Radtour in Masuren vom

10.08.2018 bis zum 19.08.2018

 

Die Tour beginnt und endet in Olsztyn (Allenstein)

08.08.2018

Das Auto ist gepackt und nun geht es los. Da mir die Strecke bis Osztyn zu lang ist, fahre ich bis Frankfurt/Oder. Hier habe ich schon ein Zimmer im Hotel Gasthof "Goldener Hahn" in der Nähe der Autobahn gebucht. Die Fahrt ist ganz entspannt und ich komme am frühen Nachmittag an. Da mein Zimmer ebenerdig ist und eine kleine Terrasse hat, nehme ich mein Rad mit ins Zimmer. Sicher ist sicher. Das Hotel liegt in einem Gewerbegebiet und wer weiß, wer da nachts so rumläuft. Anschließend fahre ich nach Frankfurt rein. Die Stadt ist total nichtssagend. Keine schöne Ecke. Der zentrale Platz sieht aus wie aus den sechziger Jahren. In einer Eisdiele gönne ich mir einen Eisbecher und fahre wieder zum Hotel zurück. 

09.08.2018

Gegen 9 Uhr gehe ich zum Frühstück. Das Buffet ist ganz ordentlich, nur die Butter hätten sie kühlen sollen. Sie zerfließt schon in der Verpackung. Anschließend bezahle ich und mache mich auf den Weg. Bis nach Polen sind es nur ein paar Minuten. Es ist erst 10 Uhr und wir haben schon 25 Grad. Das kann ja lustig werden. Zu trinken habe ich genug in meiner Kühltasche dabei. Kurz hinter der Grenze, die es nicht mehr gibt, tanke ich erstmal das Auto voll. Dann, die erste Mautstelle. Es ist nichts los auf der Bahn. Die Außentemperatur steigt im laufe des Tages bis auf 40 Grad an. Wohl dem, der eine Klimaanlage hat. Nach ca. sechs Stunden komme ich in Olsztyn an und finde mein Hotel recht schnell. Das Auto kann ich hier für die zehn Tage stehen lassen. Ich bringe nur die Waschsachen und die Klamotten auf´s Zimmer, die ich morgen brauche. Dann mache ich mich auf den Weg in die Stadt. Gleich neben dem Hotel ist ein Amphitheater, in dem eine große Bühne aufgebaut ist. Hier spielt gerade so eine Art Heavy-Metal-Band. Um 22 Uhr soll aber Schluss sein. Ich hole mir in der Stadt eine kleine Pizza und mache mich anschließend auf den Weg zu einem kleinen Biergarten. Hier eröffne ich die Radtour mit einem Bier. Prost!

 

Olsztyn

Tag 1

10.08.2018

Von Olsztyn nach Mragowo

 

(geplant: 64 km / gefahren: 89 km)

Um 10 Uhr starte ich meine Tour. Irgendwie finde ich nicht den richtigen Weg zu der auf meiner Karte angegebenen Strecke. Immer wieder laufe ich hin und her, gucke auf die Karte und Google Maps. Nach einer halben Stunde stehe ich an einer Straße, die auf meiner Karte auch angegeben ist. Ich komme am Kaufland vorbei und versorge mich mit Wasser. Es ist jetzt schon mächtig heiß. Mein Thermometer zeigt bereits 30 Grad an. Es geht aus Olsztyn raus und schon habe ich das erste Problem: Hier wird eine Autobahn gebaut und die Strecke, die auf meiner Karte angegeben ist, finde ich nicht mehr. Somit muss Google Maps ran. Ich vertraue der Technik und fahre auf einer sandigen Baustellenstraße immer neben der neuen Autobahn lang. Die Sonne brennt unerbittlich. Dann kommt mir das ganze doch etwas komisch vor. Ich drehe um und fahre die Sandpiste wieder zurück. Dann sehe ich einen kleinen Weg, der rechts abgeht. Das scheint der auf meiner Karte sein, sicher bin ich mir aber nicht. Das Navi sagt: "Jetzt links abbiegen!" Links ist aber ein tiefer Graben. Ich ignoriere es und fahre weiter. An einer Gabelung bleibe ich stehen. Hier sind zwar zwei Häuser, aber niemand, den ich fragen kann. Dann kommt ein Auto, ich halte es an und frage nach dem Weg zum nächsten Ort, der auf meiner Karte ist. Der Typ zeigt mir den richtigen Weg und nach einer Stunde bin ich wieder auf Kurs. Normalerweise hätte ich vielleicht 20 Minuten gebraucht. An einem Bushaltestellenhäuschen mache ich eine Pause. Es sind mittlerweile 34 Grad.

