Drei Länder Radtour

 

2006


Start: Bad Saarow

 

Ziel  : Passau

 

Gefahrene Kilometer ab Bad Saarow: ca. 700km

Gelaufene Kilometer ab Bad Saarow: gefühlte 150km

Gefahrene Kilometer mit dem Zug in Tschechien: 256km

Günstigste Übernachtung pro Person: € 7,00

Teuerste Übernachtung pro Person: € 55,00

 

Verlußte

-1 Mütze

-1 Paar Flipp Flopps

-viel Schweiß

 

-manchmal die Orientierung

 

22.07.2006

Heute geht es los. Um 7.45 Uhr stehe ich auf und koche Kaffee, dusche und wecke Katharina. Die Räder haben wir schon am Abend vorher gepackt. Es müssen nur noch unsere Waschsachen eingepackt und die Lenkertasche festgemacht werden. Da wir auf dieser Tour in Jugendherbergen, Hotels oder Pensionen übernachten wollen, brauchen wir keinen Anhänger, wie auf unserer Rheinradtour. Es passt alles in die Radtaschen. Katharina habe ich wasserdichte Taschen zum Geburtstag geschenkt, ähnlich wie von Fa. Ortlieb. Ich habe hinten die Taschen, die wir auch auf der Rheinradtour hatten und für den vorderen Gepäckträger habe ich mir neue gekauft. Da sie nicht wasserdicht sind, ist ein Überzug dabei, der bei Regen über die Taschen gezogen wird. So einen Überzug habe ich mir auch für die hinteren Taschen gekauft.

Da um 9.25 Uhr unser Zug fährt, brechen wir um 8.45 Uhr auf. Unterwegs kaufen wir noch ein paar Käsebrötchen und eine Bildzeitung. Am Bahnhof erwartet uns wieder das gleiche Hindernis wie bei der anderen Tour auch. Es gibt immer noch keinen Fahrstuhl am Bahnhof in Melle. Also müssen wir die Räder die Treppe runterschieben und zum Bahnsteig hochtragen. Katharina fragt noch ob es denn an den anderen Bahnhöfen einen Fahrstuhl gibt. Da ich es nicht genau weiß, sage ich trotzdem, dass es da welche gibt. Wir fahren über Minden, Stadthagen, Hannover, Braunschweig, Magdeburg, Fürstenwalde bis Bad Saarow. In Braunschweig, Magdeburg und Fürstenwalde müssen wir umsteigen. Der Zug kommt recht pünktlich. Sonst ist der Wagen für die Fahrräder immer hinter der Lock, was ich auch Oma Hannelore und Opa Wolfgang erzählt habe, weil beide zum Bahnhof nach Stadthagen kommen wollen. Da aber die Regionalbahn keine Lock hat, sondern vorne und hinten einen Triebwagen, ist der Wagen für die Räder diesmal hinten.

Die Bahn ist noch recht leer und wir bekommen einen Platz. In Stadthagen am Bahnhof stelle ich mich schon an die Tür und halte Ausschau nach Oma Hannelore und Opa Wolfgang. Oma entdecke ich gleich am vorderen Teil der Bahn. Ich rufe sie und sie sieht mich auch gleich. Opa Wolfgang ist ganz vorne und hat eine Kühltasche dabei. Bis er merkt, dass wir hinten im Zug sind und er an meiner Tür ist, geht diese zu. Ich sehe nur noch wie er zwei Eis aus der Kühlbox holt und ganz verdattert guckt, als der Zug losfährt. Ich setze mich wieder auf meinen Platz, lese die Bild und esse ein Käsebrötchen. Bis Braunschweig passiert eigentlich nicht viel. Als wir aus dem Zug aussteigen, bemerken wir, dass es keinen Fahrstuhl gibt. "Lügner", sagt Katharina und grinst. Wir schieben also die Räder die Treppen runter und am anderen Bahnsteig wieder hoch. Hier in Braunschweig wird der Zug schon voller und wir müssen auf der Treppe sitzen. In Magdeburg haben wir eine halbe Stunde Zeit, bis der nächste Zug losfährt. Hier gibt es auch einen Fahrstuhl. Ich esse eine Bockwurst und trinke etwas und dann geht's zum Gleis 8. Als wir mit dem Fahrstuhl oben ankommen, sehen wir schon, dass der Zug total voll ist. Katharina bekommt noch einen Stehplatz für sich und das Rad. Ich gehe eine Tür weiter zurück und drängle mich auch noch rein. Da wir keinen Sitzplatz haben, müssen wir fast 2,5 Std. stehen. Jetzt gibt es nur noch ein Problem: Katharina weiß nicht, wo wir umsteigen müssen. Da ich die ganze Zeit mein Rad festhalten muss, kann ich nicht zu ihr hingehen, weil der Zug so voll ist. Da gibt es nur eins: anrufen. Sieht zwar blöd aus, da wir ca. 20 m auseinander stehen, aber da sind ja jede Menge Leute und eine Glastür zwischen uns und so können wir uns nichts zurufen. Ich sage ihr, dass wir in Fürstenwalde raus müssen. Der Zug fährt in Berlin am Reichstag, an der Gedächniskirche und am Fernsehturm vorbei. Was ich beeindruckend finde, ist der neue Hauptbahnhof mit seinem riesigen Glasdach. Dann kommt Fürstenwalde und wir können aussteigen. Auch hier gibt es einen Fahrstuhl. Hier steigen wir wieder in eine Regionalbahn um und fahren noch 13 Minuten bis Bad Saarow. Um 17.11 Uhr kommen wir an. Zur Jugendherberge fahren wir noch ungefähr 10 Minuten. Durch ein großes weißes Steintor geht es auf das Gelände der Herberge. Da ich uns über das Internet angemeldet habe, geht alles ganz problemlos. Ich frage noch, ob wir auch Abendbrot essen können. "Ja", sagt die Frau, "aber das kostet € 4,00 pro Person extra." Günstiger können wir in Bad Saarow auch nicht essen, denken wir und bezahlen € 38,00 für eine Übernachtung mit Abendessen und und Frühstück für zwei Personen. Die Frau (Herbergsmutter???) holt Bettwäsche aus einem Schrank und zeigt uns unser Zimmer. Rechts ein Stockbett und links ein Stockbett. Die Duschen, Toiletten und der Speiseraum sind im Keller. Abendessen gibt es ab 18.00 Uhr. Da wir mächtig Hunger haben und es schon kurz vor 18.00 Uhr ist, gehen wir nur schnell duschen und dann sofort in den Speiseraum. Dort gibt es ein Buffet mit Brot, Brötchen, Wurst, Käse, Salat, Quark und warmen Nudeln. Zu trinken gibt es Tee, Saft oder Wasser. Wir sind die einzigen und hauen mächtig rein. Wir probieren fast alles. Als wir fast fertig sind, kommen auch noch andere Bewohner der Herberge zum Essen. Der Mann in der Küche scheint ein ganz fröhlicher zu sein. Er pfeift bei jedem Lied mit das aus seinem CD-Player dröhnt. Von Schlagerschnulze bis Rosenstolz.

23.07.2006

Geschlafen habe ich wie zu Hause. Lange wach gelegen und zwischendurch auch immer mal aufgewacht. Wir stehen um 7.45 Uhr auf, waschen uns und gehen frühstücken. Wieder sind wir die einzigen im Speiseraum. Egal, wir legen gleich los. Es gibt wieder ein Buffet. Mit Brötchen, Brot, Wurst, Marmelade, Honig, Müsli, Cornflakes, Joghurt, Milch, Kakao und Kaffee. Wir frühstücken ausgiebig, putzen unseren Tisch ab und gehen wieder aufs Zimmer. Dort ziehen wir die Betten ab und bringen die Bettwäsche nach draußen. Eigentlich soll noch das Zimmer durchgefegt werden. Da wir aber nur eine Nacht hier waren und keinen Dreck gemacht haben, ersparen wir uns das. Im Flur fragen wir einen Mann, der dort fegt (Herbergsvater????), wie wir zur Oder kommen. Ich bin während der Planung der Tour davon ausgegangen, dass es einen Beschilderten Radweg zur Oder gibt, da auf der Internetseite steht, dass es nur 30km zur Oder sind. Somit habe ich auch keine Karte gekauft. Er erklärt uns, dass wir Richtung Beeskow fahren müssen und dann ist auch schon Guben ausgeschildert, wo wir heute Übernachten wollen. Wir fahren wie er es uns beschrieben hat. Es ist eine schöne Strecke, immer auf einem geteerten Radweg durch Wälder und Felder. In Beeskow fahren wir den Marktplatz an, trinken eine Cola und kaufen eine Bild am Sonntag.

Nach einer guten halben Stunden fahren wir weiter. Aber wo müssen wir lang? Es gibt kein Schild Richtung Guben. An einem Blumenladen frage ich einen Opa nach dem Weg. "Na, da müssen se bis zur nächsten Kreuzung und dann nach links. Immer in Richtung Lübben. Immer am See lang, dat is die schönste Strecke, wa. Und irjendwann müssen se links ab Richtung Goyatz. Wenn se verstehen, wat ick meine", erklärt er uns seinem Brandenburger Dialekt.Wir fahren, wie er es uns beschrieben hat. Fahren am See entlang und es ist wirklich schön. Irgendwie kommt uns aber die Kilometerangabe auf dem Schild nach Lübben komisch vor. Noch 57km steht da. Ich habe ausgerechnet, dass es von Bad Saarow nach Guben aber nur 75 km sind, und wir sind schon fast 35km gefahren. Wir gucken auf die Karte und suchen Lübben. Als wir es dann auch finden, stellen wir fest, das Lübben in einer gaaaaanz anderen Richtung liegt als Guben. Außerdem haben wir das Schild Richtung Goyatz auch noch nicht gesehen. Wir beschließen, im nächsten Ort zu fragen. Genau vor uns ist eine Kneipe. Dort setzen wir uns draußen hin und was sehen wir? Das Radschild nach Goyatz. Also doch richtig. Nach kurzer Pause geht's weiter. Wir fahren auf ganz schmalen Radwegen durch den Wald. Plötzlich ist eine Holzbrücke vor uns und der Weg geht auf einem Holzsteg weiter.Bloß nicht zur Seite gucken, denke ich, sonst stürze ich ab. Es ist zwar nicht tief, aber es scheint Wasser zwischen den dichten Pflanzen zu sein. Mittlerweile, wir sind schon wieder fast 2 Std. unterwegs, ich bekomme Hunger und werde auch schlapp. Da auch Katharina etwas essen möchte, machen wir an einem gelben Imbisswagen Stopp. Katharina bestellt Pommes und eine Cola und ich eine Bulette mit Pommes und ein Radler (Vom Aldi). Anschließend geht es immer am See entlang, bis der schöne Weg zu Ende ist und wir immer nur auf der Hauptstraße weiterfahren müssen. Was nicht so schlimm ist, aber bei leichtem Gegenwind und leichter Steigung und dann noch eine Straße ohne Kurven, dass ist zu viel. Es ging fast 10 km nur geradeaus. Plötzlich fängt mein Rad an zu bocken wie ein Gaul der nicht weiter will. Ich drehe mich um und sehe noch eine große Beule in der Straße und genau über diese Beule bin ich gefahren (Zehntausend Mann im Stadion und ich kriege den Ball an den Kopf). Unsere Trinkflaschen werden immer leerer und endlich nach 9km ein Ort, aber es gibt keine Kneipe. Nach weiter 2km endlich ein Gasthof. Wir trinken eine Cola und der Wirt füllt uns noch unsere Wasserflaschen mit Leitungswasser auf. 10km und jede Menge Schweiß später erreichen wir Guben. Das Haus, in dem ich unsere Unterkunft gebucht habe finden wir recht schnell. Wir wollen nur noch eins, duschen. Leider macht nach ein paar Mal klingeln keiner auf. Es ist 16.30 Uhr. und ich habe bei unserem letzten Telefongespräch gesagt, dass wir so gegen 17.30 Uhr ankommen. Ok, dann eben warten. Nach einer halben Stunden kommen Herr und Frau Fuhrmann. Sie zeigt uns nur schnell unser Zimmer, sagt, dass sie das Frühstück auf 7.00 Uhr fertig macht und verschwindet wieder, weil ihr Mann noch arbeiten muss. Wir sind uns nicht ganz sicher ob sie uns das Frühstück hinstellt und dann zur Arbeit geht, oder ob wir um 7.00 Uhr Frühstücken müssen. Egal, erst mal duschen und anschließen gehen wir nach Guben rein, um etwas zu essen.

