen zu Hotels oder Hostels. Ich beschließe, dass ich heute mal nicht in einem Hostel übernachte. Ich folge dem Schild Spa-Hotel und Panoramahotel. Ich glaube bereits, das Panoramahotel gefunden zu haben, und fahre auf die Auffahrt, da merke ich, dass es ein Krankenhaus ist. Das Spa-Hotel ist genau gegenüber, hat aber leider kein Zimmer mehr frei. Beim Panoramahotel sieht das anders aus. Ich bekomme ein Zimmer mit einer kleinen Holzterasse mit Blick auf einen kleine See, der durch einen Deich vom Meer getrennt ist, und bezahle € 55,00. Wie immer mach ich den Fernseher an und gucke, welche Programme ich rein bekomme. Ich bleibe auf einem Sender hängen, der das Formel 1 rennen aus Belgien zeigt. Der Kommentar ist auf Russisch. Anschließend gehe ich duschen und gehe mir Haapsalu angucken. Ich laufe an der schönen schönen Promenade entlang bis zum Kurhaus.

Mein Hotel von vorne und von hinten mit Balkon 

Die Promenade Haapsalu

Von da aus gehe ich zur Bischofsburg. Sie ist ein mittelalterliche Burg- und Domkomplex aus dem 13. Jahrhundert. Nach der sowjetischen Besetzung Estlands 1940 wurde die Kirche für die Öffentlichkeit geschlossen. 1944 brachen Randalierer in die Kirche ein und zerstörten den Altar das Altargemälde, die Orgel, das Kirchengestühl und die Fenster. 1946 scheiterte ein Antrag der Bürger von Haapsalu, die Kirche unter sowjetischen Denkmalschutz zu stellen. Sie wurde seitdem als Kornspeicher benutzt. Erst seit 1979 wurde die Kirche wieder restauriert. Mit Wiedererlangung der estnischen Unabhängigkeit Anfang der 1990er Jahre wurde sie erneut geweiht und für die örtliche Kirchengemeinde der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche geöffnet. Leider kann ich sie mir nicht von innen ansehen, da sie gerade schließt. Da ich vorhin gesehen hatte, dass der Konsum bis 22.00Uhr geöffnet hat, mache ich mich auf den Weg dorthin. Ich kaufe mir eine kleine Dose Niveacreme, eine Dose Bier und eine Flasche Brause und gehe langsam zurück zum Hotel. Unterwegs sehe ich wieder ein Internet Schild. Ich gehe hin und frage danach. Die Antwort ist wie immer: „ It doesn´t work.“ Es ist kurz vor 19.00Uhr als ich im Hotel ins Restaurant gehe. Wieder bin ich der einzige Gast. Ich bestelle Schnitzel überbacken mit Tomaten und Creme Fraiche drauf, dazu Kartoffeln und geschmortes Gemüse. Zu trinken nehme ich ein Saku. Es schmeckt richtig gut. Kaum habe ich aufgegessen, liegt auch schon die Mappe mit der Rechnung auf meinem Tisch. Ich bezahle und gehe auf mein Zimmer. Dort zappe ich im TV zwischen MTV und super RTL hin und her. Um 21.00Uhr bleibe ich auf Super RTL bei Monk hängen. So langsam werde ich müde und mache den Fernseher aus. Schlafen kann ich aber nicht, da meine Beine kitzeln und ich mich von einer auf die andere Seite wälze. Fernseher wieder an aber ich gucke nicht, sonder versuche, wie es zu Hause immer ist, mit Fernsehen einzuschlafen. Nach einer Weile merke ich, dass das auch nichts bringt und mache den Apparat wieder aus. Heute bin ich 52,5km gefahren.