Die versch.... Autobahnbaustelle

Hier frage ich den Typ im Auto nach dem Weg

Erste Pause und wieder auf dem richtigen Weg

In Klebark Wielki kaufe ich mir in einem kleinen Laden etwas zu essen und eine Cola. Nach einer Pause geht es weiter. Mittlerweile ziehen die ersten dunklen Wolken auf. Es ist aber immer noch sehr warm. In Julianowo mache ich an einer Bank eine Pause. Ein älterer Herr kommt zu mir. Er kann weder Deutsch noch Englisch. Mit Händen und Füßen fragt er, wo ich hin möchte. Ich zeige es ihm auf meiner Karte. Er gibt mir zu verstehen, dass der Weg nicht gut sei und ich solle einen anderen fahren. Der ist aber nicht ganz auf meiner Karte angegeben. Er dreht sich um und winkt mir zu, dass ich ihm folgen soll. Es geht in einen Garten und ich denke schon, er möchte mir etwas zu trinken geben. In einem Gartenhäuschen gibt er mir dann eine große Sonnenblume. Ich bedanke mich artig, weiß aber nicht was ich damit anfangen soll. Plötzlich fängt es mächtig an zu regnen und es donnert auch manchmal. Nach gut 20 Minuten ist der Spuk vorbei und ich verabschiede mich von ihm. Er zeigt mir noch, dass mein Weg doch der bessere ist. Ich bin gerade fünf Minuten unterwegs, da fängt es so schnell und doll an zu regnen, dass ich in ein paar Sekunden nass bin, als hätte ich geduscht. Unterstellen bringt auch nichts, da die Bäume nicht dicht genug sind. Also weiter. Es ist eine willkommene Abkühlung. 

Pause in Klebark Wielki

In Targowo halte ich an einem Bushaltestellenhäuschen an, weil wieder dicke Regenwolken aufziehen und ich nicht weiß, wann ich wieder so einen guten Schutz gegen Regen bekomme. Dort stehe ich eine halbe Stunde und in der Zeit regnet es ganz ordentlich. Ich merke schon, dass ich nicht mehr ganz so fit bin, aber ich muss noch gut 28 km fahren.

Am Ortseingang von Mragowo hole ich meine Unterlagen mit der Hotelliste aus der Packtasche, lege sie auf die Tasche und gebe die Adresse von meines Hotels bei Google Maps ein. Handy in die Lenkertasche und los geht´s. Ich bin schon fast 3 km gefahren, da halte ich an und will auf dem Navi gucken, ob ich richtig bin. Plötzlich sehe ich die offene Packtasche und meine Unterlagen sind weg. "Kacke!", denke ich. "Verloren!" Also umdrehen und wieder zurück. Zum Glück liegen sie da, wo ich am Ortseingang angehalten habe. In Mragowo sagt mein Navi: "Sie haben ihr Ziel erreicht." Blöd nur, dass ich an einem Kreisel stehe. Ich frage einen jungen Mann, wo die Straße Mlynowo ist. "Immer geradeaus und nach der Polizei rechts, das ist die Straße", sagt er mir. Nachdem ich schon eine ganze Zeit gelaufen und gefahren bin, frage ich an einer Eisdiele nochmal. Die nette Eisfrau gibt mir einen Stadtplan und zeigt mir, wo die Straße ist. Es kommt mir schon komisch vor, dass die Straße auf dem Plan Mlynowa heißt und nicht Mlynowo. Egal, ich finde sie und auch die Hausnummer 11. Es ist ein ganz normales Wohnhaus und nicht meine Unterkunft. Die nächste Frau, die ich frage, gibt mir zu verstehen, dass ich immer geradeaus und dann rechts fahren soll. Dass mache ich und komme immer weiter aus dem Ort raus. Dann rufe ich im Hotel an. der Mann am Telefon meint, dass es eigentlich einfach zu finden sei und die Adresse stimmt. Wenn ich Probleme habe soll ich noch mal anrufen. Ich gebe alles noch mal neu ins Navi ein und plötzlich findet es etwas. Zwar nicht die Hausnummer 11, aber eine ähnliche. So steht es im Navi. Ich fahre los, es dämmert schon. Die Straße wird zum Feldweg und plötzlich stehe ich auf einer Wiese. Das Navi sagt in 50 Metern links abbiegen. Da ist aber gar kein Weg. Ich drehe fast durch. Es wird immer dunkler. Zurück auf der Straße gebe ich die Adresse noch mal ein und da merke ich, dass es einen Ort gibt der Mlynowo heißt und die Straße ebenfalls. Mittlerweile ist es kurz nach halb neun. Dann komme ich in den Ort Mlynowo und suche die Hausnummer 11. Bei 13 ist Schluss und dann kommt eine Bundesstraße. Ich rufe erneut im Hotel an. "Sie müssen über die Bundestraße rüber, da geht der Ort weiter", sagt er. Um 21.00 Uhr komme ich endlich an. Es ist ein privat Haus, der Zimmer vermietet. Ein echt netter Kerl der sehr gut deutsch spricht. Ich bin völlig geschafft. Ohne Essen, ich habe auch gar keinen hunger, gehe ich sofort schlafen.