Wir entscheiden uns für ein Chinesisches Restaurant, weil wir hier draußen sitzen können. Katharina will heute das Essen bezahlen. Sie nimmt gebratene Nudeln und ich zweimal gebackenes Schweinefleisch süß sauer. Zu trinken nehmen wir beide eine Cola. Mein Essen kommt und ich fange auch sofort an. Die Bedienung kommt ein zweites Mal und stellt Katharina einen Teller mit Ente oder Huhn hin. "Nee," sagt Katharina," ich habe gebratene Nudeln bestellt." "Oh, entschuldigung," sagt die Bedienung und zieht wieder ab. Kurze zeit später erscheint sie mit dem richtigen Essen und sagt zu mir: "Es tut mir ja leid, aber ich habe Ihnen das falsche Essen gegeben. Sie haben überbackenen Fisch." "Schmeckt aber wie Fleisch," sage ich und denke, kein gutes Zeichen für den Koch, wenn Fisch wie Fleisch schmeckt. "Wollen sie es weiter essen oder das Schweinefleisch haben?" fragt sie. "Och, ich esse das hier weiter, schmeckt auch gut," sage ich. Ich muss dazu sagen, dass der Fisch, wie auch das Fleisch in Teig gebacken ist und man es nicht unterscheiden kann. Sieht beides gleich aus. Die Bedienung bedankt sich und geht zum nächsten Tisch. Dort hören wir wie sie sagt: "Entschuldigung, aber, na ja es ist mir etwas peinlich, aber ihr Essen hat der Herr da vorn," und zeigt auf mich. "Möchten Sie das hier essen, zweimal gebackenes Schweinefleisch oder soll ich ihnen eine neues Essen hole?" "Nein," sagt der Mann, " dann esse ich eben das Schweinefleisch, ist nicht ganz so schlimm." Wir finden es nur lustig. Als es daran geht, zu bezahlen, braucht Katharina statt € 10,40 nur € 8,40 für unser Essen inkl. Getränke bezahlen.

Wir schlendern zu unserer Unterkunft. Als wir im Treppenhaus stehen, geht eine Tür auf und Frau Fuhrmann kommt raus. "Ist Ihnen 7.00Uhr Frühstück zu früh? Ich habe das gar nicht gefragt." "Ja," sage ich, "eigentlich schon. 8.00 Uhr können wir noch akzeptieren." "Nee, dass ist zu spät für mich. Dann mach ich ihnen alles oben in der Küche fertig und decke es ab. Wenn sie fertig sind und gehen dann ziehen sie einfach die Tür unten zu," meint sie. Das finde ich gut. Ich bezahle noch schnell € 36,00 für unser Zimmer und gehe hoch. Es ist total warm im Zimmer, obwohl wir das Fenster ganz auf haben. Da ich etwas Kopfschmerzen habe, gucke ich nicht mehr lange Fernsehen und versuche zu schlafen. Katharina guckt noch einen Film zu Ende und versucht es auch. Heute sind wir 92km gefahren.

Der Flotte Käfer steht bei Fam. Fuhrmann unter dem Carport und Katharina würde ihn am liebsten mitnehmen. Ihr Rad hat schon die ganze Nacht mit ihm gekuschelt

24.07.2006

Die Nacht war grausam. Es war total warm, obwohl wir das Fenster ganz auf hatten. Um 8.00 Uhr stehe ich auf und gucke gleich mal in die Küche, ob da auch unser Frühstück steht. Der Tisch ist gedeckt und Wurst, Käse und Marmelade steht im Kühlschrank. Der Kaffee steht in einer Wärmekanne auf dem Tisch. Wir sind ganz alleine im Haus. Auch Katharina kriecht aus ihrem Bett. Ich hole die restlichen Sachen aus dem Kühlschrank und Katharina macht erst mal die Kassette an, die im Kassettenrecorder steckt. Wir nehmen die Musik erst mal so hin aber dann steckt Katharina doch ihre Kassette rein. Wir essen nur Brötchen mit Marmelade, weil die Wurst so komisch aussieht. Nach dem Frühstück packen wir langsam unsere Sachen und da macht Katharina eine grausame Entdeckung. Ihre grüne Hose ist nicht mehr da. Sie wühlt ihre Radtaschen durch, kann sie aber nicht finden. "Die habe ich bestimmt in der Jugendherberge vergessen," meint sie. Wir beschließen, dass wir vom nächsten Internet Cafe aus, das wir sehen, eine E-Mail an die Jugendherberge schicken und sie bitten, falls sie die Hose finden, diese nach Hause zuschicken. Nun machen wir noch unsere Trinkflaschen fertig. Wir haben Pfirsichtee in Granulatform (wir nennen es Powerpulver)dabei. Davon kommen fünf gestrichene Teelöffel voll in die Wasserflasche. Deckel drauf, durchgeschüttelt und wir haben etwas Geschmack am Wasser.

Ein Nachbar wünscht uns noch eine gute Fahrt und ab geht es. Unser heutiges Ziel ist Bad Muskau. Ab jetzt müssen wir uns jeden Tag eine Unterkunft suchen. Es geht immer auf einem Deich an der Neiße entlang. Die Landschaft ist wunderschön. Es sieht nur komisch aus, weil auf der linken Seite vom Deich, wo auch die Neiße fließt, dass Gras saftig grün aussieht und auf der rechten Seite alles vertrocknet ist. Da sieht man mal was das Grundwasser ausmacht. Nach 34km kommen wir in Forst an. Wir haben Hunger und wollen in einem Supermarkt etwas zu essen kaufen. Nach kurzem Suchen, sieht Katharina ein Schild von Kaufland. Sie geht zuerst rein und holt sich kleine Hörnchen, etwas zu trinken und Müsliriegel. Anschließend gehe ich und komme mit Obst, weichen Brötchen, Joghurtdrink, Traubenzucker und einer Flasche Wasser zurück. Zusammen haben wir € 9,00 ausgegeben. Gestern abend haben wir für das Geld beim Chinesen gegessen. Wir suchen uns einen ruhigen Platz zum Hinsetzen und Essen. Das ist aber gar nicht so einfach, da in dem Teil von Forst, in dem wir uns befinden, nur gebuddelt wird. Lkws, Bagger, Presslufthämmer u.s.w. An der Stadtkirche finden wir eine Bank und lassen es uns schmecken. Den Krach ignorieren wir. Erst als sich ein LKW vor uns stellt und den Motor laufen lässt, sehen wir zu, dass wir fertig werden und fahren weiter.

Es geht gut voran aber wir machen nach 11km in Groß Bademeusel (hört sich das nicht niedlich an?) wieder eine Pause. Jeder isst etwas von seinen Sachen, die er gekauft hat, dann geht`s auch schon weiter. Von hier sind es noch 21km bis Bad Muskau. Nach ein paar Kilometern merkt Katharina, dass sie ihre Mütze nicht auf hat. Die hat sie in Groß Bademeusel auf dem Gepäckträger liegen lassen und nun ist sie weg. Wenn sie so weiter macht, hat sie am Ende der Tour nichts mehr anzuziehen. 

Pause in Groß Bademeusel und Grenzpfeiler an der deutsch polnischen Grenze

Kurz hinter Klein Bademeusel (die Orte heißen wirklich so) trinken wir noch einmal eine Cola. Es geht nur auf dem Deich entlang und auf der ganzen Strecke gibt es keinen Schatten. Dann kurz vor Bad Muskau endlich ein Wald. Wir genießen den Schatten. Wir halten an und ich hole die Liste mit den Unterkünften raus, die ich mir aus dem Internet ausgedruckt habe. Die erste Pension will € 35,00 pro Person haben. Das ist uns zu teuer. Um nicht unnötig zu telefonieren, wollen wir am I-Punkt in Bad Muskau nach einer günstigen Unterkunft fragen. Nach einer Runde um das alte Schloss, finden wir den I-Punkt. Er hat leider schon zu. Im Fenster hängen aber Listen mit Unterkünften. Der Erste den ich anrufe hat nichts mehr frei. Dann rufe ich bei Frau Fischer an. Da soll die Übernachtung pro Person inkl. Frühstück nur € 15,00 kosten. Nach ein paar Mal klingeln ist sie auch gleich dran. "Ja," sagt sie, " ich habe noch ein Doppelzimmer frei." Sie erklärt mir den Weg und sagt, dass sie sich vor die Tür stellt. Zu Sicherheit gucken wir beide noch auf einen Plan, auf dem ein paar Straßen eingezeichnet sind. Wir müssen zur Schmelzstraße 35. "Ach, das ist ja gleich diese hier," sage ich. Nach 2 Minuten stehen wir vor dem Haus mit der Nr. 35. Hier steht aber keine Frau Fischer. "Hast du auch richtig gelesen, ist das wirklich die Schmelzstraße, wo wir hin müssen?" frage ich Katharina. "Ja," meint sie, aber wir fahren trotzdem noch mal zum I-Punkt und gucken auf die Liste im Fenster. Tatsächlich, Schmelzstraße 35 steht da schwarz auf weiß. Ich rufe noch mal bei Frau Fischer an. "Nein," sagt sie, " da müssen sie weiter fahren und dann geht rechts eine Straße ab, das ist die Schmelzstraße." Nach 5 Minuten sind wir da und Frau Fischer steht schon in der Tür. Wir schieben unsere Räder durch einen Flur auf einen Hinterhof. Da begrüßen wir uns erst mal. "Ich zeig ihnen mal das Zimmer, guddi ?" sagt sie. Fast jeden Satz beendet sie mit guddi. Sie ist ganz gut drauf. Mit dem Frühstück einigen wir uns auf 9.00 Uhr. Sie fragt noch, ob wir im Hof frühstücken wollen. Ja, gerne, sagen wir und packen mal wieder nur das nötigste aus den Radtaschen aus. Das Zimmer ist schön kühl. Die Dusche ist pink und das Klo ist nach oben offen. Außerdem haben beiden nur eine Ziehharmonika-Tür. (Natürlich nicht zusammen, sondern das Klo hat eine und die Dusche auch) Da es noch recht früh ist, lassen wir uns viel Zeit beim Duschen.

Um 17.30 Uhr gehen wir etwas essen. Wir finden aber nur eine Gaststätte, die montags Ruhetag hat, und heute ist Montag und ein Bistro, das zu teuer ist. Beim Bäcker frage ich, ob das die einzigen Möglichkeiten sind, wo wir etwas essen können. "Ja," sagt sie, "sonst gibt es hier nichts. Na ja, die Straße runter ist noch eine Pizzeria." Wir bedanken uns und latschen los. Schnell werden wir fündig. Es heißt "Hermanns Theke". Hier gibt es sogar ein Internet Cafe. Wir essen beide Schnitzel mit Bratkartoffeln und trinken etwas. Zum Internet Cafe müssen wir zu Hermann rein. Es ist echt eine urige Kneipe. An der Decke hängen lauter Musikinstrumente. Unter anderem auch ein Klavier. Das hängt kopfüber zwischen Posaunen, Trompeten, Flöten u.s.w. Hermann hat auch eine Internetseite www.hermannstheke.de . Katharina schreibt schnell eine Vermisstenanzeige an die Jugendherberge in Bad Saarow und dann gehen wir wieder nach Hause. Wir gucken noch etwas Fernsehen und versuchen dann zu schlafen. Bei mir klappt das gar nicht. Ich bin total unruhig und drehe mich von einer Seite auf die Andere. Meine Arme und Beine kribbeln wie verrückt. Ich versuche, auf dem Sofa zu schlafen. Geht auch nicht. Bis 3.00 Uhr habe ich wach gelegen. Dann war das Kribbeln plötzlich weg. Da bin ich dann wieder in mein Bett gegangen und eingeschlafen. Heute sind wir 67km gefahren.

hermannstheke.de

25.07.2006

Um 8.45 Uhr gehen wir zum Frühstücken. Frau Guddi Fischer hat uns im Hinterhof den Frühstückstisch gedeckt. Da sie noch nach Weißwasser muss und nicht weiß, wann sie zurückkommt, bittet sie uns, gleich zu bezahlen. Die Übernachtung kostet für uns beide € 40,00. Zurück zum Frühstück. Es gibt Wurst, Käse, Kiwi, Radieschen, Marmelade, Eier, Brötchen und Kaffee. So stellen wir uns ein ordentliches Frühstück vor. Da zahle ich auch gerne € 10,00 mehr, als es am I-Punkt ausgeschrieben war. Vielleicht ist die Liste auch schon älter. Nach dem ausgiebigen Frühstück holen wir die Räder aus dem Schuppen und packen unsere Sachen in die Radtaschen. Bevor wir fahren, wird der Hinterhof noch gefilmt und fotografiert. Um 10.00 Uhr fahren wir los. Unser heutiges Ziel ist Görlitz. Es geht wieder nur auf dem Deich weiter, in der prallen Sonne. Wir können gar nicht so schnell trinken, wie wir schwitzen. Nach 11km machen wir in Pechern unter einer alten Linde, die vor einer alten,1907 erbauten Fachwerkkirche steht, eine längere Pause. Katharina ist gar nicht gut drauf. Sie ist total schlapp. Ich dagegen kann nicht klagen. Ich fühle mich noch topp-fit. Nach ungefähr 30 Minuten fahren wir langsam in der prallen Sonne weiter.