29.08.2011

Schon gegen 7.00Uhr wache ich zum ersten Mal auf. Dann wieder um 9.00Uhr. Ich stehe auf, wasche mich und gehe zum Frühstücken. Das Buffet ist im Restaurant aufgebaut und wieder bin ich alleine. Kurze Zeit später kommen aber noch vier Gäste hinzu. Ich gehe mal davon aus, dass ich heute zum letzten Mal in einem Hotel übernachtet habe. In Tallinn muss es ein Hostel sein, denn bei drei Übernachtungen ist mir das zu teuer. Heute versuche ich neben Kaffee, Weißbrot und Käse auch mal wieder etwas Matjes. Leider ist es kein Matjes, sondern Rollmops in kleinen Stücken und der schmeckt gar nicht. Nach dem Frühstück bezahle ich und mache mich um 10.30Uhr auf den Weg. Am Ortsausgang von Haapsalu muss ich auf die andere Straßenseite, weil da der Radweg weiter geht. Von links kommen ein paar Radler auf Rennrädern. Als sie vorbeifahren sehe ich, dass es die von der Fähre von Triigi nach Söru sind. Auch sie erkennen mich und wir grüßen uns. Der Radweg scheint neu zu sein und geht neben der Hauptstraße entlang . Nach 8km biege ich links auf eine andere Straße ohne Radweg ab. In Linnamäe kaufe ich in einem Lebensmittelladen einen großen Müsliriegel und einen Erdbeer-Joghurtdrink. Der Joghurtdrink wird sofort vernichtet. Unterwegs sehe ich zwei Storchennester, aber leider sind keine Störche mehr drin. Dann steht ungefähr 200 Meter vor mir ein Schäferhund auf der Straße und guckt mich an. Ich rufe ihn und er kommt Schwanz wedelnd auf mich zu. Ein gutes Zeichen, denke ich, wenn der Schwanz hin und her geht. Und tatsächlich, er schnüffelt nur an meinem Bein und den Fahrradtaschen und läuft wieder weg. War das ein Zollhund und der hat mich nach Drogen abgeschnüffelt? Ich werde es wohl nie erfahren. Zehn Minuten später fahre ich an einem Hof vorbei an dem ein Hund an der Kette liegt und das ist auch besser so. So wie der sich aufführt, ist der total aggressiv und hätte bestimmt nicht nur geschnüffelt.

In Riguldi Rickul mache ich wieder in einem Bushaltestellenhäuschen eine Pause und esse den Müsliriegel. Die ganze Zeit bellt, hinter mir auf dem Grundstück, ein Hund. Ich kann ihn kaum sehen, da das Gras so hoch ist. Bei diesem Hund hört sich das Bellen aber nicht böse an. Es nervt aber trotzdem und so mache ich mich wieder auf den Weg.

Der Bus steht zum Verkauf. Mit ein etwas Farbe sieht er aus wie neu

Ab Tuksi / Bergsby geht es für die nächsten 14 km nur noch auf unbefestigten Wegen weiter. Ich befinde mich im Erholungs- und Schutzgebiet Nõva in der Niederung von Westestland. Dies wurde zum Schutz der Küstenlandschaften und Pflanzengemeinschaften von Nordwestestland zum Schutzgebiet ausgewiesen, es umfasst große Sumpfgebiete, Waldbestände und Sandstrände. Die Wälder sind reich an Heidel- und Preiselbeeren sowie Pilzen. Die ersten paar Kilometer geht es noch ganz gut zu fahren, dann kommen die ersten Schlaglöcher, die ich immer noch umfahren kann und später wird der Weg immer enger und schlechter. Teilweise sehr matschig und ausgefahren, da hier LKW`s zu einer Baustelle fahren. Mitten im Wald baut jemand auf der linken Seite ein großes Haus und ist gerade beim Keller angekommen. Auf der rechten steht bereits das Gerippe für ein großes Holzhaus. Kurz vor Nova geht der unbefestigte Weg endlich wieder in eine Teerstraße über und das Fahren wird angenehmer. In Nova hoffe ich eine Unterkunft zu finden. Auf den ersten Blick kann ich nichts erkennen, was auf eine Pension oder ein Hostel hinweist. Ich müsste eventuell weiter in den Ort fahren und nicht auf der Hauptstraße bleiben, denke ich, fahre aber weiter. Plötzlich sehe ich auf der linken Seite einen I-Punkt. Ich gehe hinein und frage nach einem Hostel. Die Frau fragt, ob es nur für eine Nacht ist. „Yes“, sage ich. Sie klappt ein Prospekt auf, zeigt auf eine Holzhütte und sagt, dass das ihre ist. Die Übernachtung würde €16,00 kosten, allerdings ohne Frühstück. „It´s ok“, sage ich. Ich muss zwar wieder zwei bis drei Kilometer zurück fahren, aber das stört mich nicht. Sie erzählt mir, dass sie in zehn Minuten Feierabend hat und auch mit dem Rad hier ist. Also fahren wir gemeinsam zur Hütte. Unterwegs fragt sie mich, ob ich etwas zu essen dabei habe. „No“, sage ich. „Ok“, sagt sie und zeigt auf ein Gebäude. „Da ist ein Lebensmittelladen.“ Ich soll dort einkaufen und sie würde an der Hütte auf mich warten. Gesagt, getan. Sie biegt rechts ab und ich fahre einkaufen. Im Laden überlege ich, was ich denn kaufen will. Hätte ich gewusst, dass es in der Hütte einen Herd gibt, hätte ich ein Dosengericht gekauft. So entscheide ich mich für Brot, Matjes, Mettwurst, Fleischwurst und eine große Flasche Cola. Dann geht’s ans Hütte suchen. Sie hat mir zwar erklärt, wo sie ist, aber so richtig habe ich sie dann doch nicht verstanden. Ich gucke mir noch einmal das Bild auf dem Prospekt an und gucke dann während der Fahrt immer nach links und rechts, ob ich eine Hütte sehe. Als ich schon denke, dass ich zu weit gefahren bin, sehe ich sie auf der linken Seite. Die Frau sitzt auf der Terrasse und wartet bereits auf mich. Die Hütte ist ein Traum. Vier Betten, eine Single-Küche, ein Esstisch mit vier Stühlen, eine Dusche und eine Toilette. Und das Beste ist, ich habe die Hütte für mich alleine. Auch hier muss ich sofort bezahlen. In den Küchenregalen stehen sogar drei Sorten Tee, Reis, Mehl und Gewürze. Ich packe erst mal meine Sachen in die Hütte und setzte mich auf eine Holzbank, mit Holztisch davor und esse etwas. Es ist absolut gemütlich hier. Rechts von mir gibt es eine Hängematte in die ich mich nach dem Essen reinlegen möchte. Leider ist sie vom Regen total durchnässt.