Agrohotelik

 (So heißt das wirklich)

Tag 2

11.08.2018

Von Mragowo nach Ketrzyn

 

(geplant: 47 km / gefahren: 37 km)

Ich wache auf und höre es schon: Es regnet ziemlich doll. Ich gucke auf die Wetter-App und die sagt den ganzen Tag Regen voraus. Ab morgen wieder Sonne. Ich kämpfe mich aus dem Bett und bin überrascht, wie gut es mir nach den 89 km gestern geht. Erstmal ab in die Dusche und dann zum Frühstück. Der "Herbergsvater" hat das Frühstück in der Gemeinschaftsküche hergerichtet. Diese Küche kann jeder Bewohner nutzen. Es gibt Tomaten, Gurken, Wurst, Käse, ein Ei, Marmelade und Kaffee. Richtig wie in einem ganz normalen Haushalt. Sieht lecker aus. Er leistet mir Gesellschaft und erzählt mir ein bischen über sich. Wie er dazu gekommen ist, zu vermieten, warum er so gut Deutsch spricht und über Gott und die Welt. Um halb zehn mache ich mich in voller Regenmontur auf den Weg. Im Kaufland hole ich mir etwas zu trinken. Heute möchte ich mir die Wallfahrtskirche Swieta Lipka ansehen und die Burg in Reszel. Der Herbergsvater hat mir allerdings gesagt, dass die Burg gerade renoviert wird und geschlossen ist. Somit spare ich mir heute 10 km. Kurz vor Swieta Lipka begegnen mir immer wieder Polizeiautos. Dann kurz vor der Kirche sind auf der linken Seite große Parkplätze auf Wiesen angelegt. Als ich an der Kirche ankomme -es regnet immer noch- sehe ich, was hier los ist. Eine Messe vor der Kirche unter freiem Himmel. Somit kann ich auch nicht rein. An einem Imbiss kaufe ich mir einen Burger. Dann fahre ich aber auch gleich weiter. Jetzt habe ich nur noch 14 km zu fahren. 

In Ketrzyn werfe ich wieder mein Navi an, fahre auch danach und stehe vor einem Wohnblock. Ich krame das Foto vom Hotel raus und merke schnell, dass es das nicht ist. Wieder muss ich fragen. Ein junger Mann, der gut deutsch spricht, erklärt mir den Weg und ich finde es auch gleich. "Sie haben ein Appartement gemietet", sagt mir der Herr an der Rezeption. "Das ist aber nicht hier im Haus. Ich komme mit und zeige es ihnen. Es ist nicht weit." Also stapfen wir los. "Da oben, das Haus, wo die Fenster offen sind, das ist es", sagt er. Es ist der Hammer. "Das ist so groß", sage ich als wir in dem Appartement stehen. Er grinst nur und nickt, gibt mir den Schlüssel und verschwindet. Die Putzfrau feudelt noch den Boden und macht sich dann auch aus dem Staub. Jetzt erkunde ich mein Reich. Am Abend gehe ich in dem Restaurant essen, in dem auch die Rezeption ist. Anschließend suche ich einen Supermarkt (Biedronka) und kaufe Chips und Cola. In der Wohnung verteile ich noch meine nassen Sachen zum Trocknen.

Tag 3

12.08.2018

 Von Ketrzyn nach Wegorzewo

 

(geplant: 40 km / gefahren: 40 km)

Hier bekomme ich heute Morgen ein leckeres Frühstück

Ungefähr 8 km hinter Ketrzyn erreiche ich die Wolfsschanze, das ehemalige Führerhauptquartier. Ich laufe fast zwei Stunden durch das Areal und muss sagen: Es ist ein beklemmendes Gefühl an so einem Ort zu sein. 

                                                Hier stand die Baracke, in der am 20 July 1944

                                               das Attentat auf Adolf Hitler verübt wurde

Bunker von Adolf Hitler

Hier ist gut zu sehen, was für eine Sprengkraft das gewesen ist, dass so ein Spalt entsteht

Nachdenklich fahre ich weiter.

Hier ist mein Zimmer so groß wie in der letzten Unterkunft mein Bett

Tag 4

13.08.2018

 Von Wegorzewo nach Gizycko

(geplant: 45 km / gefahren: 53 km)

Wie immer frühstücke ich zwischen 9 Uhr und 9.30 Uhr. Das Frühstück war gut. Alles dabei, was man so braucht. Anschließend packe ich meine Sachen und bringe sie vor die Garage, in der mein Rad steht. Leider ist sie abgeschlossen. Also wieder rein zur Rezeption. Keiner da. Ab in den Frühstücksraum. Da saß nur ein einzelner Gast, aber keiner, der mir die Garage hätte aufschließen können. Wieder zurück zur Rezeption. Alles dunkel. "Ok, was nun?", denke ich. Dann kommt aber eine Dame und schließt die Garage auf. Ich belade mein Rad und fahre los. Es geht ganz gut voran.