Da wir immer öfter zu unseren Trinkflaschen greifen, sind diese bald leer. An einem Stauwerk muss Katharina pinkeln und ich find die kleine Pause auch ganz angenehm. Noch 5km bis zum nächsten Ort. Jetzt bin ich auch kaputt und Katharina fährt wohl nur noch in Trance. Hoffentlich gibt es hier eine Kneipe oder einen Laden, wo wir etwas zu trinken bekommen. Fehlanzeige. Nichts von beidem gibt es hier. Jeder flucht vor sich hin und dann fahren wir weiter. Dann kommen wir nach Steinbach und hier sehen wir auch gleich eine Gaststätte. Erst mal eine Cola auf die Schnelle und dann eine Cola für Katharina und eine Bitterlemon für mich zum gemütlich Trinken. Für die vier Getränke zahlen wir € 4,00 und der Wirt macht uns noch unsere Wasserflaschen voll Leitungswasser. Weiter geht es am Luftfahrtmuseum vorbei (wäre ich gerne mal reingegangen, aber wir haben abgemacht, keine Museen anzusehen) nach Rothenburg. Hier kaufen wir erstmal ein. Power-Pulver, Wasser, Milchschnitten und Joghurt. Da es hier nicht so schön ist, wollen wir zur Neiße fahren und uns dort ein gemütliches Plätzchen zum Essen suchen. Das finden wir auch recht schnell. Eine witzige Hütte direkt an der Neiße. Hier machen wir 45 Minuten Pause. Das blöde ist nur: Hier gibt es keinen Papierkorb. 

In der Hoffnung, unterwegs einen zu sehen, packen wir unseren Müll in eine kleine Plastiktüte und ich nehme ihn in die Hand. Hinter Nieder Neuendorf, das sind etwa 5km nach der tollen Hütte, ich habe den Müll immer noch, sehen wir schon von weitem Indianerzelte, Pferde, Schrotträder auf Holzpflöcken und ein umgedrehtes Auto, das auf einem Baum aufgespießt wurde. Als wir näher kommen, sehen wir auf der gegenüberliegenden Seite einen außergewöhnlichen Freizeitpark. Den Park und den Kerl der das alles gebaut, haben wir schon einmal im Fernsehen gesehen. Der Eintritt kostet € 6,00 und für unsere Räder wird auch gesorgt.

Jetzt wissen wir auch warum die Leute in der DDR so lange auf ein Auto warten mußten. Sie werden nicht gebaut, sondern wachsen auf Bäumen.

Hinter einer Tür mit einem Schild, auf dem Drahtesel Ruheraum steht, ist der Boden wie in einem Stall mit Heu ausgelegt. Den Schlüssel zu diesem Raum bekommen wir an der Kasse.

Kurz hinter Neu Kraschau endet unser Weg vor einer Straße, die gerade gebaut wird. Was nun? Wir schauen noch mal auf unsere Karte, ob wir auch wirklich richtig sind. Da gibt es keinen Zweifel, hier geht es irgendwo weiter. Dann entdecken wir unser Radschild. Es liegt am Boden. Wir stellen schnell fest, wie es einmal gestanden haben muss. Ganz klar, wir müssen nach links. Es geht über Steine und Sandhaufen, bis die Straße wieder eine Straße ist. Wir haben Görlitz schon im Blick, müssen aber noch eine mächtige Steigung hoch. Wo es hoch geht, geht's auch immer wieder runter. So auch hier, aber leider nur auf Kopfsteinpflaster. Unten angekommen, suchen wir den Weg zum I-Punkt. Laut unserer Karte ist er ganz in der Nähe der Dreifaltigkeitskirche. Wir sehen ein Schild, auf dem I-Punkt steht. Leider geht es wieder bergauf. Hier schieben wir beide. Oben angekommen, stehen wir schon fast an unserem Ziel. Links rum und nach ca. 20 Meter sind wir da. Wir fragen die Frau im I-Punkt, ob sie uns ein günstiges Zimmer in der Nähe vermitteln kann. Sie schaut nach und hat zwei Möglichkeiten. Eins für € 45,00 und eins für € 55,00. Na ja, das übersteigt eigentlich unser Budget, aber es ist bereits 17.00 Uhr und wir haben keine Lust, noch länger zu fahren, auch wenn das Zimmer günstiger ist. Bei dem für € 45,00 erreicht sie keinen. Die andere Pension hat noch was frei. Ok, sagen wir uns, dann gibt es eben heute nur einen Döner zum Abendessen. Sie erklärt uns den Weg und nach 3 Minuten sind wir da. Es ist die Pension Kästner in der Weberstraße, mitten in der Altstadt von Görlitz. Wir haben ein schönes Zimmer mit Dusche und WC.

Wir benutzen beides und machen uns auf die suche nach einer Dönerbude. Leider gibt es in der ganzen Altstadt keine. Vor einem Schild "Currywurst Pommes € 3,50" bleiben wir stehen. Ist zwar kein Döner, aber günstig und macht auch satt. Das Gasthaus heißt "Zur Schnitzelmaus". Wir setzen uns in den Biergarten und bekommen die Speisekarte und bestellen schon mal etwas zu trinken. Beide blättern wir die Karte durch, finden aber keine Currywurst mit Pommes. Die Bedienung bringt uns das Trinken. "Wir hätten gerne zweimal Currywurst Pommes," sage ich. "Das geht leider nicht, wir haben keine Currywurst mehr," erwidert sie. Na, das ist ja mal doof. So suchen wir uns das günstigste aus der Karte raus. Katharina ein Jägerschnitzel und ich einen Salat. Wie wir so auf unser Essen warten, gucke ich mich im Biergarten, der sich im Innenhof befindet, etwas um. Als ich nach oben gucke, sehe ich einen Stahlkäfig, in dem ein Skelett hängt. Hoffentlich war das nicht auch ein Gast der in der "Schnitzelmaus" Currywurst Pommes essen wollte. Wir überleben das Essen und bummeln noch etwas durch die Altstadt. In einer Nebenstraße sehen wir ein Weihnachtshaus. Hier kann man das ganze Jahr über Weihnachtssachen kaufen. Schon komisch, wir haben Sommer, es ist fast 20.00 Uhr und wir haben noch ca. 28 C° und da können wir Weihnachtssachen bekommen. Görlitz ist eine wunderbare alte Stadt mit kleinen Gassen und mittelalterlichem Flair. Es macht richtig Spaß durch die Altstadt zu laufen und immer wieder schöne Häuser oder Ecken zu entdecken. Wir gehen bis zur Neiße runter, die Görlitz und Zgorzelec auf der polnischen Seite trennt. Da fällt uns ein, dass wir ja auch in Polen hätten essen können. Da wäre es bestimmt günstiger gewesen. Jetzt ist es zu spät.

Stadtrundgang in Görlitz

In unserem Zimmer angekommen, stelle ich erst mal meine Schuhe zum Auslüften auf die Fensterbank. Hoffentlich überleben das die Blumen. Heute sind wir 71km gefahren.

26.07.2006

Heute frühstücken wir schon um 8.30 Uhr. Es gibt wie beim letzten Mal wieder alles was, das Herz begehrt. Anschließend packen wir unsere sieben Sachen und bezahlen. Um 10.00 Uhr brechen wir zu unserem heutigem Ziel, Liberec, auf. Nach einer gemütlichen Fahrt von 10km machen wir in Ostritz unsere erste Pause. Hier kaufen wir neues Powerpulver und Penaten Wundcreme für meinen Hintern. Nach 2,5km fahren wir auf den Hof vom Klosterstift St. Marienthal. Zur Zeit wird es restauriert. Hier ist das Wasser der Neiße nur Knietief und es ist ein wunderschöner Platz, wo junge Menschen (Kunststudenten??) mit einem Klappstuhl im Wasser sitzen und die Neiße malen. Katharina kühlt ihre Füße und würde am liebsten drin stehen bleiben.

1945 schien das Ende des Ordenslebens im Neißetal gekommen. Die SS plante das Kloster zu sprengen. Die damalige Äbtistin jedoch widersetzte sich hartnäckig dem Befehl das Kloster mit den Ordensschwestern zu verlassen, und rettete so das Kloster vor der Zerstörung