Nach meinem Festmal gehe ich duschen und mache einige Fotos von der Hütte und gehe etwas spazieren. Am Wegrand steht ein Schild mit einem Pfeil drauf „To the beach“. Na, da geh ich doch mal hin, denke ich und mache mich auf den Weg. Ein Stück vom Weg fühlt sich an, als ob ich auf einer weichen Matte gehe, so weich ist der Boden hier, dann geht es auf Brettern weiter. Immer wieder muss ich die Mücken verjagen, die um mich rumschwirren und mich auch stechen. Nach 15 Minuten ist der Strand immer noch nicht in Sicht und ich beschließe umzudrehen. Überall wächst hier Heidekraut und im letzten Moment sehe ich auf dem Weg eine Blindschleiche und mache einen großen Schritt, um nicht darauf zu treten. Wie in der Heide denke ich. Wieder an meiner Hütte angekommen, koche ich mir einen Tee, setzte mich auf die Terrasse und schreibe auf, was so den Tag über passiert ist. Es dauert nicht lange und es fängt an zu regnen. Also rein in die Hütte. In dem Prospektvon der „Hütten-Frau“ sehe ich, dass es in Laulasmaa zwei Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Gut zu wissen für den nächsten Tag. Der Regen wird immer doller und geht in einen Wolkenbruch über. Da ich nichts mehr zu lesen, den Bericht von diesem Tag fertig, die Strecke für Morgen festgelegt habe und sogar in eine estnische Klatsch-Zeitung, die hier lag, geguckt habe, fange ich an ein paar Spiele auf meine Handy zu spielen. Um 20.00Uhr gehe ich ins Bett und spiele immer noch. Es kann süchtig machen. Heute bin ich 56,5km gefahren.