In Kuty halte ich an und schiebe mein Rad zu einem See runter. Hier gibt es einen Spielplatz und einen kleinen Strand. Es ist ganz nett hier. Kurz überlege ich, ob ich ins Wasser gehe, verwerfe den Gedanken aber gleich wieder, weil das Wasser nicht gerade sauber ist. Ich marschiere nur mit den Füßen rein und schiebe mein Rad anschließend wieder zur Straße hoch. 

Weiter geht es durch wunderschöne Alleen. Ein paar Kilometer weiter der nächste See. Hier ist das Wasser super sauber. Zuerst gehe ich ins Wasser, um ein paar Fotos zu machen, wobei meine kurze Hose schon nass wird. "Jetzt kann ich auch ganz rein gehen", denke ich. Also Klamotten bis auf die Radlerhose aus und rein ins Wasser. Zum Badehose suchen habe ich keine Lust. Es ist herrlich. Überhaupt nicht kalt und glasklar. Nach einer Fotosession ziehe ich mir meine andere Radlerhose an -und natürlich die restlichen Klamotten- klemme die nasse Hose auf die Packtasche zum Trocknen und fahre weiter.

In Kruklanki halte ich an und möchte etwas essen. Die beiden Frauen in dem Laden können nur Polnisch. Ich bekomme die Speisekarte, die leider auch nur auf Polnisch ist. Ich sage der einen Frau, dass ich eine Suppe möchte. Es stehen fünf verschiedene zur Auswahl. Leider weiß ich nicht, was sich hinter den Bezeichnungen verbirgt. Ich nehme gleich die erste auf der Karte. Sie heißt Roso. Was ich bekomme, weiß ich nicht. Nach kurzer Zeit bekomme ich meine Roso. Es ist eine klare Suppe mit Nudeln. Etwas lasch, aber sonst ganz gut. 

Mein Hotel für die nächste Nacht

Mein Abendessen. Piroggen gefüllt mit Fleisch und Käse. Zum Nachtisch ein Eis

Tag 5

14.08.2018

 Von Gizycko nach Ublik

(geplant: 45 km / gefahren: 45 km)

Heute ist Bergfest. Das heißt, die Hälfte habe ich geschafft bzw. habe ich noch vor mir. Gegen 10 Uhr breche ich auf. Da die Schwenkbrücke geöffnet ist und das noch 20 Minuten, fahre ich erst mal zum Hafen. Hier liegen einige schöne Boote und ich bekomme Lust, einen Urlaub auf einem Schiff zu machen, wie damals in Frankreich. Dann fahre ich los. Die ersten zwei bis drei Kilometer geht es auf einem Sandweg neben der Bundesstraße lang. Da es schwierig ist zu fahren, muss ich schieben. Nach dem Sandweg geht es auf der Bundesstraße weiter. Die Polen sind aber Radfahrern gegenüber rücksichtsvolle Autofahrer, und machen immer einen großen Bogen um einen oder warten hinter einem, bis von vorne nichts mehr kommt. Ich bin sehr überrascht. In Rydzewo mache ich Mittagspause. Ich bestelle eine Suppe, von der ich wieder nichts weiß. Sie steht auf der Karte an erster Stelle und heißt Zur oder Zurek. Ich setzte mich nach draußen und googele was es für eine Suppe ist. Google sagt:

Żur [ˈʒur] oder Żurek [ˈʒurɛk] (oberschlesisch: Saurer Jur; hochdeutsch: Sauermehlsuppe) ist eine aus der polnischen Küche stammende saure Mehlsuppe auf der Basis einer Sauerteigbrühe. Die Suppe kann mit Milch gefärbt (in der Fastenzeit) oder auch mit Fleisch, Gemüse oder trockenen Pilzen gekocht werden. Eine Möglichkeit ist, sie mit Wurst, geräuchertem Schweinespeck, Schweinerippchen oder Schweineschwänzen zuzubereiten. Zum Schluss wird ihr meist ein hart gekochtes Ei hinzugegeben.

Es dauert eine halbe Stunde, bis ich die Suppe bekomme. Aber das warten lohnt sich. Sie ist echt lecker. Dazu gibt es eine Scheibe frisches Brot.

Gut gestärkt geht es weiter. Erst ist der Weg noch ganz gut, aber das hält nicht lange an und es geht nur noch auf Kopfsteinpflaster oder Schotter-Sandwegen dahin.