www.kloster-marienthal.de

Weiter geht es durch das Neißetal und den Klostergarten in Richtung Zittau. Vor Zittau ist Katharina schon platt. Heute ist nicht ihr Tag. In Zittau finden wir einen Kaufland Markt und holen Brötchen, Wurst, Wasser, eine Spreewald Gewürzgurke, Joghurtdrink, Traubenzucker und eine Bildzeitung. Am Grenzübergang nach Polen machen wir Rast. Nach einer guten Stunde raffen wir uns auf und fahren weiter. Vorbei am Dreiländereck Deutschland, Polen, Tschechien geht's zur tschechischen Grenze. Nach dem Grenzübergang, ohne Zöllner, müssen wir uns an eine andere Beschilderung gewöhnen. Ich fahre, wie fast immer, vor. Meine Karte sagt mir, dass wir nach Hradek müssen. Hier stehen auch überall Radschilder. Nach einer mächtigen Steigung im Ort stehen wir vor einem Bahnübergang. Den gibt es auf unserer Karte aber gar nicht. Ich traue mich gar nicht, Katharina zu sagen, dass wir wieder runter müssen. Sie wird immer schlapper und mauliger. Wir fahren fast bis zur Grenze zurück (ca. 15 Minuten) und dann finden wir ein Schild, dem wir folgen müssen. Wieder eine Steigung, wieder runter, weil wir falsch sind. Es geht nur hoch und runter. An einer Kneipe voller zahnloser Tschechen machen wir Halt und trinken etwas. Zwei Cola kosten hier 30 Kronen, das sind ungefähr € 1,20. Weiter geht es bis Billy Kostel. Hier verbringen wir fast zwei Stunden, aber nicht weil es uns so gut gefällt, nein, weil wir den richtigen Weg nicht finden. Wir fahren wie immer den Schildern nach. Es geht unter einer Brücke durch und dann nur noch bergauf. Ungefähr 12% Steigung. Katharina fährt und ich schiebe. Ich schwitze wie ein Schwein und die Fliegen nerven ohne Ende. Mir kommt die Sache schon etwas komisch vor, ich sage aber noch nichts. Katharina wird immer schlapper, was man ihr auch ansieht. Nach einer halben Stunden halten wir an und schauen noch mal auf die Karte. "Hier sind wir niemals richtig", sagen wir uns und fahren wieder zurück. Nach 5 Minuten Bergabfahren, kommen wir wieder in Billy Kostel an. Hier stehen wir ratlos rum und wissen nicht, wo wir lang sollen. Da wir ein Straßenschild Richtung Liberec sehen, beschließen wir auf der Hauptstraße zu fahren. Gerade gestartet, halten wir an einem Haus an, an dem Pension steht. Ich frage ob sie noch ein Doppelzimmer haben. Fehlanzeige. Also doch weiter auf der Hauptstraße fahren. Nach gut 400 Meter brüllt Katharina von hinten: "Ich glaube, das ist die Auffahrt zur Autobahn!" "Stimmt", gebe ich zu und wir fahren wieder zurück. Es ist wie verhext, wo geht bloß dieser bekloppte Weg weiter? Wir fahren zurück zum letzten Schild und dann ganz langsam in die Richtung, in die der Pfeil zeigt. "Lass uns mal hier rein fahren", sage ich. Also links rein, und siehe da, vor uns steht ein Radschild. Da muss irgend so ein Blödmann das Schild, auf dem steht, dass wir nach links müssen, weggehauen haben. Erleichtert fahren wir weiter. Immer bergauf, bergab. So langsam werde ich auch schlapp. Auf der linken Straßenseite entdecken wir eine Pension. Ich frage einen kleinen Jungen, ob sie ein Zimmer frei haben. Er rennt los und versucht, jemanden zu holen. Als er wiederkommt, sagt er nur: "Moment", und geht wieder in den Garten. Nach etwa 15 Minuten kommt ein mürrischer Kerl an den Zaun und sagt im gebrochenem Deutsch nur: "Alles bellegt". "Mist", denken wir und fahren weiter. In Chrastava fragen wir in einer Weinstube nach einem Zimmer. "Nein", sagt die nette Dame in gutem Deutsch, "aber es gibt noch zwei Möglichkeiten. Hier den Berg hoch und dann gleich rechts ist etwas einfaches, wo auch viele Monteure übernachten. Hier rechts runter, über die Brücke, den Berg hoch ist etwas besseres". Wir fahren erst zu der einfachen Pension. Von außen sieht sie schon sehr einfach aus, um nicht zu sagen etwas heruntergekommen. Auf geht es zur anderen Pension. Hier ist es toll. "Hoffentlich haben die noch etwas frei", denken wir. Ein Mann mit einer knappen himmelblauen Badehose kommt an die Tür. "Nein, leider haben wir nichts mehr frei, aber auf dem Weg nach Liberec gibt es noch einige Pensionen". Das beruhigt uns und wir düsen wieder ab. Es geht immer wieder hoch und höher. So langsam kommt der Frust in uns auf. Die Berge werden immer steiler. Ich habe das Gefühl, Katharina ist kurz vor dem Zusammenbruch. An einer Kreuzung bleiben wir stehen und trinken den Rest aus unseren Flaschen. Eine Frau kommt vorbei. Ich frage: "Liberec?", und zeige die Straße runter. Sie nickt und geht weiter. Na ja, wenigsten geht es runter. Die Gegend wird einer Stadt immer ähnlicher. An einer Kneipe mit einem Schild auf dem ein Bett abgebildet ist, bleiben wir stehen. Ich gehe rein und frage nach einem Zimmer. Auch hier sehe ich nur ein Kopfschütteln. Plötzlich sieht Katharina ein großes Schild, mit einer Aufschrift Pension. Wir fahren hin und stehen auf einem Busbahnhof. Wieder nichts. Was nun? "Fahren wir mal hier runter", sage ich, "da ist viel los und es sieht nach Innenstadt aus". Wir kommen an einer Raiffeisenbank vorbei und nach der nächsten Kurve sehen wir ein großes Schild an einem Haus. Restaurace steht da drauf. Rechts daneben gibt es auch einen Biergarten, der wohl zu dem Restaurace dazugehört. Ich gehe rein und Katharina setzt sich erst mal an einen Tisch und bestellt zwei Cola. Ich laufe bis zum Tresen, an dem zwei Mädels stehen. Keine beachtet mich. "Na, dann nicht", denke ich und gehe wieder raus, Als ich an unseren Tisch komme, stellt der Kellner gerade die Cola hin. "Haben sie noch Zimmer frei?" , frage ich ihn. "Chef sitzt drin auf Hocker", sagt er, geht voraus und zeigt mir beide: Hocker und Chef. Also frage ich Chef: "Haben Sie ein Doppelzimmer für eine Nacht frei?" "Wie viel Person?" , fragt er. "Zwei", sage ich. "Wie viel Nacht?", fragt er. "Eine", sage ich schon etwas genervt. "Ja, ich habe frei", bemerkt er und geht zu einem Glaskasten, hinter dem er verschwindet. "Passport", sagt er und ich gebe ihm meinen Personalausweis. Er schreibt alles auf und schiebt mir einen Zettel hin, auf dem steht 350,00 Kronen. Ich denke noch pro Person und lege einen 1000 Kronenschein hin, da bekomme ich 650 Kronen zurück. Er gibt mir meinen Perso zurück, hält zwei Handtücher hoch und fragt: "Du brauchen?" Ich nicke. "Ist das mit Frühstück?", frage ich "Ja, Frühstück", erwidert er und zeigt auf eine Tür die geschlossen ist. "Hier Schlüssel, Zimmer drei, Treppe hoch," sagt er und zeigt in Richtung Ausgang, wo ich die Treppe vermute. Ich gehe los, finde die Treppe und suche unser Zimmer. Es ist in der ersten Etage. Als ich die Tür aufmache, bin ich im ersten Moment ganz schön überrascht. In dem Zimmer stehen drei Betten auf einem blauen Teppich und auf dem sind einige große Flecken. Was das für Flecken sind, kann ich nur ahnen und will es auch gar nicht wissen. Die Betten und die Bettwäsche sind allerdings sauber. Ich gehe runter zu Katharina und sage: "Versprich dir nicht zu viel von dem Zimmer und bekom keinen Schock." Als sie das Zimmer betritt, meint sie: "So schlimm sieht es doch gar nicht aus." Dusche und Toiletten sind auf dem Gang. Auf unserer Etage ist noch eine deutsche Skater Gruppe untergebracht. Wir holen unsere Radtaschen hoch, und zwar alle, weil wir doch etwas Angst haben, dass sie am anderen Tag nicht mehr da sind. Als wir die Räder abschließen wollen, kommt Chef an und schließt eine Tür auf. Wir können die Räder in einen großen Saal stellen. Hier stehen sie sicher.

Nachdem wir geduscht haben, gehen wir in den Biergarten und wollen etwas essen. Der Kellner bring uns auch die Speisekarte, aber die ist leider nur auf tschechisch. Das einzige, was wir sofort erkennen, sind Knödel. Die heißen hier Knedla. "Nur gut, dass wir ein Wörterbuch dabei haben", denken wir. Das ist leider nur Deutsch Tschechisch und nicht umgekehrt. Katharina macht sich die Mühe und findet heraus, was auf der Karte Fleisch ist. Wir finden etwas, von dem wir vermuten, dass es ein Schnitzel mit Pommes ist. Das bestellen wir auch. Nach kurzer Zeit kommt unser Essen und siehe da, Wiener Schnitzel mit Pommes und es schmeckt wunderbar. Wir bezahlen mit Getränken € 10,07. An diesem Abend beschließen wir, weil der heutige Tag so beschissen war, dass wir am nächsten Tag mit der Bahn bis Kutna Hora fahren. Heute sind wir 88km gefahren.

27.07.2006

Um 8 Uhr stehen wir auf, weil Chef gestern Abend gesagt hat: "Frühstück 9.00 Uhr da", und auf eine Tür zeigte, über der etwas an der Wand geschrieben stand. Die Sachen haben wir erstaunlicherweise schnell gepackt. Um kurz vor neun klopft es und eine nette Dame gibt uns zu verstehen, dass wir das Zimmer bis 9.00 Uhr verlassen müssen. Also packen wir unsere sieben Sachen und bringen alles runter und stellen es neben der Tür ab, die jeden Moment aufgehen muss. Als sie aufgemacht wird, gehen wir rein und möchten frühstücken. Die Bedienung gibt uns eine Speisekarte mit warmem Essen. "Nein", sage ich, "wir hätten gerne Kaffee und Brötchen". "Hier nix Kaffee, nur das", sagt sie und zeigt auf die Karte. Wir legen die Karte hin und gehen raus. Dann kommt die Skater Gruppe die Treppe runter und geht in den Speiseraum, an dem Chef gestern Abend an der Theke saß. "Super, hier sind wir richtig, da ist das Frühstücksbuffet", sage ich noch zu Katharina und will mich hinsetzen, da werden wir von einem Mann zurückgepfiffen. Er gibt uns zu verstehen, dass hier nur die Skater frühstücken dürfen. Wir haben die Nase voll, holen unsere Räder aus dem Tanzsaal, packen die Radtaschen drauf und fahren zum Billa Markt, der genau gegenüber ist. Hier kaufen wir nur etwas zu trinken und fahren weiter zur Raiffeisenbank, weil Katharina Geld tauschen will. Da sie sich nicht traut, gehe ich rein. Ein Polizist, der da rumsteht, kommt auf mich zu. "Ich möchte Geld wechseln", sage ich. Er zeigt auf eine Tür mit Milchglasscheibe und auf eine Linie am Boden. Da soll ich stehen bleiben, bis ich dran bin. Nach fünf Minuten geht die Tür auf und er winkt mich freundlich durch. Ich wechsle € 30,00 und weil die Dame gut Deutsch kann, frage ich auch gleich nach dem Weg zum Bahnhof. "Hier die Straße rechts hoch und dann gehen Sie genau darauf zu", sagt sie. Ich bedanke mich, öffne die Tür, nicke und grinse dem Polizisten zu, der nickt zurück, und gehe raus. Den Bahnhof finden wir sofort und gehen gleich zum Schalter. "Ich möchte ein Fahrkarte nach Kutna Hora", sage ich. Der Mann hinter dem Tresen zeigt auf den Fahrkartenschalter. Ich stehe an der Information. Also rüber und angestellt. Als ich dran bin, sage ich: "Nach Kutna Hora", und zeige der Frau zwei Finger. Sie versteht auch sofort, was ich möchte, gibt mir zwei Fahrkarten und verlangt 228,00 Kronen (€ 9,12). "Wann fährt der Zug?", frage ich. Sie dreht ihren Bildschirm um und zeigt auf 10.37 Uhr. Ich bedanke mich und gehe zu Katharina. Da sehe ich, wie der Mann von der Information zu mir rüber winkt. Wir gehen hin und ich zeige im das Ticket und sage, dass der Zug um 10.37 Uhr fährt. Er schüttelt den Kopf. "Zug fährt um 10.01 Uhr", sagt er. Ich gucke auf die Uhr. Es ist 9.57 Uhr. Wir haben noch genau vier Minuten, um unsere Räder eine Treppe runter und rauf zu schleppen und den Bahnsteig zu finden. Als wir auf dem Bahnsteig ankommen, hat die Schaffnerin schon die Pfeife im Mund. Als sie uns sieht gibt sie uns ein Zeichen, dass wir uns beeilen sollen. Wir schieben die Räder zu ihr. Sie zeigt auf die Radtaschen und meint damit, dass wir sie abmachen sollen. "Dann fahren Sie man los, das dauert zu lange, wir nehmen den nächsten", sage ich zu ihr und wir gehen vom Zug weg. Wir gehen zu einer Bank und stellen die Räder ab. "Ich gehe mal zum Schalter und frage, wann der nächste Zug fährt", sage ich zu Katharina und gehe los. In der Bahnhofshalle entdecke ich in einer Ecke einen Internationalen Schalter. Ich frage nach dem nächsten Zug nach Kutna Hora. Das Mädel tippt alles in ihren PC ein und druckt mir die Verbindung aus. Der nächste Zug fährt um 12.40 Uhr und wir müssen viermal umsteigen. In Turnov, Jicin, Nymburk und Kolin. Überall haben wir fast eine Stunde Zeit, bloß in Jicin nicht, da sind es nur drei Minuten. Ich mache das Mädel darauf aufmerksam. "Das schaffen Sie schon", meint sie nur. "Wir haben aber Fahrräder dabei", gebe ich zu bedenken. "Das schaffen Sie schon", sagt sie wieder, druckt mir aber freundlicherweise aus, wann der nächste Zug nach Nymburk fährt. Nämlich um 16.37 Uhr. Nun hängen wir hier zwei Stunden und vierzig Minuten auf dem Bahnhof rum. Ich erzähle es Katharina und sie nimmt es gelassen hin. Bahnhöfe sind für mich etwas tolles, und ganz besonders dieser hier. Da fahren Schienenbusse, die es bei uns schon seit ewigen Zeiten nicht mehr gibt. Die Leute laufen von einem Bahnsteig zum anderen quer über die Gleise und keiner stört sich dran. Ich gehe mit der Videokamera bewaffnet los und filme die alten Züge und Loks. Die Zeit vergeht relativ zügig (Wie auch sonst auf einem Bahnhof).

 

Unser Zug kommt etwa zehn Minuten vor der Abfahrtszeit. Aber weit und breit ist kein Schaffner zu sehen, den wir fragen können, wo unsere Räder rein sollen. Ich spreche einen langhaarigen Bahnhofsmenschen an. "Ich weiß nicht," sagt er, "Schaffner weg." Nach zehn Minuten wird es ihm wohl auch zu bunt und er macht uns die Tür zum Gepäckwagen auf. Wir wuchten die Räder mit seiner Hilfe rein, nehmen unsere Radtaschen und setzen uns schon mal in einen Wagen. Nach weiteren zehn Minuten kommt der Schaffner gaaaaanz langsam angeschlappt. Der langhaarige Zottel gibt ihm zu verstehen, dass unsere Räder im Gepäckwagen stehen. Das passt ihm offensichtlich gar nicht, denn er wird etwas lauter. Wir sollen die Räder mit in den Wagen nehmen und an der Tür stehen lassen. Warum wissen weder wir noch der Zottel. Sein Kommentar ist nur: "Idiota", und er zeigt in Richtung Schaffner. Mit fast zwanzig Minuten Verspätung fahren wir los. Als der Schaffner kommt und die Fahrscheine sehen will, müssen wir noch 60 Kronen pro Rad bezahlen. Er zeigt uns noch, dass wir in Turonov umsteigen müssen und geht weiter. Es ist eine lustige Fahrt. Der Zug hält an jeder Milchkanne. Manchmal hat der Bahnhof noch nicht einmal einen Bahnsteig und auch nur eine kleine Hütte, die wohl das Bahngebäude sein soll. Kurz nach Jermanice halten wir vor einem Tunnel an. Da die Gleise hier alle nur einspurig sind, müssen wir so lange warten, bis der entgegenkommende Zug vorbei ist. Hier stehen wir fast fünfzehn Minuten. Der Schaffner läuft am Zug entlang und sieht aus wie Gustav Knut in dem Film "Ich denke oft an Piroschka". Fehlt nur noch, dass er an einem Bahnhof brüllt: "Hódmezövásárhelykutasi puszta". So hieß der Bahnhof in dem Film. Das hat sich zwar in Ungarn abgespielt, aber hätte genauso gut hier seien können.