30.08.2011

Die Nacht war durchwachsen. Ich stehe gegen 9.00Uhr auf und frühstücke. Matjes, Wurst, Brot und dazu Cola. Lecker. Dann, so um 10.00Uhr, packe ich meine Sachen und fahre los. Da das Wetter nicht so berauschend ist, ziehe ich heute zum ersten mal mein Jeans an. Die Regenwolken hängen drohend über mir, behalten das Wasser aber in sich. In Kase entscheide ich mich für eine Abkürzung und spare fast 6km. Es geht fast nur durch Wälder, die durch einige Lichtungen, auf denen Häuser stehen, unterbrochen werden. In Harju-Risti würde ich gerne einen Kaffee trinken, aber leider gibt es hier nichts, wo ich einen bekomme. Nach 8km mache ich am Kloster Padiese halt und schaue mir die verfallene Ruine an. Das Restaurant, das im ehemaligen Herrenhaus Padiese untergebracht ist, sieht so nobel aus, dass ich weiter fahre. Ein paar Minuten später sehe ich ein kleines Restaurant. Dort esse ich Kebab mit Pommes und trinke eine Cola. Frisch gestärkt fahre ich weiter an der Kirche Madise vorbei Richtung Paldiski. Auf dieser Straße treffe ich auch alte Freunde wieder. Hier fahren die LKWs zum Hafen von Paldiski. Kurz vor Paldiski muss ich rechts ab und nach einem Kilometer wieder nach rechts. Das blöde ist nur, dass die LKWs hier auch lang fahren. Ich werde sie nicht los. Kurz vor Kloogarnna fängt es an zu regnen und ich ziehe meine Regensachen an. In Kloogarnna gibt es einen Wasserfall, den ich mir angucken möchte. Leider ist der Weg dorthin nicht ausgeschildert und so fahre ich weiter nach Laulasmaa und will nach den beiden Übernachtungsmöglichkeiten suchen, die ich am Abend vorher im Prospekt gefunden habe. Ich sehe nur ein Schild mit dem Hinweis, dass es nach 300 Metern links ab geht zum Spa-Hotel. Es ist ein riesen Komplex. Hinter dem Empfangstresen stehen zwei Damen. Ich frage nach einem Zimmer für eine Nacht. „Ja“, sagt sie, „das kostet €87,00.“ Mir fällt die Kinnlade runter und ich sage, dass das zu teuer für mich ist und ob es hier noch ein Hotel geben würde. „Aber das ist für zwei Personen und sie können das Schwimmbad und unsere Saunen auch benutzen“, sagt sie zu mir. Ich gucke um mich rum und sage zu ihr: „Ich bin aber alleine.“ Dann spricht sie mit einer Kollegin, die neben mir steht. Die greift zum Telefon und ruft irgendwo an. Kurzum, ich bekomme das Zimmer für €59,00 und darf trotzdem das Schwimmbad und die Saunen benutzen. Mein Rad fahre ich mit dem Fahrstuhl in den Keller. Das Zimmer ist nicht gerade groß, aber es reicht. Hier liegen sogar Bademäntel auf den Betten. Ich dusche und erkunde anschließend erst einmal das Hotel und suche den Weg zum Schwimmbad. Um 17.00Uhr ziehe ich mir meine Badehose und den fünf Nummern zu großen Bademantel an, nehme ein Badehandtuch und mache mich auf den Weg zum Schwimmbad und den Saunen. An den Saunen, in denen sich niemand befindet, angekommen, hänge ich meinen Bademantel an einen Haken, ziehe die Badehose aus und gehe mit meinem Badehandtuch, welches ich auf die Saunabank lege, in die selbige. Nach gefühlten zwanzig Minuten, gehe ich raus und stelle mich unter die kalte Dusche. In diesem Moment kommt eine Mutter mit ihren Kindern vorbei und geht mit Badeklamotten in eine andere Sauna. Aha, denke ich, also mit Badesachen in die Sauna. Komisch, aber beim nächsten Mal weiß ich Bescheid. Ich schwimme ein paar Bahnen und gehe anschließend mit Badehose erneut in die Sauna. Wieder bin ich alleine hier. Diesmal gehe ich aber anschließend nicht unter die Dusche, sondern in ein kleines Becken neben der Sauna. Anschließend wieder ein paar Bahnen schwimmen und danach auf eine Liege und ausruhen. Dann macht sich mein Magen bemerkbar. Als ich auf die Uhr sehe, ist es bereits 18.30Uhr. Ich packe meine Sachen zusammen, gehe auf mein Zimmer, dusche und anschließend marschiere ich ins Restaurant.

Die Karte ist sehr übersichtlich. Ich entscheide mich für etwas, von dem ich annehme, dass es Tatar auf irgendetwas ist, dazu Fisch und Salat zum Trinken bestelle ich eine Cola. Als die Cola kommt, denke ich schon: „Na Du bist aber klein ausgefallen.“ Dann bekomme ich einen Korb mit Brötchen und Brot, dazu Kräuterbutter und eine Löffel mit etwas drauf, was so groß ist wie eine Walnuss, und ein Anchovi Ttrüffel, wie mir die Kellnerin sagt. Ich fange gleich mit dem ersten Brötchen an und esse anschließen den Anchovi Trüffel. Dann kommt der Hauptgang und als ich es vor mir stehen sehe, denke ich: „Sehr übersichtlich angeordnet das ganze.“ Was ich bestellt habe, ist Fisch-Tartar auf einer Art Knäckebrot, mit Salat, auf dem irgendwelche kleinen Blätter von Blumen liegen, sehen aus wie kleine Stiefmütterchen, und dazu eine schwungvoll angerichtete weiße Soße. Da ich richtig Hunger habe, esse ich alles auf, sogar die Blüten. Satt macht es mich aber nicht so richtig. Auch die Brötchen, das Brot, in dem übrigens Kirschen waren, habe ich verputzt. Bezahlen muss ich für das Meisterwerk inkl. Cola €10,00. Da habe ich, für die Hälfte, am Mittag eine große Kebabplatte mit Pommes und Cola bekommen.