Schön zu befahren ist das nicht

Ublik ist ein Hotel in Masuren in Orzysz, das Ihnen die Atmosphäre eines königlichen Schlosses bietet. Die klassische Architektur wird Sie in alte Zeiten versetzen. Sie werden eine Aura spüren, die Sie nirgendwo sonst erleben werden. In der malerischen Landschaft Masurens, in unserem Hotel, das einem Schloss ähnelt, werden Sie Ruhe finden und unvergessliche Momente erleben. Nehmen Sie Ihre Lieben mit und entspannen Sie sich - am Ende haben Sie es verdient. Freuen Sie sich auf einen Whirlpool, eine Sauna und ein Fitnesscenter.

 

 

So wird das Hotel auf der Internetseite angepriesen. Ich denke schon, dass ich nicht unbedingt da hin gehöre. Um kurz vor 15 Uhr komme ich an. Schon beim betreten denke ich, es ist irgendwie komisch hier. Ich stehe in einem Treppenhaus und muss erstmal die Rezeption suchen. Leider ist niemand da. Nach gut fünf Minuten kommt jemand und sagt mir, dass ich auf den Chef warten muss. Ich warte eine halbe Stunde. Dann kommt der Mann wieder gibt mir den Zimmerschlüssel und sagt, dass die Putzfrauen noch das Bett fertig beziehen müssen. Ich bringe meine Sachen auf´s Zimmer und denke mir, dass es hier aussieht wie in einer Jugendherberge. Im Treppenhaus und auf den Fluren stehen Staubsauger, Wäscheberge und Dinge, die in einem "königlichen Schloss" nicht dort stehen dürften. Dann schaue ich mich etwas im "Schloss" und der Umgebung um. Das Fitnesscenter ist ein Raum im Untergeschoss ohne Tür und sieht nicht einladend aus. In den Gängen alte wellige Teppiche, Lampen hängen schief und Leisten sind nicht richtig fest. Draußen ist es nicht anders: ungepflegter Garten, Terrasse und die Außenwände sind sehr schmuddelig. Nach 45 Minuten ist mein Bett immer noch nicht fertig. Ich spreche jemanden an der Rezeption an und er schickt sofort zwei Damen los. Nach fünf Minuten ist alles fertig. Das Zimmer ist sauber, aber der Zustand der Möbel und der Gardinen ist der Hammer. Das Bettlacken ist viel zu klein für das Bett, Löcher in der Gardine und in den Handtüchern. Scharnier im Schrank defekt. Es gab einen Wasserkocher, aber keine Tasse oder ein Glas. Ruhig gelegen ist es und die Gegend ist echt schön. Das Abendessen ist ein Buffet. Es gibt Käse- und Wurstplatten, Quarkspeise, Nudeln, Tomaten, Gurken usw. Also da gibt es nichts zu meckern. Ich unterhalte mich noch mit einem holländischen Pärchen, das schon zwei Tage hier ist. Sie meint, es wäre schon ein etwas anderes Hotel. Sie finden es lustig. Für eine Nacht ist es ok, aber nicht für länger.

Tag 6

15.08.2018

 Von Ublik nach Pisz

(geplant: 64 km / gefahren: 42 km)

Heute ist nicht mein Tag. Das merke ich schon beim Aufstehen. Ich muss mich aus dem Bett quälen und habe so gar keine Lust zum Fahrradfahren. Erstmal frühstücken, vielleicht wird es danach besser. Das Buffet sieht aus wie gestern Abend, nur dass die Nudeln durch Rührei ersetzt wurden. Aber es ist wieder gut. Nach einem Tomatenbrot und einer Schale Quarkspeise, packe ich meine Sachen und mache mich auf den Weg. Erstmal die fünf Kilometer zurück nach Cierzpiety. Dann folge ich dem Schild nach Orzysz, was aber falsch ist. Das merke ich erst nach ungefähr 5 km. Aber egal, die Kilometerzahl ist die gleiche. Die Lust ist immer noch nicht zurück und so beschließe ich,die heutige Etappe um ungefähr 25 km zu verkürzen. Das heißt allerdings nur noch Bundesstraße fahren. Das ist mir aber schnuppe.

Ein paar Kilometer vor Pisz, in Szczechy Wielkie, sehe ich ein Restaurant. Hier mache ich Mittagspause. In einem schönen Biergarten esse ich Borschtsch mit Tortellini. Auch diese Suppe ist echt gut. Dazu gibt es eine Cola. Frisch gestärkt gehe ich die letzten Kilometer an. Meine Unterkunft finde ich nicht sofort. Sie hat sich hinter Bäumen versteckt. Die Zimmer befinden sich in der dritten Etage. Von außen sieht es nicht sehr einladend aus. Das Zimmer ist schlicht eingerichtet und sauber. Das einzige, was fehlt, sind Handtücher. Das finde ich nicht ganz so schlimm, da ich welche mit habe. Auf dem Gang steht ein Wasserkocher für Tee und Kaffee zum Selberkochen. Auch hier sage ich: für eine Nacht ok.