Ein Bahnhof irgendwo auf der Strecke

Bahnhof von Jelmanice

Bahnhof von Turnov

Mit den Zug in Turnov kommen wir rechtzeitig an, um nach dem Gleis zu fragen. Da es hier mit den Abfahrtzeiten nicht so genau genommen wird, fahren wir auch hier später los als gedacht. Den Zug in Jicin können wir uns schon jetzt abschminken. Egal, fahren wir halt eine Stunde später. Als wir in Nymburk ankommen, haben wir nur zwölf Minuten Zeit, den Bahnsteig ausfindig zu machen und die Räder da hinzukriegen. Ich renne los und Katharina bleibt mit den Rädern auf dem Bahnsteig, auf dem Bahnsteig stehen. Ich frage eine Bahnhofsfrau nach dem richtigen Gleis. Sie zeigt auf das erste Gleis. Ich renne wieder zurück und hole Katharina und die Räder ab. Treppe runter, Treppe rauf. Oben angekommen, sehen wir, dass unser Zug fünfundzwanzig Minuten Verspätung hat. So bekommen wir unseren Zug in Kolin niemals. Dort haben wir nur dreißig Minuten zum Umsteigen und während der Fahrt holt hier kein Zug Zeit auf. Ich gehe wieder zu der Frau und zeige auf unseren Ausdruck auf die Abfahrtzeit in Kolin. Sie zuckt nur mit den Schultern und macht eine entschuldigende Geste. Ich bedanke mich und gehe. Kurze Zeit später kommt sie aus ihrem Zimmer und zeigt mir, dass ich mitkommen soll. Wir gehen zum Stellwerk, das sich im Bahnhofsgebäude befindet. Ich verstehe zwar kein einziges Wort, aber sie erklärt einer Frau wohl gerade unser Problem. Sie kommt wieder, zeigt auf unsere Räder und sagt: "Warten." Wieder marschiert sie in ihr Büro. Keine fünf Minuten später rennt sie an uns vorbei und winkt, wir sollen mit den Rädern mitkommen. Vier oder fünf Gleise weiter steht ein blauer Zug, der gerade wegfahren will. Die Frau brüllt dem Schaffner etwas zu und zeigt auf uns. Der wartet noch mit dem Startsignal. Wir rennen quer über die Gleise in den Zug. Bedanken können wir uns nur noch ganz flüchtig, denn kaum sind wir drin, gehen die Türen auch schon zu und der Zug fährt los. Es scheint ein Schnellzug zu sein, denn er gibt ganz schön Gas. Kurz vor Kolin gibt es einen Ruck und er wird langsamer."Ist er jetzt kaputt?", denken wir, " oder ist da eine rote Ampel?", denn er bleibt kurz danach stehen. Die Zeit für die Abfahrt in Kolin wird immer knapper. "Lass uns doch in Kolin bleiben," sage ich zu Katharina. "Ich habe keinen Bock mehr, nochmal über den Bahnhof zu hetzen und außerdem ist es schon fast 18.30 Uhr." Sie findet den Vorschlag gut und so übernachten wir heute in Kolin.

Den Weg vom Bahnhof zum Marktplatz finden wir recht schnell. Bei einer Pizzeria fragen wir nach einem Zimmer. Leider haben sie keins, zeigen uns aber den Weg zu einer Pension. Es ist das Hotel (Pension) Hrabina (Beim Rabbiner) in einem ehemaligem Judenviertel. Unser Zimmer ist ganz oben unter dem Dach. Es ist fürchterlich warm da drin und so machen wir gleich die Fenster auf. Nach dem Duschen, machen wir uns auf den Weg zu der Pizzeria, die uns den Tipp mit der Pension gegeben hat. Anschließend machen wir wie in fast jeder Stadt einen Rundgang. Der Marktplatz von Kolin ist recht nett und wird gerade renoviert. So langsam machen wir uns auf den Weg zur Pension. Dort wollen wir noch eine Cola trinken und unsere Tagesberichte schreiben. Eine Cola bekommen wir, aber zum schreiben ist es schon fast zu dunkel und Licht macht die Bedienung nicht an. Sie will wohl Feierabend machen. Wir trinken aus und gehen in unser Zimmer. Ich lese noch etwas und nach kurzer Zeit fallen mir immer wieder die Augen zu. Also lege ich das Buch weg und versuche zu schlafen. Geht nicht, ist zu warm. Ich drehe mich von einer Seite auf die Andere. Wie lange das so geht, kann ich nicht sagen, aber es nervt. Beine kalt abduschen soll helfen. Also ab in die Dusche und eiskaltes Wasser über die Beine. Kaum im Bett, geht es wieder los. Auf die rechte Seite drehen, auf die linke Seite, auf den Bauch, auf den Rücken und wieder auf die Seite. Jetzt mache ich ein Handtuch nass und wickel es um meine Waden. Dabei wird zwar das Bett total nass, aber das ist mir egal. Kurz danach muss ich eingeschlafen sein, denn das nächste was ich höre ist mein Handy das uns weckt.

Oben rechts die zwei kleinen Fenster gehören zu unserem Zimmer

28.07.2006

Ich merke schon beim Aufstehen, dass das heute nicht mein Tag wird. Ich fühle mich total schlapp. Vermutlich von der besch... Nacht. Um 9.00 Uhr gehen wir frühstücken. Ich finde es gut, es gibt alles was ein Frühstück ausmacht. Von Wurst über Käse, Marmelade, Kaffe , O-Saft u.s.w. Katharina findet es nicht so gut. Um 10.00 Uhr bezahlen wir 1.450 Kronen (€ 52,00) und fahren los.

Erster Stop ist ein Penny Markt in Kolin. Hier kaufen ich Wasser und Tictac. Als wir weiterfahren, sind wir uns nicht ganz sicher, ob wir richtig sind. Direkt an der Straße kann ich nicht anhalten, da von hinten ein Bus kommt und nach links blinkt. Ich vermute, dass er an der Straße halten will, und fahre ein Stück weiter , weil dort eine Straße reingeht. Als ich mich umdrehe, steht der Bus schon wieder hinter mir. Ich schiebe mein Rad nach rechts, der Bus kommt hinterher. Der Busfahrer fängt schon an zu lachen. Er will auch in die Straße. Nach kurzem Blick auf unsere Karte finden wir den richtigen Weg. Unser heutiges Ziel ist Zruc. Wir wollen über Suchdol nach Uhlirske Janovice fahren. In Dobren, ungefähr 15km nach Kolin, müssen wir an einem Einkaufsladen wieder unseren Wasservorrat auffüllen und kaufen zwei Flaschen Wasser. An der Treppe zu dem Laden ist ein Schäferhund angebunden. Er sieht total niedlich aus. Eine Frau kommt aus dem Laden und sagt etwas zu uns. Im ersten Moment denken wir, dass wir den Hund nicht ansprechen sollen. Nein, ganz im Gegenteil. "Breta", sagt die Frau und zeigt auf den Hund. "Ah, der Hund heißt Breta", will sie uns damit sagen. "Darf ich ihn streicheln?", frage ich und mache mit meiner Hand eine streichelnde Bewegung. Sie nickt und ich gehe auf den Hund zu. Als ich ihn streicheln will, hebt er eine Pfote, als ob er mir guten Tag sagen will. Er ist ganz lieb und drückt seinen Kopf an meine Hand. Wir würden ihn gerne mitnehmen und abwechselnd vor unsere Räder spannen, damit er uns zieht. Da das nicht geht, fahren wir weiter.

Leider biegen wir in Solopysky falsch ab und fahren Richtung Ceske Koruny. Es ist ein Umweg, aber Gott sei dank nicht so schlimm. In Uhlirske Janovice gehen wir in eine Kneipe und bestellen zwei Cola. Ich habe meine in ca. 2 Sekunden fast leer, weil ich sie umschmeiße. Die zweite Cola trinke ich ganz gesittet aus. Auf einem kleinen Markt kaufe ich mir für 350 Kronen Sandalen, da meine Füße in den Turnschuhen immer so fürchterlich muffeln. Bis hier hin war es noch eine ganz angenehme Fahrt, aber nun werden die Berge immer höher. Katharina fährt jede Steigung hoch. Ich gehe bei jeder aus dem Sattel. Ich schaffe es einfach nicht, die Berge hoch zu fahren. Immer wenn ich denke: "Ah, da oben ist die Steigung zu Ende", macht die Straße nur einen Bogen und es geht noch weiter hoch. Wenn es dann mal wieder runter geht, dann nur ein kurzes Stück und sofort kommt die nächste Steigung. Es ist frustrierend. Nach einer dieser endlosen und immer wiederkehrenden Steigungen machen wir an einer Kreuzung eine Pause. Es ist mittlerweile so heiß, dass wir die Anfangsbuchstaben unserer Vornamen in den Teer ritzen können. Somit haben wir uns in der Tschechei verewigt.

Wir versuchen die Steigungen zu fotografieren, aber auf den Bildern kommt das nicht so gut rüber. Nach gut zwanzig Minuten fahren wir weiter. Unsere Trinkflaschen sind schon wieder fast leer. Wir brauchen dringend Nachschub. In einem kleinen Ort sehen wir erst nur eine kleine überdachte Terrasse mit Tischen und Stühlen und wollen schon weiter fahren. Da sehe ich in einer Tür neben der Terrasse jede Menge Wasserflaschen. Wir drehen um und sehen, dass es ein kleiner Laden ist. Hier kaufe ich zwei große Flaschen Wasser und anschließend trinken wir auf der Terrasse noch etwas. Kurze Zeit später fahren wir wieder los. Da es noch recht früh ist und wir kurz vor Zruc sind