Übersichtlich angerichtet

Auf dem Zimmer gucke ich auf VIVA irgendwelche bekloppten Serien, bevor ich das Licht ausmache und versuche zu schlafen. Um 0.30Uhr stehe ich auf, ziehe den riesen Bademantel an und gucke ob ich bei dem Kiosk am Schwimmbad einen Getränkeautomat finden kann. Fehlanzeige, da laufen nur die Putzfrauen rum. Zurück auf dem Zimmer trinke ich mein Wasser, das ich noch habe. Heute bin ich 55km gefahren.

31.08.2011

Ich mag die Gardinen gar nicht aufmachen, da ich annehme, dass es regnet. Ich öffne sie trotzdem und sehe ein paar blaue Flecken und viel Wolken, aber es regnet nicht. Heute ist ein besonderer Tag. Ich werde heute mein Ziel Tallinn erreichen. Vorher muss ich aber noch ein paar Kilometer strampeln. Im Restaurant ist ein Frühstücksbuffet aufgebaut. Als ich mir einen Kaffee an der Maschine neben will, kommt eine Dame und möchte meine Zimmernummer wissen. Ich sage sie ihr und sie zieht ab. Ich nehme an, sie will es prüfen und warte noch. Als sie nicht wieder kommt, nehme ich mir eine Tasse, drücke auf den Kaffeeknopf und bekomme eine viertel Tasse voll Abwaschwasser. Ich gebe der Dame von eben ein Zeichen und sie kommt angelaufen. Sie fragt, was ich möchte, zieht wieder ab und kommt mit einer Tasse Kaffee zurück. Es kommt noch eine Frau und beide hantieren an der Maschine rum. Ich suche mir einen Tisch und schreite dann das Buffet ab, um zu sehen, was es alles gibt. Ich stecke zwei Scheiben Toast in den Toaster, die der aber nur von einer Seite toastet, nehme mir zwei Scheiben Käse und Butter und gehe zu meinem Tisch. Beim zweiten Gang nehme ich nur einen Mohn-Joghurt mit. Würde gerne noch einen Kaffee trinken, habe aber Angst, dass ich die Maschine erneut kaputt mache. Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen und fahre mit dem Fahrstuhl in den Keller. Leider ist der Raum, in dem ich gestern Abend mein Rad gestellt habe, geschlossen und ich kann ihn mit meiner Zimmerkarte nicht öffnen. So gehe ich zur Rezeption und bitte die Dame von gestern Nachmittag, mir den Raum zu öffnen. Ich stelle mein Rad auf den Kellergang, befestige die Taschen auf dem Gepäckträger, schiebe das Rad in den Fahrstuhl und fahre eine Etage höher. An der Rezeption gebe ich meine Zimmerkarte ab und mache mich auf den Weg zu meiner letzten Etappe. Bis nach Keila-Joa, wo ich mir einen Wasserfall angucke, geht es ganz gut zu fahren. Dann verlangt mir die Strecke bis nach Tabasalu jedoch noch einiges ab. Hier bekomme ich es mit den ersten Steigungen auf meiner Tour zu tun. Dazu kommt noch, dass ich heute nur Gegenwind habe. Kurz vor Naage mache ich an einem Parkplatz eine Pause. Hier habe ich einen herrlichen Blick auf die Ostsee. Weiter geht es bergauf, bergab und wenn es mal wieder gerade weiter geht, muss ich gegen einen mächtigen Gegenwind ankämpfen. Ich fahre am Ortsschild Tabasalu vorbei und bevor ich eine schöne abschüssige Straße runter fahre, halte ich an. Am Horizont sehe ich einige Hochhäuser. Eine Frau die mit einem Kinderwagen an mir vorbeigeht, spreche ich an und frage sie, ob das bereits Tallinn ist. „Yes“, sagt sie, „these are the highest buildings of the new town in Tallinn.“ Ich bedanke mich und fahre weiter. Nach ungefähr drei Kilometern fahre ich am Ortseingangschild von Tallinn vorbei.