Nach einem kurzen Nickerchen mache ich mich auf in die Stadt. Das Zentrum ist nur fünf Minuten entfernt und genauso schnell durchlaufen. Es ist nicht gerade groß hier. Es gibt ein paar Eisdielen und Restaurants. Ich beschließe, zum Biedronka Markt zu gehen, um für mein Abendbrot einzukaufen. Heute will ich im Zimmer essen. Im Zentrum habe ich mich schon gewundert, dass alle Geschäfte geschlossen sind. Leider auch der Biedronka. Auf einem Schild an der Eingangstür stehen die Öffnungszeiten. Mittwochs ab 16 Uhr geschlossen. Mist, also wieder zurück ins Zentrum. Da habe ich vorhin einen überdachten Biergarten gesehen, in dem man auch essen kann.

Ich bekomme einen Platz am Eingang. Hier esse ich Schweinelendchen mit Pommes und zum Nachtisch gibt es einen Brownie und einen Milchkaffee. Es war richtig lecker und ich bin pappsatt. 

Ich gehe zum Hotel zurück und auf mein Zimmer. Vollgefuttert lege ich mich auf mein Bett und zappe ein wenig durch das polnische TV Programm. Ich bleibe auf einem Sender hängen, auf dem eine deutsche Vorabendserie gezeigt wird. Man hört die Schauspieler deutsch reden. Die Serie ist nicht synchronisiert. Wenn sie sprechen, wird es etwas leiser und ein Pole spricht den Text nach. Es ist sehr anstrengend und nach kurzer Zeit mache ich den Fernseher aus und lese.

Tag 7

16.08.2018

 Von Pisz nach Ruciane-Nida

(geplant: 35 km / gefahren: 28 km)

 

Heute gibt es kein Frühstück und so bleibe ich etwas länger im Bett. Um halb zehn packe ich meine Sachen und mache mich auf dem Weg zum Supermarkt. Hier kaufe ich etwas zu trinken, zwei Donuts und einen kalten Cappuccino. Die Donuts und der Cappuccino sind heute mein Frühstück. Ganz gemütlich vor dem Supermarkt.

Die ersten fünf Kilometer lassen sich super auf einem nagelneuen Fahrradweg fahren. Dann ist er leider zu Ende und nach zwei Kilometern geht es auf einem Sand- schotterweg weiter. Aber auch das geht schnell vorbei und die Teerstraße hat mich wieder.

Weiter geht es durch ein wunderschönes Waldgebiet. Zu 90% stehen hier nur Kiefern und der Boden ist bedeckt von Blaubeer-Sträuchern. Dann sehe ich ein Warnschild: "Vorsicht Luchse". Gesehen habe ich aber keinen. 

Um 12.30 Uhr komme ich in Rukiane-Nida an und mein Hotel kann ich gar nicht verpassen. Es liegt direkt an der Straße, auf der ich gerade fahre, etwas außerhalb vom Ort an einem See. Normalerweise kann ich erst ab 14 Uhr auf mein Zimmer, da es aber schon fertig ist, darf ich jetzt schon. Wieder eine Stunde Siesta und dann laufe ich nach Rukiane-Nida. Auf dem Weg komme ich am ehemaligen Kurhaus vorbei. Es ist schon länger geschlossen und es wird versucht, ein Konzept zu finden, um es wieder zum Leben zu erwecken. Gegen 18 Uhr gehe ich ins Restaurant und setze mich auf die Terrasse mit Blick auf den See.

Tag 8

17.08.2018

 Von Ruciane-Nida nach Krutyn

(geplant: 45 km / gefahren: 45 km)

Heute fahre ich recht früh los. Es ist erst 8.40 Uhr. Kurz hinter Wejsuny fahre ich durch ein Naturreservat. Es ist ein Gebiet, in dem eine alte polnische Pferderasse, die Tarpane, unter möglichst natürlichen Bedingungen leben. Die Ponys sind das ganze Jahr über in freier Wildbahn. Ich habe sie leider nicht gesehen. Wie schon gestern ist die Straße bis nach Wierzba wie an der Schnur gezogen.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich nicht die vorgegebene Strecke gefahren bin. Irgendwo hätte ich abbiegen müssen. Das habe ich entweder verpasst oder die Pferde sind heute vielleicht nicht in meiner Gegend. In Wierzba komme ich gerade zur rechten Zeit an. Der Fährmann mach seine Fähre startklar. Es ist ein winziges Teil. Es passen gerade mal drei PKWs drauf. So tuckern wir ungefähr zehn Minuten über den See zum anderen Ufer.