freuen wir uns schon, einmal früher als sonst am Ziel zu sein. Diese Freude legt sich aber schon bald, als wir nämlich in Zruc kein Zimmer bekommen. Im I-Punkt sagt uns ein junges Mädel, dass hier in Zruc kein Zimmer mehr zu bekommen ist. Wir sollen es mal im Autocamp versuchen und sie erklärt uns auch den Weg. "Hier links runter, den Berg hoch, ca. zwei Kilometer und dann rechts runter." Da sie kein Deutsch spricht, erklärt sie es uns auf Englisch. Als wir an die Steigung kommen, wo es zwei Kilometer hoch geht, muss auch Katharina aus dem Sattel. Wir bleiben alle 20m bis 30m stehen, weil wir nicht mehr können. Es ist die Hölle. "Schlimmer kann es nicht mehr kommen", denken wir, aber es kann doch. Dazu aber viel später. Als wir an dem Punkt ankommen, wo wir rechts runter müssen, und es geht mächtig runter, kommen wir ins grübeln. "Was ist, wenn die da unten kein Zimmer mehr haben?" Wir denken positiv und fahren runter. Natürlich haben sie nichts mehr frei. Es ist 16.00 Uhr und dicke dunkle Gewitterwolken ziehen auf. Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt. Dazu kommt noch, dass es auf der weiteren Strecke kein Gasthaus gibt. Was nun? Der nächste größere Ort auf unserer Strecke ist Cechtice. Bis dahin sind es noch ungefähr 20km und ob es dort eine Unterkunft gibt, wissen wir nicht. Auf der Karte ist nur ein Gasthaus eingezeichnet. Es gibt noch die Möglichkeit nach Ledec zu fahren. Das sind auch ungefähr 20km und da ist auch ein Hotel eingezeichnet, aber von den 20km sind 10km, die wir in eine ganz andere Richtung fahren müssen. Das wollen wir nicht und wählen das Risiko eventuell keine Unterkunft in Cechtice zu bekommen. Als wir am Autocamp losfahren, kommen die Gewitterwolken immer näher. Ich rechne schon mit dem Schlimmsten. Komischerweise holen uns die Wolken aber nicht ein und bleiben immer dicht hinter uns. Als ob sie uns nur jagen wollen. Hinten die Wolken und von vorne die Sonne. Sie brennt erbarmungslos auf uns runter und wie schon den ganzen Tag, gehe ich bei jeder Steigung aus dem Sattel. Ich habe das Gefühl, dass ich heute mehr gelaufen als gefahren bin. Kurz hinter Cejtice sehen wir auf der linken Seite ein Haus. Darin befindet sich ein kleiner Krämerladen und eine Kneipe. Übernachten kann man hier nicht. Ich kaufe zwei Pepsi Cola und zwei Brötchen. Da fällt mir ein, dass wir seit dem Frühstück nichts mehr gegessen haben. Uns reichen aber die Brötchen. "Ich frage mal den Wirt, ob er weiß, wo es hier ein Hotel oder eine Pension gibt", sage ich zu Katharina. Er schaut mit einem anderen Gast auf unsere Karte und gibt uns zu verstehen, dass es auf unserer Strecke keine Übernachtungsmöglichkeiten gibt, die sie kennen. Wir sollten doch nach Ledec fahren. Da gebe es mit Sicherheit ein Hotel. Gerade das wollen wir ja nicht, wegen den 10km Umweg. Wir überlegen kurz und entscheiden uns dann doch für Ledec. Die Fahrt geht so weiter, wie sie an der Gaststätte/Krämerladen aufgehört hat. Bergauf, bergab, fahren, schieben, fahren, schieben. Noch 15km bis Ledec, steht auf einem Straßenschild. Ein paar Männer, die auch in der Gaststätte/Krämerladen waren, überholen uns mit ihrem Auto und winken. Dann endlich links rum und runter nach Ledec. Noch eine kleine Umleitung und wir stehen auf dem Marktplatz. Wir fahren einmal rum und suchen den I-Punkt oder ein Hotel. Beides finden wir nicht. Ich gehe in eine Pizzeria und frage den Wirt: "Haben Sie ein Doppelzimmer oder zwei Einzelzimmer frei?" "Nein", sagt er. "Gibt es hier ein Hotel?", frage ich. "Nein, ein Hotel gibt es hier nicht", erwidert er. Ich breche fast zusammen. "Eine Pension?", starte ich noch einen Versuch. "Ja, 200m gerade, dann rechts und wieder 200m gerade. Da steht großes Schild Apartment", sagt er. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich bedanke mich, gehe zu Katharina und erzähle es ihr. "Hoffentlich haben die auch was frei", sage ich. Wir finden das Haus und klingeln an der Tür. Nichts rührt sich. In einem Schaukasten hängen Bilder von den Zimmern. Sehen toll aus. Dann plötzlich meldet sich eine Frau durch die Sprechanlage. "Haben Sie noch ein Doppelzimmer frei", frage ich. Gespannt warten wir auf die Antwort. "Ja" , sagt sie, "ich runter kommen." Uns fällt ein riesiger Stein vom Herzen. Die Tür geht auf und eine nette Frau in meinem Alter steht vor uns. "Wo können wir die Räder hinstellen?", frage ich. Sie zeigt die Treppen hoch. Wir machen die Radtaschen ab und schleppen die Räder ungefähr 30 Stufen hoch. Oben angekommen, erklärt sie uns in einem Mischmasch aus Englisch und Deutsch, was wir bezahlen müssen, und dass wir am anderen Morgen den Schlüssel in den Briefkasten werfen sollen. Ich bezahle 675 Kronen (€ 27,00). Allerdings ohne Frühstück, was uns in diesem Moment so was von egal ist. Das Zimmer ist kein Zimmer, sondern eine Ferienwohnung. Wie immer gehen wir nach dem Duschen etwas essen. Zum Anfang der Tour haben wir gesagt, dass wir abends auf dem Zimmer Brote essen wollen. Seitdem wir aber in Liberec gesehen haben, wir günstig wir in der Tschechei in Restaurants essen können, haben wir das mit den Broten gelassen. Wir gehen in die Pizzeria, in der mir der Wirt das Apartment genannt hat. Für das Essen mit Getränken bezahlen wir umgerechnet € 11,12. Nach dem Essen schlendern wir noch über den Markt, telefonieren mit der Heimat, holen Geld und gehen zum Zimmer zurück. Heute sind wir 74km gefahren. Das heißt, ich bin wohl nur die Hälfte gefahren und die andere Hälfte gelaufen.

29.07.2006

Da es heute kein Frühstück gibt, haben wir gestern Abend beschlossen etwas länger zu schlafen und darum stehen wir erst um 9.00 Uhr auf. Meine Beine sind schlapp, und mein Rücken schmerzt. Wenn ich daran denke, dass wir gestern fast 2km nach Ledec nur Bergab gefahren sind, und heute die 2km wieder hoch müssen, wird mir ganz schlecht. Na ja, egal, wir wollten es ja nicht anders. Um 10.00 Uhr schleppen wir die Räder die lange Treppe runter, packen unsere Radtaschen drauf, werfen den Hausschlüssel in den Briefkasten und fahren bis zum Marktplatz. Hier kauft Katharina für jeden ein Snickers. Unser Frühstück für heute. Dann geht es los. 

Die Steigung hat bestimmt 10%. Ich versuche erst gar nicht zu fahren und schiebe mein Rad. Katharina ist fit und fährt die Strecke hoch. Oben angekommen, bin ich schon fix und fertig. Nach einer ganz kurzen Pause fahren wir weiter. Es geht zwar noch bergauf, aber ganz sachte. Kurz nach Kamenna Lhota, wir sind mal gerade 6km gefahren, machen wir schon die erste Pause und trinken etwas. Die Berge vom Böhmerwald werden immer höher. Jetzt merke ich, dass mich der gestrige Tag doch ganz schön geschlaucht hat. Die Steigungen machen mich fix und fertig. Sogar beim Schieben lege ich immer mehr Pausen ein. Hinter Koberovice müssen wir über eine Autobahnbrücke. Da gibt es nur ein Problem. Auf der Straße steht ein Schild, dass die sie im weiteren Verlauf gesperrt ist. Da wir nicht schon wieder, so wie gestern, einen Umweg fahren wollen, ignorieren wir das Schild und fahren weiter. Dann sehen wir warum die Straße gesperrt ist. Die Autobahnbrücke wird repariert. Wir zeigen einem Arbeiter an, dass wir auf die andere Seite möchten, und er wiederum zeigt uns an, dass wir rüber dürfen. Puh, Glück gehabt. In Senozaty, dem nächsten Ort, wollen wir eine Pause machen und etwas trinken. Laut Karte soll es hier zwei Kneipen geben. Leider finden wir sie nicht. Grausame 6km weiter, in Cervena Recice, finden wir endlich eine. Wie immer zwei Cola und weiter geht es. Was mich aufrecht hält, ist, dass es nur noch ungefähr 10km bis nach Pelhrimov sind. Da wollen wir heute übernachten. Laut Karte gibt es dort jede Menge Hotels oder Pensionen.

Es sieht nicht so aus, aber hier geht es richtig steil bergauf

Noch eine letzte Steigung dann geht es runter und am Ortseingangsschild vom Pelhrimov vorbei. Es ist 15.30 Uhr, aber unsere Freude über die frühe Ankunft ist etwas gedämpft. Gestern haben wir uns schon über die frühe Ankunft in Zruc gefreut, und dann haben wir kein Zimmer bekommen. Vor uns auf der linken Seite sehen wir einen Penny und einen Lidl. Im Penny kaufen wir Chips und Wasser für den Abend und fahren Richtung Zentrum. Kaum auf dem Markt angekommen, sehen wir schon ein Hotel. Ich gehe rein und lasse wieder meinen Spruch los: "Haben Sie ein Doppelzimmer oder zwei Einzelzimmer für eine Nacht frei?" "Ja", sagt ein Mann hinter dem Tresen. "Es kostet 900 Kronen für Beide, aber mit Frühstück." Ich überlege nicht lange und nehme es. Als ich wieder zu Katharina rausgehe, mache ich ein niedergeschlagenes Gesicht und sage: "Nee, die haben nichts frei", kann mir aber das Grinsen nicht verkeifen. Unsere Räder stellen wir in einen Schuppen, den der Mann vom Tresen abschließt. Ich frage ihn noch, was das denn für eine Bühne auf dem Marktplatz ist. "Morgen ist hier eine Rallye losgegangen", sagt er, " und heute abend fahren alle Rallyeautos über diese Bühne." Er meinte bestimmt, dass die Rally heute morgen losgegangen ist. Unser Zimmer geht nach vorne raus und wir können den ganzen Marktplatz einsehen. Ich dusche, lege mich auf mein Bett und schlafe sofort ein.

Unser Hotel. Ganz oben in der Mitte unser Zimmer

Geweckt werde ich durch ungeheuren Krach auf dem Marktplatz. Als ich zum Fenster gehe, sehe ich die heißesten Rallyewagen über den Marktplatz und über die Bühne, die eine Rampe ist, fahren. Es werden immer mehr. Sie kommen von rechts, fahren auf die Rampe, werden von einer Frau vorgestellt, fahren von der Rampe runter und verschwinden auf der linken Seite vom Marktplatz. Zwischendurch lege ich mich wieder auf mein Bett und lese. Jedes Auto hat eine Startnummer. Als die letzten Autos durch sind, sind es nur noch ganz alte Ladas, BMWs und Renaults, die aussehen, als ob der Fahrer nicht genug Geld hatte, um mit den großen mit zuhalten. Das sind bestimmt die Amateure. Jedenfalls sind fast 200 Autos über den Markt gefahren. In unserem Hotel befindet sich eine Pizzeria und so brauchen wir nicht weit laufen um etwas zu essen. Wir bestellen bei einer Bedienung (ob weiblich oder männlich, darauf wollen wir uns nicht festlegen) Spagetti mit Käsesauce und etwas zu trinken. Schon nach 10 Minuten haben wir unser Essen. Die Nudeln schwimmen in der Sauce und geschmacklich ist es auch nicht der Brüller. Ich esse trotzdem alles auf. Anschließend gehen wir in unser Zimmer, essen Chips und lesen noch. Um 23.00 Uhr lege ich mein Buch weg. Plötzlich klopft es an der Tür. Ich frage; "Ja?". Nichts rührt sich. Hat sich wohl einer in der Tür geirrt. Auf dem Markt wird es immer lauter. Die Jugend von Pelhrimov kommt aus den Häusern. Mich stört es nicht so sehr und so schlafe ich recht schnell ein. Heute sind wir nur 41km gefahren.

Der Marktplatz von Pelhrimov. Sieht irgendwie aus wie Fotos von einer Modeleisenbahn

30.07.2006

Der Wecker klingelt mal wieder um 8.15 Uhr. Ich mag aber nicht aufstehen. Bin müde und meine Beine und der Rücken tun immer noch weh. Ich quäle mich trotzdem aus dem Bett und laufe wahllos durch das Zimmer. Irgendwie stehe ich im Moment total neben mir. Katharina wird auch wach, na ja, was man so wach nennen kann. Das Frühstück treibt uns an. Um 9.00 Uhr sitzen wir am Tisch. Es gibt außer den normalen Dingen, die es bei jedem Frühstück gibt, noch Rührei dazu. Danach geht es uns schon viel besser. Was uns noch aufbaut, ist, dass wir heute zu der Wassermühle fahren, an der wir vor 10 Jahren einmal Urlaub gemacht haben. Um 9.30 Uhr packen wir unsere Sachen auf die Räder und fahren los. Wir finden gut aus Pelhrimov raus und es geht auch bald wieder bergauf. Irgendwie macht mir das heute nicht so viel aus, wie die beiden Tage vorher. Kurz hinter Libkova Voda erreichen wir unseren bislang höchsten Punkt dieser Tour. Wir sind auf 612 Meter Höhe.