Bevor ich aber ins Stadtzentrum fahre und mich nach einem Hostel umsehe, besuche ich noch das estnische Freilichtmuseum Rocca al Mare, was sich, wie ich finde, irgendwie spanisch anhört. Ab Mai 1957 ließ die Tallinner Stadtverwaltung in Rocca al Mare ein großes Freilichtmuseum für estnische Landkultur anlegen. 1964 wurde das Estnische Freilichtmuseum (estnisch Eesti Vabaõhumuuseum) offiziell eröffnet. Es hat heute eine Fläche von 84 Hektar. Das Freilichtmuseum präsentiert alte estnische Gutshöfe, Bauernhäuser, Fischerunterkünfte und Windmühlen aus allen Regionen Estlands. Die 79 Gebäude zeigen das ländliche Alltagsleben und die estnische Landkultur von 1750 bis Anfang des 20. Jahrhunderts mit zahlreichen Gerätschaften und Inventar. Dort treffe ich auf vier Deutsche. Zwei Frauen, ein Mann und ein Junge. Die Frau und der Junge kommen aus der Nähe von Dortmund und sind zu Besuch hier. Die beiden anderen leben im Sommer auf Saaremaa in der Nähe von Panga, wo ich im Tauch Ressort in der Holzhütte übernachtet habe. Ich fahre mit dem Rad das Gelände ab und schaue mir die Gebäude an. Nach dem Besuch im Museum fahre ich ins Zentrum von Tallinn.

Auf meiner Karte gibt es zwei I-Punkte. Einen mitten in Tallinn und einen außerhalb. Ich mache mich auf den Weg zu dem in Tallinn, kann ihn aber nicht finden. Ich frage ein junges Mädel, das da rumsteht und Flyer verteilt, ob sie weiß wo der I-Punkt ist. Sie meint er wäre in der Oberstadt. So schiebe ich mein Rad eine mächtige Steigung hoch. Oben angekommen finde ich den I-Pinkt auch sofort. Blöd ist nur, dass es sich nur um eine Karte handelt, die in einem Glaskasten hängt. Also wieder runter in die Unterstadt. Ich gehe an dem Mädel vorbei und schüttle nur den Kopf. Sie grinst mich an und verteilt weiter ihre Flyer. Ich laufe weiter durch das von Touris überflutete Tallinn. Dann sehe ich eine Rikscha-Fahrerin. Sie frage ich nach einem Hostel oder Hotel. „Yes, along the road on the left side.“ Ich bedanke mich und finde es sofort. Es ist ein Hotel. An der Tür muss ich klingeln. Es meldet sich jemand durch die Gegensprechanlage. Ich frage nach einem Zimmer und den Preis. Ein Zimmer haben sie, und es kosten €68,00. Das ist mir zu teuer sage ich und laufe weiter. Nun frage ich einen Rikscha-Fahrer, dass ich ein Hostel suche aber keine Hotel. Er guckt auf meinen Stadtplan und erklärt mir, wo es ein Hostel gibt. Natürlich verlaufe ich mich. Dann sehe ich einen Taxistand und frage da nach einem Hostel. Der Fahrer erklärt es mir richtig gut und zeigt mir auf der Karte, welche Straße es ist. Ich muss zur Straße Tuukri p. Ich finde es rechts schnell. Dort bekomme ich ein Zimmer für €45,00 die Nacht. Ich wollte zwar nicht so ein teures Zimmer nehmen, habe aber keine Lust mehr noch weiter zu suchen. Das Zimmer ist ganz ok, aber das Bett ist der Kracher. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es knackt und scheppert bei jeder Bewegung. Für ein frisch verliebtes Paar würde das mal gar nicht gehen. Ich dusche und da es noch recht früh am Nachmittag ist, mache ich mich auf den Weg in die Stadt. Ich schlendere ziellos durch die Unterstadt und mache ein paar Fotos. Zum genauen Angucken von Tallinn habe ich ja noch zwei Tage Zeit. Auf dem Rückweg entdecke ich ein Hostel, in dem das Zimmer nur €25,00 kostet und die Zimmer sehen auf den Fotos, die in einem Fenster hängen, ganz nett aus, aber jetzt ist es zu spät. Auf dem Weg in die Stadt habe ich ein türkisches Restaurant gesehen, keine 200 Meter von meiner Unterkunft entfernt. Da gehe ich jetzt zum Essen hin, beschließe ich. Ich bestelle Hackfleisch mit Pommes und einer Cola. Es dauert fast 30 Minuten, dann bekomme ich eine riesen Portion vorgesetzt. Als ich aus dem Fenster gucke, sehe ich in Spiegelschrift die drei Buchstaben „XXL“. Nun ist mir klar, warum die Portion so groß ist. Ich gebe alles, schaffe es aber nicht den Teller leer zu bekommen. Ich bezahle €8,50 gehe zu meiner Unterkunft. Auf meinem Zimmer schreibe ich alles von diesem Tag auf. Ich muss sagen, obwohl die Tour wunderschön war, ist es doch ein gutes Gefühl, dass ich am nächsten Tag mal nicht meine Fahrradtaschen packen muss. Heute bin ich 26,5km gefahren.