Von hier aus geht es nur auf Sandwegen durch den Wald. Teilweise ist der Sand so hoch, dass ich nicht mehr fahren kann. Dann wird der Weg breiter, aber nicht besser. Mit gerade mal 7 km/h fahre ich durch die Gegend. Das große Problem an den Wegen ist, dass in der Mitte so viele Wellen sind, dass mann total durchgerüttelt wird. An den Seiten ist dafür so viel Sand, dass ich ins Schlingern komme und aufpassen muss nicht vom Rad zu stürzen oder noch schlimmer, mir meine Kronjuwelen an der Mittelstange anzuhauen. Dann verfahre ich mich auch noch und niemand ist da, den ich fragen kann, wo es nach Ukta geht. Ich treffe zwar einen LKW-Fahrer und ein paar Jugendliche, aber die wissen auch nicht so recht, wo es lang geht. Dann halt nach Gefühl fahren.

Da sehe ich an einer Gabelung einen Stein auf dem Utka steht und ein Pfeil zeigt von der "Haupstraße" auf einen Weg, der aber gut zu befahren ist. Ich folge dem Hinweis. Es geht hoch und runter, eine Kurve nach der anderen und immer wieder sehe ich Lichtungen, wo ich denke, dass der Wald da zu Ende ist. Ist er aber nicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich an der Waldgrenze und einen Ort an. Endlich hat mich die Zivilisation wieder.

Nach gut 6 km komme ich in Ukta an. Hier mache ich eine Pause und esse eine Tomatensuppe. Gut gestärkt mache ich mich auf die letzten 15 km bis nach Krutyn. Wieder mal fahre ich in die falsche Richtung. Ich habe nicht richtig auf die Karte geguckt und nun fahre ich abermals auf einem Feldweg (Sandweg). Aber ich muss sagen, wenn es sich auch blöde fahren lässt, man bekommt mehr zu sehen als auf den Hauptstraßen. Ich fahre an kleinen Höfen vorbei, die ich so nie gesehen hätte. Dann komme ich wieder auf den richtigen Weg. Immer wieder kommen mir Autos mit Kanuanhängern entgegen oder überholen mich und wenn ich an dem kleinen Fluss lang fahre, sehe ich viele Kanufahrer. Scheint eine beliebte Ecke zum Kanufahren zu sein. In Krutyn werfe ich mal wieder mein Navi an und finde meine Unterkunft recht schnell. Es ist ein normales Wohnhaus, welches komplett vermietet werden kann. Mein Zimmer ist endlich mal ganz unten und ich habe sogar eine kleine Terrasse.

Nach einer kleinen Schlafpause gucke ich mir Krutyn an und suche nach einem Restaurant, wo ich heute essen kann. Es gibt schöne Holzhäuser im Ort. Ich gehe erstmal zum Fluss Krutynia runter. Es ist super schön hier. Danach gehe ich zu einem der drei oder vier Restaurants im Ort zum Essen. 

Wieder bei meiner Unterkunft setze ich mich auf meine Terrasse und höre ein Hörbuch. Ein Mitbewohner, der gerade anreist, fragt mich auf Englisch, wo denn die Rezeption sei. "Die gibt es hier nicht", sage ich. "Mir haben zwei Mädels das Zimmer gegeben." Später kommt er noch mal zu mir und erzählt mir, dass es das Frühstück in einem Restaurant im Ort gibt und ich da auch das Zimmer bezahlen muss. Ich bedanke mich und habe nach kurzer Zeit den Namen des Restaurants vergessen. Zum Glück sehe ich später eins der Mädels. Ich frage sie und sie verweist mich auf eine Frau, die gerade auf uns zukommt. Sie spricht gut Deutsch und erklärt mir, wo es ist. " Da habe ich heute gegessen", sage ich zu ihr. Ich lasse den Abend bei einer Cola und einer Tafel Schokolade auf der Terrasse ausklingen.

Tag 9

18.08.2018

 Von Krutyn nach Szczytno

(geplant: 60 km / gefahren: 46 km)

 