Das es heute wirklich super läuft, sehen wir daran, dass wir schon um 11.30 Uhr in Zirovnice sind. Wenn wir hier ein Zimmer bekommen, bleiben wir. Wir sehen nur ein abgewracktes Hotel und beschließen, dort nicht nach einem Zimmer zu fragen. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Erste Möglichkeit ist, wir fahren nach Pocatky, das ist 4km von unserer Route weg. Da soll es laut Karte ein Hotel geben. Zweite Möglichkeit, wir fahren durch bis Cesky Rudolec, was unser ursprüngliches Ziel für heute ist. Wir entscheiden uns bei einer kalten tschechischen Cola, die super süß ist, für die zweite Möglichkeit. Um sicher zu gehen, dass wir ein Zimmer bekommen, rufe ich in dem einzigen Hotel in Cesky Rudolec an, das es da gibt. Im Vorfeld dieser Tour habe ich schon per E-Mail Kontakt mit dem Hotel aufgenommen und geschrieben, dass wir im Ende Juli, Anfang August ein Doppelzimmer brauchen. Er schrieb damals zurück, dass wir herzlich willkommen wären. Nun habe ich einen Mann am Telefon, der sehr gut Deutsch spricht. "Haben Sie noch ein Doppelzimmer oder zwei Einzelzimmer für eine Nacht frei", frage ich. "Nein, leider nicht. Wir sind total ausgebucht, die Gäste schlafen schon im Zelt in meinem Garten", erwidert er. "Hm", sage ich, "das ist ja blöd", und erzähle ihm von unserem Urlaub vor 10 Jahren. "Geht eine Pension auch?", fragt er. "Ja", sage ich, "das wäre super." Er gibt mir eine Telefonnummer und sagt mir noch, dass der Typ Deutsch spricht. Ich rufe sofort an. Als sich jemand meldet, sage ich zu ihm: "Ich habe Ihre Telefonnummer vom Hotel im Ort bekommen. Haben Sie noch ein Doppelzimmer frei?" "Ja, das habe ich", erwidert er. Während unseres Gespräches wird die Verbindung immer schlechter und ich muss noch einmal anrufen. Beim zweiten Mal mache ich alles klar, und sage ihm: "Wir sind so gegen 18.00 Uhr in Cesky Rudolec." "Ok", sagt er, "rufen Sie mich an wenn Sie am Hotel sind, da hole ich Sie ab." Ich bedanke mich und wir können beruhigt weiterfahren. Es ist schon ein gutes Gefühl, wenn man weiß, dass man am Ende der Strecke kein Zimmer mehr suchen muss. Bis nach Cesky Rudolec sind es noch 30km. Das ist nicht so schlimm, da es recht gut läuft. Ich brauche auch nicht so viel schieben, wie gestern und vorgestern. In Strimilov fahren wir genau auf eine Gaststätte zu und beschließen, hier etwas zu essen. Der Kellner bringt uns die Karte, auf der leider, wie in Tschechien nicht anders zu erwarten ist, alles auf tschechisch steht. Bei den Salaten, das kann ich auch auf tschechisch erkennen, lese ich etwas mit Schrimps, und bestelle den Salat. Katharina kann sich nicht entscheiden und bestellt etwas mit Kartoffeln. Es ist ein Schnitzel. Beides schmeckt super und ist, wie jedes Essen nicht teuer. Beim Bezahlen lege ich unsere Radkarte auf den Tisch und frage den Kellner nach dem Weg nach Cesky Rudolec, da es zwei Abzweigungen an dieser Gaststätte gibt, und wir nicht genau wissen welche die Richtige ist. Das war ein Fehler. Da er, der Kellner, es nicht so Richtig weiß, geht er raus und holt seine Kollegin. Die weiß anscheinend den richtigen Weg, er aber glaubt ihr nicht und fängt an zu diskutieren. Wir verstehen nichts, finden es aber lustig. Ein Gast, der das ganze mit bekommt, kommt an unseren Tisch. Er ist auch mit dem Rad unterwegs und hat einen Kartenausdruck aus dem Computer dabei. Nun brabbeln alle drei drauflos. Der Radler hält mir seine Karte vor die Nase und erzählt munter drauflos. Ich verstehe nur Bahnhof und als ich Katharina angucke, müssen wir nur lachen. Das machen dann auch bald die anderen drei, aber keiner scheint den Weg so richtig zu kennen. In einem kurzen Moment, als die drei Luft holen, bedanken wir uns und gehen raus. Der Radler kommt hinterher, zeigt mir seine Karte und fuchtelt mit den Armen wild in der Gegend rum. Er ist der Meinung, dass wir ein Stück in die Richtung müssen, aus der wir gekommen sind. Dann aber nicht links ab, sondern geradeaus. Da müsse er auch lang und wir sollen ihm folgen. In der Zwischenzeit fährt Katharina ein Stück weiter und entdeckt auf einem kleinen Platz ein Schild, auf dem Cesky Rudolec steht und meint, dass wir da lang müssen. Der Radler schüttelt immer seinen Kopf und zeigt auf seine Karte und erzählt und erzählt. Jetzt reicht es mir und ich fahre zu dem kleinen Platz. Das Schild steht da, zeigt aber in die Richtung, wo der Radler steht und diskutiert. Als ich bei Ihm ankomme sehe ich ein, dass das nicht der richtige Weg ist. Ich zeige auf eine Straße, die nach zwanzig Metern links runter geht. "Da müssen wir lang", sage ich und zeige ihm die Straße auf meiner Karte. Nun kommt er ins Grübeln und wir merken, dass er mit seiner Strecke wohl daneben liegt. Das hält aber nur kurz an und er bleibt bei seiner Strecke. Wir sollen ihm folgen. Das machen wir dann auch, aber nur kurz. Nach knapp 50 Metern drehe ich mich um und sehe ein Straßenschild, auf dem der nächste Ort steht, durch den wir fahren müssen, Olsany und es zeigt in die Richtung, die wir fahren wollten, nämlich die Straße links runter. Ich rufe "Stopp!", und zeige auf das Schild. Wieder schüttelt er den Kopf und lässt sich von seiner Strecke nicht abbringen. "Wir fahren jetzt zurück und da vorne links runter", sage ich zu Katharina. Wir drehen um und fahren los. Auch der Radler dreht um und kommt Kopfschüttelnd hinter uns her. "Der will doch wohl nicht mit uns mitfahren?", fragt Katharina. "Ich hoffe nicht", sage ich, denn er geht uns etwas auf den Geist. An einer Steigung fährt er an uns vorbei. "Ich steige ab und schiebe, dann fährt er vielleicht weiter", hoffen wir. Das macht er natürlich nicht. Auch er wird langsamer. "Ich muss mich mal eincremen", sagt Katharina und lässt sich etwas Zeit dabei. Der Radler dreht um und kommt auf uns zu. "Er kommt zurück", bemerke ich, "hoffentlich will er nicht hier warten bis du fertig bist." Als er bei uns ankommt, macht er uns klar, dass dies die richtige Strecke ist und fährt wieder den Weg zurück, den wir gerade kommen sind. Wir sind erleichtert und fahren auch weiter.

Die Gegend, die wir nun durchfahren, nennt sich Tschechisch Kanada. Hier ist es wunderschön und die Steigungen machen uns heute nichts aus. Dann kommen wir endlich in Markvarec an. Hier haben wir vor 10 Jahren 14 Tage Urlaub in einer alten Wassermühle gemacht. Da wollen wir nun hin. In Markvarec hat sich nichts verändert. Den kleinen Laden, in dem wir fast jeden Morgen Brötchen gekauft haben, gibt es noch. Auch als wir zu der Mühle kommen, hat sich nichts verändert. Leider ist das große Tor zum Innenhof zu und wir können nicht reingucken. Aber auch hier, außerhalb der Mühle, ist alles wie vor 10 Jahren. Es kommen bei mir ein paar schöne Erinnerungen auf. Die Steinbrücke auf der wir unser Lagerfeuer gemacht haben, oder die kleine Steintreppe neben der Brücke, an der die Kinder immer ins Wasser gegangen sind, alles ist noch da. 

Das Eingangstor zur Mühle und die Brücke auf der wir damals immer ein Lagerfeuer gemacht haben

Dann fahren wir weiter nach Cesky Rudolec. Auch hier hat sich nichts verändert. Es ist so, als ob wir nur ein paar Tage weg waren. Am Hotel setzen wir uns in den Biergarten und trinken etwas. "Wir sind geringfügig früher hier als wir wollten", sage ich zu Katharina. Es ist 14.45 Uhr und gesagt hatte ich, dass wir gegen 18.00 Uhr hier wären. Egal, wir bezahlen und erfahren vom Wirt, dass der Mann, bei dem wir ein Zimmer bekommen, sich das Bein gebrochen hat. Um 15.30 Uhr rufe ich ihn an und 10 Minuten später kommt ein Auto und ein junger Mann mit Krücken steigt aus. Er fährt natürlich nicht selber. "Da ist er", sage ich. Wir begrüßen uns und er sagt: "Fahrt hinter Auto her, komme gleich, muss noch Zigaretten holen." Wir fahren schon mal langsam vor. Als er uns überholt, müssen wir ganz schön strampeln um hinterher zu kommen. Nach knapp zwei Minuten sind wir da. Er zeigt uns alles und ich bezahle auch gleich, weil wir kein Frühstück bekommen und wir ihn am anderen Tag eventuell nicht sehen. Wir haben eine kleine Ferienwohnung, mit Küche. Bezahlen müssen wir 700 Kronen (€ 28,00). Wir duschen, schauen uns an, was wir bis jetzt gefilmt haben Na, was bestellen wir wohl? Richtig, Wienerschnitzel mit Pommes und als Nachtisch für Katharina kleine Kuchenstücke und für mich Erdbeeren mit Sahne. Als das Schnitzel kommt, können wir den Teller fast nicht sehen, so groß ist es. Die Pommes liegen unter dem Schnitzel, sonst passen sie nirgends hin. Wir essen fast alles auf, auch wenn wir fast platzen. Aber wir finden es doof, das Hauptgericht nicht aufzuessen aber einen Nachtisch zu bestellen. Als wir bezahlen, frage ich den Wirt ob wir am nächsten Morgen hier frühstücken können, weil es bei uns nichts gibt. "Ja, das geht", sagt er. Wir unterhalten uns noch ein paar Minuten mit ihm über unsere Tour und gehen dann nach Hause. Wir gehen ins Bett und lesen. Das Fenster unseres Zimmers geht zur Straße raus. Im Garten hinter dem Haus ist eine kleine Fete. Unser Vermieter hat wohl Geburtstag, denn sie singen: "Happy birthday to you." So gegen 23.00 Uhr gehen die ersten Gäste. Dabei müssen sie an unserem Fenster vorbei. Da wir die Gardienen nicht zugezogen haben, können sie uns sehen, wir sie aber nicht. Vor unserem Fenster ist ein Gegluckse und Gekichere zu hören. Jetzt erst merken wir, dass die Bande uns sehen kann. Ich winke ihnen zu und sie fangen an zu lachen. Danach ist aber Schluss und sie gehen nach Hause. Heute sind wir 55km gefahren.

Das Fenster rechts neben der Tür gehört zu unserem Zimmer

31.07.2006

Wie gestern auch, klingelt unser Wecker heute um 8.15 Uhr. Wir waschen uns, packen unsere Sachen und fahren zum Frühstücken. Den Hausschlüssel lassen wir im Schloss stecken. Das Frühstück ist gut. Anschließend gehen wir einkaufen und fahren los. Unser Ziel heute ist Gmünd in Österreich. Die ersten 8 km geht es nur bergauf, bis auf 725 m Höhe. Heute hat Katharina ihren schlappen Tag. Mir geht's blendend. Als wir oben ankommen, geht es besser. Es scheint ein riesiges Hochplateau zu sein. Dann kommen wir an den landschaftlich schönsten Fleck dieser Tour. Ein kleiner See mit Wasser, so blau wie auf einer Postkarte. Dicke Fische springen immer wieder aus dem Wasser. Eine kleine Hütte steht an dem Teich und am Steg dümpelt ein Ruderboot im Wasser. Es ist ein Idyll, wie ich es selten oder noch gar nicht gesehen habe. Wir können uns gar nicht losreißen und machen mehrerer Fotos und Filmen alles. Ich stelle mir vor, wie es hier abends ist. Die Bäume rauschen, die Frösche quaken und man sitz am Lagerfeuer und genießt den Abend.

Dann fahren wir aber doch weiter und ab hier geht es Katharina auch wieder besser. Seit Cesky Rudolec sind wir schon 20 km gefahren und weil es bereits Mittag ist, machen wir in Nova Bystrice eine Pause. Auf dem Marktplatz ist ein nettes Restaurant. Als wir die Speisekarte bekommen, sind wir überrascht. Alle Gerichte stehen auch in Deutsch auf der Karte. Ich entscheide mich für Wurst in Sauce und glaube, das ich eine Brat- oder Bockwurst mit Sauce bekomme. Katharina hat am Nachbartisch etwas entdeckt, dass Spätzle sein könnten. Als ich bestelle, sage ich: "Ich hätte gerne einmal die Wurst mit Sauce und dann noch das, was der Herr da drüben hat", und zeige auf den Nachbartisch. "Das sind Spätzle mit Kraut", sagt die Bedienung und zischt ab. Als sie nach ein paar Minuten mit dem Essen kommt, staune ich nicht schlecht. Spätzle kenne ich ja, aber meine Wurst in Sauce ist eine Art Bierschinken im Stück mit Zwiebeln, eingelegt in Essig. Dazu gibt es Brot. Es schmeckt sehr gut und ist mal etwas anderes. Nach etwa 45 Minuten fahren wir weiter. Gleich hinter Nova Bystrice wird die Straße erneuert und wir müssen unsere Räder an Steinen, offenen Gullis und Sandhaufen vorbei manövrieren. In Grametten fahren wir über die Grenze nach Österreich. Der tschechische Zöllner winkt uns durch, aber der blöde Ösi will unsere Ausweise sehen. Fehlt nur noch, dass er fragt ob wir etwas zu verzollen haben und die Radtaschen aufmachen sollen.