01.09.2011

Ich habe nicht so gut geschlafen. Immer wieder habe ich jemanden auf dem Flur gehört und wenn da Ruhe war, habe ich mich in meinem Bett bewegt und das Bett war laut. Um 9.30Uhr gehe ich zum Frühstücken. ES GIBT MARMELADE!!!! Ich bin begeistert. Ich frühstücke ganz in Ruhe. Heute und morgen habe ich sehr viel Zeit. Gestern habe ich einen roten Doppeldecker Bus gesehen, der Stadtrundfahrten anbietet. Da möchte ich heute mit fahren. Nach dem Frühstück gehe ich los und finde gleich die Haltestelle am Viru Center. Die Fahrt kostet €13,00. Ich darf mich leider nicht nach oben setzten. Um 10.30Uhr soll es los gehen. Da kommt der Fahrer und sagt mir, dass ich doch bitte den Bus wechseln möchte. Ich verstehe zwar nicht warum, aber hier kann ich mich nach oben setzten. Ich bekomme einen Kopfhörer und ab geht die Fahrt. Auf dieser Fahrt erlebt man, dass es in Tallinn auch noch anderes als die Altstadt gibt. Nicht alles, was man in den Außenbezirken sieht ist im touristischen Sinne schön, aber nichts desto trotz wirklich sehenswert. Unter anderem geht es an einer Sängerbühne vorbei. Sie ist so groß, dass beim Sängerfest 2009 ein Chor aus 18.000 Sängern bestand. Nach einer Stunde kommen wir wieder am Ausgangspunkt am Viru Center an.Die Leute, die ich im Freilicht Museum getroffen habe, haben mir gesagt, dass ich mir den Russen Markt angucken soll. Leider finde ich ihn nicht und lande wieder in der Altstadt. Ich bezahle €2,00, damit ich auf den Kirchturm der Oleviste Kirche gehen und mir Tallinn von oben angucken kann. Der Weg führt über eine Steinwendeltreppe nach oben. Weit bin ich noch nicht gekommen, da bekomme ich weiche Knie und drehe wieder um.

Ich habe noch ein kleines Problem. Ich muss noch irgendeine Möglichkeit finden, bei Ryanair online einzuchecken und den Beleg auszudrucken. Plötzlich sehe ich den I-Punkt. Dort frage ich nach einem Internet Café. Die Frau zeigt mir auf meinem Stadtplan, wo ein weiterer I-Punkt ist, in dem man aber nur Busfahrten und Ausflüge buchen kann. Dort soll es einen kostenlosen Internetzugang geben. So ist es auch. Ich checke ein und lasse mir den Buchungsbeleg ausdrucken. In der Oberstadt möchte ich mir die Orthodoxe Kirche ansehen. Es ist die Alexander-Newski-Kathedral. Wie in Riga, fängt es auch hier an zu regnen als ich hinein gehe. Auch hier ist fotografieren verboten. Sie ist Tallinns größte und prachtvollste Kuppelkathedrale. Die große und aufwändig dekorierte orthodoxe Kirche vereint historische Stile. Sie wurde 1900 während der russischen Zarenherrschaft in Estland auf dem Domberg erbaut. Die gut gepflegte Kathedrale ist das prachtvollste orthodoxe Sakralgebäude in Tallinn. Im Glockenturm der Kirche befindet sich das mächtigste Glocken-Ensemble Tallinns. Es besteht aus 11 Glocken, die 15 Tonnen wiegen. Vor Gottesdiensten kann man das Läuten des gesamten Ensembles hören. Das habe ich leider nicht erleben dürfen. Die Innenausstattung mit vielen Mosaiken und Ikonen ist beeindruckend und mehr als sehenswert. Als ich wieder raus komme, regnet es immer noch. Vor der Kathedrale stehen drei alte Frauen mit Plastikschalen in der Hand im Regen und betteln. Arm und reich liegen hier ganz dicht beieinander.