Heute ist der letzte Tag auf dem Rad, weil ich morgen mit der Bahn von Szczytno nach Olsztyn fahre möchte. Ich stehe so um kurz nach acht auf, wasche mich, packe meine Sachen und fahre zu dem Restaurant, in dem ich gestern Abend gegessen habe. Leider ist es geschlossen. Ich frage einen Mann, der gerade aus der Tür kommt. "Da müssen Sie 100 m weiter fahren, da ist auf der linken Seite noch ein Restaurant. Das ist das richtige", sagt er. Es ist ein echt super schönes, rustikales Restaurant. Es gibt kein Buffett, sondern jeder bekommt sein Frühstück an den Tisch. Richtig lecker. Anschließend mache ich mich auf den Weg. Die ersten 5 km kenne ich schon von gestern. Dann geht es nur auf der Bundesstraße lang. Es ist total warm und sehr drückend. An einer Kreuzung, an der ich laut Karte rechts abbiegen muss, entscheide ich mich, geradeaus zu fahren. Das sind gut 20 km weniger zu fahren. Bei diesem Wetter eine gute Entscheidung. So komme ich schon um 12.30 Uhr in Szczytno an. Hier habe ich ein Appartement gebucht. Es befindet sich in einem Neubaugebiet. Hier stehen mehrere Wohnblöcke, die von einem hohen Zaun umgeben sind. Ich komme auf das Gelände, aber nicht ins Haus. Also rufe ich die Nummer an, die auf meiner Bestätigung steht. Der Mann am anderen Ende kann gut Deutsch und ist zehn Minuten später da. Er zeigt mir das Appartement und haut dann wieder ab. Das Ding ist der Knaller. Das würde ich auch privat nehmen.

Am Nachmittag fahre ich in die Stadt, um zu gucken, wo der Bahnhof ist und um für mein Abendbrot und Frühstück einzukaufen. Den Bahnhof finde ich recht schnell. Leider gibt es hier keinen Schalter, an dem ich ein Ticket kaufen kann und um nach der Verbindung nach Olsztyn zu fragen. Auf dem Fahrplan steht, dass ein Zug um 11.42 Uhr von Gleis 2 abfährt. Das genügt mir erstmal. Also ab in den Supermarkt. Wieder zu Hause mache ich es mir bei Kaffee und einem Stück Kuchen gemütlich. Nach dem Abendessen zappe ich noch etwas im TV rum und gucke polnischen Fußball. Qualifikation zur Euro-League. 

Tag 10

19.08.2018

 Von Szczytno nach Olsztyn

(geplant: mit der Bahn / gefahren mit dem Rad: 54 km)

 

Da ich nicht so recht weiß, ob das mit der Abfahrtszeit auf dem Fahrplan stimmt, will ich eine Stunde vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof sein. Dann kann ich noch jemanden fragen, der da ist. Ich habe aber schon so ein komisches Gefühl, dass das gestern nicht meine letzte Strecke mit dem Rad war. Ich frühstücke, wasche alles ab und mache mich gegen 10 Uhr auf den Weg zum Bahnhof. Es ist niemand da, den ich fragen kann. Kurz überlege ich, mit dem Taxi nach Olsztyn zu fahre. Aber die sind alle zu klein. Da passt mein Rad nicht rein. Wenn ich jetzt noch eine Stunde warte, bis vielleicht jemand kommt, der mir dann sagt, dass kein Zug fährt, dann habe ich in der Zeit auch schon fast die Hälfte der Strecke abgestrampelt. Also rauf auf´s Rad und losgefahren. Ich fahre aber nicht die auf der Karte angegebene Strecke, da ich einen Teil davon vor zehn Tagen schon gefahren bin, sondern die direkte nach Olsztyn. Auch heute geht es nur auf der Bundesstraße lang. Da aber Sonntag ist, sind keine LKW unterwegs.

Ich komme gut voran. Auch an meiner geliebten Autobahnbaustelle, an der ich vor zehn Tagen fast verzweifelt wäre, komme ich wieder vorbei. Ich zeige ihr den Stinkefinger. Weil ich weiß wie ich zum Hotel komme, lasse ich das Navi aus. In Olsztyn verfahre ich mich natürlich wieder. Nach 479 km in zehn Tagen komme ich gegen halb drei in Olsztyn am Hotel an. Mein erster Weg führt mich zu meinem Auto. Es steht noch so da wie ich es hingestellt habe. Nach einem Rundumcheck stelle ich fest, das es keine Beule hat und noch alle Lampen vorhanden sind. Erst dann gehe ich zur Rezeption und melde mich an. 

Am Abend setze ich mich wieder in den kleinen Biergarten, in dem ich vor 10 Tagen mit einem Bier die Tour eingeläutet habe und schließe sie heute mit einem Bier. Es war mal wieder eine schöne Radtour. Ich habe sie in vollen Zügen genossen. Einen Regentag gehabt, mich komischerweise nicht über die manchmal schlechten Wege aufgeregt, meinen schmerzenden Hintern verflucht, einen durchhänger Tag gehabt, viel gesehen und nette hilfsbereite Menschen kennen gelernt. Am durchhänger Tag habe ich mir gesagt, dass es die letzte große Tour war die ich mache und das habe ich bis zum Schluss der Tour beibehalten. Jetzt, ein paar Wochen später, wenn ich mir die Fotos anschaue und noch mal drüber nachdenke wie schön so eine Radtour sein kann, muss ich sagen, es war nicht meine letzte Tour.