Der Regen lässt etwas nach. Da ich keine Lust habe, hier noch länger zu stehen, gehe ich weiter. Wieder in der Unterstadt angekommen, setze ich mich auf dem Marktplatz auf die Terrasse eines Restaurants und bestelle einen Kaffee. Die Bedienung bringt mir eine Tasse und ich muss €3,80 bezahlen. Dann starte ich eine zweiten Versuch, um den Russen Markt zu finden. Diesmal habe ich Glück. Er ist viel kleiner als der Markt in Riga. Da ich heute nicht zum Essen gehen möchte, kaufe ich mir hier Obst, Käse, Wurst und Brot. Eigentlich habe ich vor nach Hause zu gehen, aber da es aufgehört hat zu regnen, gehe ich wieder in die Stadt. Ich höre meinen Magen knurren. Vor einem ukrainischen Restaurant bleibe ich stehen und gucke mir die Speisekarte an. Die Preise sind ganz annehmbar und ich gehe hinein. Es ist total gemütlich. Ich bestelle einen „Chicken salad with walnuts and brynza“ (Geflügelsalat mit Walnüssen und Schafkäse ), dazu einen Rotwein. Ich sitze hier in Sesseln, die mit dicken Decken belegt sind. Der Salat schmeckt richtig gut und der Rotwein (leider haben sie nur italienischen und chilenischen im Glas) passt auch gut dazu. Ich bezahle €9,50. Als ich aus dem Restaurant komme, kommt mir ein Mann mit einem kleinen Jungen entgegen. Der Junge hat einen Anzug an und ein Mütze auf. Das habe ich bereits heute morgen gesehen. Mir sind viel kleine Kinder, aber auch schon ältere begegnet, die mit Erwachsenen aus Kirchen oder Restaurants kamen, schick angezogen waren und Blumen in der Hand hielten. Ich spreche den Mann an und frage ihn nach dem Grund. Er erklärt mir, dass heute, am 01.09.2011, der erste Schultag nach den Sommerferien ist und heute auch die Erstklässler eingeschult werden.

02.09.2011

Stadtrundgang durch Tallinn

03.09.2011

Das Ende meiner Radtour ist gekommen. Hab mal wieder nicht gut geschlafen. Um 8.00Uhr stehe ich auf, wasche mich und gehe frühstücken. Anschließend packe ich die restlichen Sachen zusammen und befestige die Fahrradtaschen an meinem Rad. Um 8.50Uhr fahre ich los zum Flughafen. Mein Flieger startet zwar erst um 11.35Uhr, aber ich bin lieber etwas früher da, falls es noch Komplikationen gibt und außerdem muss ich ja noch mein Fahrradtaschenpaket schnüren. Um 9.20Uhr komme ich am Flughafen an und suche mir eine ruhige Ecke, in der ich mein Paket packen kann. Gerade als ich anfange, kommt ein Sicherheitsbeamter um die Ecke und guckt, was ich da mache. Er stuft mich wohl als nicht gefährlich ein und geht wieder. Nachdem mein Paket gepackt ist (hoffentlich wiegt es nicht mehr als 20kg) schraube ich noch die Pedalen ab und gehe zur Gepäckaufgabe. Es ist noch nicht so viel los und ich komme recht schnell dran. Als ich mein Paket auf die Waage lege, zeigt diese 20,5kg an. Mist, denke ich, aber es geht gut und ich brauche nichts für die 500g Übergewicht zu bezahlen. Dann muss ich wie in Bremen einen Wisch unterschreiben, dass, wenn etwas am Fahrrad kaputt geht, Ryanair nicht haftet. Dann klebt die Dame vom Schalter eine Bandarole an mein Rad und meint, dass ich es einpacken soll. „Nein“, sage ich, „in Bremen brauchte ich es auch nicht einzupacken und ich habe doch das Schriftstück unterschrieben.“ Das leuchtet ihr ein und ich darf Fahrrad und Paket zum Schalter für Sperrgepäck bringen. Da stelle ich beides ab und gehe dann gleich durch die Zollkontrolle. Auch hier ist es wie in Bremen. Ich muss den Rucksack aufmachen. Alles ist gut und ich darf durch. 

Dann ist es endlich soweit und wir dürfen in den Flieger. Wieder habe ich das Glück, dass ich einen Fensterplatz bekomme. Mit etwas Verspätung heben wir in Tallinn ab. Der Flug ist sehr langweilig, ich habe nichts mehr zu lesen und draußen passiert auch nichts. In weiter Entfernung sehe ich ein weiteres Flugzeug. Dann endlich gibt der Kapitän die Mitteilung durch, dass wir uns gleich im Landeanflug auf Bremen befinden. Um 1l.40Uhr landen wir. Es ist total warm hier. In Tallinn waren es mal gerade 18C° und hier sind es bestimmt 26C°. Ich nehme mein Paket vom Band, hole mein Rad aus einer Ecke und baue alles zusammen. Als letzter verlasse ich die kleine Ankunftshalle. Hier schließt sich nun der Kreis. Vor siebzehn Tage hat hier mein Abenteuer Baltikum-Radtour begonnen und nun endet es hier. Jetzt muss ich nur noch zum Bahnhof fahren und dann mit dem Zug nach Melle.