Grenzübergang bei Grametten

Bis Illmanns sind es zwar nur 2 km, aber die Straße steigt sachte an und wir haben Gegenwind. Das schlaucht ganz schön. In Illmanns wissen wir erst nicht, wo wir lang müssen, finden dann aber doch den richtigen Weg. Es geht einen Waldweg lang, der, nicht anders zu erwarten, etwas steil ansteigt. Oben angekommen, fahren wir auf einem Sand-Schotterweg weiter. Da es etwas bergab geht, gebe ich meinem Rad die Sporen. Ich bin zwar nicht sehr schnell, übersehe aber, dass der Sand immer tiefer wird. Mein Rad gerät ins Schlingern und ich kann durch reine Körperbeherrschung (worauf ich sehr stolz bin, grins) einen Sturz verhindern. Wer kann auch ahnen, dass es hier Treibsand gibt. Katharina sieht das Drama von hinten und fährt langsamer. Das mache ich auch, komme aber immer wieder in den etwas tieferen Sand und mein Rad schlingert weiter. Dann endlich wieder eine Teerstraße. In Litschau ist etwas Grausames passiert: Nach einer heftigen Steigung, die Katharina hochfährt, muss sie oben auf mich warten, weil ich schiebe und ein paar Pausen einlege. Ich komme oben an und Katharina macht ein ganz trauriges Gesicht. Einer ihrer Flipflops, der vor ein paar Tagen schon etwas kaputt gegangen ist, ist jetzt völlig hinüber. Wir legen eine Gedenkminute ein und begraben ihn ganz stilvoll in einem Mülleimer mit Deckel.

 

Wir trauern um diese Flippis

Da sie ihre Turnschuhe bei mir im Wohnzimmer vergessen hat, zieht sie meine Badelatschen an. Das sieht super aus. Badelatschen und Strümpfe. Ab Schlag fahren wir nur noch auf einer Schotterstraße. Man könnte auch Waldweg sagen, aber für Autos ist die Straße zugelassen. An der Grenze zu Tschechien gibt es nur einen Schlagbaum, der von 6.00 Uhr bis 22.00 Uhr geöffnet ist. Nach 22.00 Uhr allerdings könnte man rechts oder links an dem Schlagbaum vorbeigehen. Das ganze gilt wohl nur für Autos. Es geht immer etwas bergab. Das tut ganz gut. In Na Chalupach, einem ganz kleinen Nest, machen wir wieder eine Pause. Ab hier geht es bis Nova Ves, das sind ungefähr 25 km, nur durch den Wald. Als wir nach der Pause losfahren, sehen wir wieder dicke dunkle Gewitterwolken am Himmel. Sie ziehen genau in die Richtung, in die wir fahren müssen. Die Straße durch den Wald ist geteert und relativ gut zu befahren. In Nova Hut, einer kleinen Ortschaft, sind wir nur noch auf einer Höhe von 484 Metern. Das sollte sich aber, wie auch das Wetter, schon bald ändern. In Ceske Velenice kommen wir gut gelaunt an und suchen auch gleich ein Hotel. An der Hauptstraße gibt es nur Verkaufsstände, Schlenderstände wie Katharina immer sagt. Dort kann man sehr günstig Klamotten, Schuhe und Krimskrams kaufen. Meistens sind es Asiaten, die die ganzen Sachen verkaufen. Wir finden zwei Hotels, eins hat zu und das andere ist nicht in unserer Preis-klasse. Wir fahren nach Gmünd in Österreich, das auf der anderen Seite von dem Fluß Lainsitz ist, der Tschechien von Österreich trennt. In Gmünd suchen wir erst mal wieder den I-Punkt. Es ist 17.00 Uhr, als wir ihn finden, aber leider hat er schon zu. Eine Putzfrau, die im Vorraum steht, frage ich, ob sie uns sagen kann, wo es hier ein Hotel gibt. Wir haben zwar eins auf dem Markz-platz gesehen, aber da lassen sie uns bestimmt nicht rein. "Ja, da gibt es einen Gasthof. Da fahren Sie hier runter, den Berg hoch, an der Fabrik vor bei und dann ist er gleich rechts an der Straße." Wir bedanken uns artig und fahren los. Nach knapp fünf Minuten sind wir da. "Ja, ein Zimmer könnt Ihr haben", sagt eine Frau . "Für wie lange denn?" "Für eine Nacht", sage ich, und frage gleich noch, was es kostet. " € 23,50 pro Person", antwortet sie. Da es schon relativ spät ist, und wir genau wissen, dass wir woanders kein Zimmer bekommen, nehmen wir es. Es ist recht gemütlich. Das Klo ist etwas zu klein geraten. Da haben wir Glück, dass wir beide so schmächtig sind. Der Duschraum wird nur durch einen Vorhang getrennt. Die Dusche selber hat aber auch noch einen. Nachdem wir beides, das Klo und die Dusche benutzt haben, gehen wir runter in den kleinen Biergarten zum Essen. Und es gibt wieder Wienerschnitzel, aber diesmal mit Kartoffelsalat. Als wir bezahlen, sagt der Wirt, dass wir noch eine zweite Nacht bleiben sollen, weil es am nächsten Tag regnen soll. "Nein, nein", sagen wir, "wir fahren weiter." Auf dem Zimmer sage ich zu Katharina: " Wenn es Morgen regnet, fahren wir bis nach Vyssi Brod mit der Bahn. In der Nacht fängt es tatsächlich an zu regnen. Ich überlege, was ich mit den 2700 Kronen mache, die ich noch habe. Leider komme ich zu keinem Ergebnis und schlafe ein. Heute sind wir 75 km gefahren.

01.08.2006

Der Wecker klingelt und mein erster Gedanke ist: Regnet es? Ich schaue aus dem Fenster und bin erleichtert. Alles trocken draußen. Fröhlich gehen wir zum Frühstücken. Es ist super. Wir bezahlen und packen unsere Räder. Dann fängt es leicht an zu regnen. Ich ziehe die Regenüberzüge über meine Radtaschen, und wir unsere Regenjacken an, und das ist auch besser so. Als wir am Gast-hof losfahren, fängt es doller an zu regnen. An den Schlenderständen in Ceske Velenci kaufen wir Trikots für Lukas und Jonas. Dann geht es ab zum Bahnhof. Der Regen wird immer doller. Am Bahnhof angekommen, nehme ich die Radkarte, gehe zum Schalter, zeige auf Vyssi Brod und sage: "Zwei Fahrtkarten bitte", und halte zwei Finger hoch. Sie gibt sie mir und ich bezahle 172 Kronen. Wir müssen zwei mal umsteigen. In Ceske Budejovice (Budweis) und in Rybnik. Unser Zug fährt um 10.57 Uhr am Gleis drei los. Wir haben noch eine gute halbe Stunde Zeit. Wir müssen unsere Räder wieder eine Treppe runter und auf der anderen Seite wieder hoch schleppen. Ich bin gerade zwei, drei Stufen unten, da sagt ein älterer Mann zu mir: " Sie können doch auch über die Gleise gehen." "Wenn das geht", sage ich und gehe die Stufen wieder zurück. Auf dem Bahnsteig stehen zwei Polizisten. "Die frage ich lieber, ob wir über die Gleise laufen dürfen, nicht das sie uns noch festnehmen", sage ich zu Katharina. Wir gehen auf die beiden zu und ich frage mit Händen und Füßen, ob wir über die Gleise laufen dürfen. Der eine Polizist nickt nur und plaudert mit dem anderen weiter. Der Zug kommt und die Räder stellen wir einfach in den Eingangsbereich.

Die Fahrt dauert eine Stunde. Als der Schaffner kommt, müssen wir noch für die Räder bezahlen. In Ceske Budejovice kommen wir recht pünktlich an. Nun wieder die Frage, von welchem Gleis fährt der Zug nach Rybnik ab. Ich gehe zu einer Bahnfrau in Uniform und zeige auf meinem Computerausdruck auf Rybnik. Sie zeigt auf den Zug, der genau auf dem andern Gleis steht. Das ist super, keine Radschlepperei. Die Räder müssen hier in den Gepäckwagen und die Radtaschen nehmen wir mit in das Abteil. Dieser Zug hält nicht, wie der erste, ab Liberec an jedem kleinen Bahnhof. Um 13.15 Uhr kommen wir in Rybnik an. Unser Anschlusszug steht schon da. Als wir sehen, wie viele Menschen da einsteigen, beschließen wir, den nächsten zu nehmen. Ich gehe in den Bahnhof und frage, wann der nächste Zug fährt. Der Mann zeigt auf den Fahrplan und da steht 15.13 Uhr. Jetzt ist es 13.30 Uhr. Wir setzen uns erst mal auf eine Bank und nehmen das ganze relativ locker. Nach ein paar Minuten laufe ich etwas rum und gehe vor den Bahnhof. Auf der anderen Straßenseite sehe ich einen Gasthof. Als ich zu Katharina zurückkomme, erzähle ich ihr davon und schlage vor, dass wir da doch etwas essen können. "Das ist eine gute Idee", meint sie und so gehen wir rüber. Wir sind die einzigen Gäste. Katharina bestellt Schweinebraten und ich eine Suppe. Beides schmeckt wunderbar. Auf meiner Suppe schwimmen dicke Fettaugen und man merkt, dass diese Suppe nicht aus der Dose kommt. Es ist 14.00 Uhr, als wir bezahlen wollen, ich halte der Frau einen 2000 Kronen-Schein hin. "Kann nicht wechseln, nicht anders?", fragt sie. Wir müssen 95 Kronen bezahlen. Ich kippe mein Portemonnaie aus und auch Katharina legt ihr letztes Kleingeld auf den Tisch. Wir kommen auf etwa 92 Kronen. Die Frau nimmt alles und sagt: "Is ok." Draußen spielen wir noch mit einer verschmusten Katze und gehen dann wieder rüber zum Bahnhof. Fünf Minuten bevor der Zug kommt, sagt Katharina: "Ich muss pullern." "Dann geh doch rüber in die Gaststätte", sage ich. "Nee, das kann ich doch nicht machen", erwidert sie. Als der Druck immer größer wird, geht sie aber doch. Sie ist gerade weg, da kommt unser Zug. Es dauert nicht lange und Katharina kommt erleichtert wieder.

Mittlerweile hat es angefangen zu regnen. Gerade als wir im Zug stehen, fängt es richtig an zu Gallern und es scheint sich einzuregnen. Um 15.30 Uhr setzt sich unser Zug holpernd und wackelnd in Bewegung. Dann kommt der Schaffner und wir müssen auch hier noch für die Räder zahlen. Leider kann auch er meinen 2000 Kronen-Schein nicht wechseln. "Nehmen Sie auch Euro?", frage ich. Er schüttelt den Kopf und wir brauchen gar nichts zu bezahlen. Am vierten Bahnhof müssen wir raus. Als wir in Vyssi Brod ankommen, regnet es immer noch in Strömen. Wir machen uns auf den Weg zur Innenstadt. Diese besteht aus einer Hauptstraße, an der sich ein Schlenderladen an den anderen reiht. Wir gehen auf der linken Seite der Straße hoch und ich frage an einem Restaurante, das auch Zimmer vermietet, ob sie etwas frei haben. Ich sehe nur ein Kopfschütteln. Beim zweiten Versuch, in einer anderen kleinen Gaststätte haben wir mehr Glück. Hier bekommen wir ein Zimmer, allerdings mit Dusche und WC auf dem Flur. Das ist uns aber egal. Als wir in das Bad schauen, sehen wir eine riesige Wanne. Wir trauen uns aber nicht, zu baden und duschen nur. Vorher gehen wir aber noch etwas bummeln und im Sparmarkt einkaufen. Chips, Wasser und Schokolade. Ich suche nach einem Buch oder etwas anderem in deutscher Sprache, finde aber nichts. Das ist sehr doof, da ich mein Buch durch habe, und es im Fernsehen nur tschechische Sender gibt. Wir gehen noch in einen anderen Supermarkt, hier gibt es auch nichts deutsches zu lesen. So latschen wir langsam wieder zu unserer Herberge. Nach dem Duschen gehen wir bei uns im Haus essen. Beide essen wir ein Schnitzel mit Obst darauf. Schmeckt echt lecker. Auf unserem Tisch steht ein Kärtchen, auf dem Honigkuchen abgebildet ist. Das Stück sieht nicht groß aus und so bestellen wir jeder eins. Als wir es bekommen, staunen wir nicht schlecht. Es ist ein großes Stück mit Sahne. Als wir die Hälfte alle haben, es schmeckt übrigens sehr lecker, können wir nicht mehr. Wir bezahlen und fragen, ob wir den Kuchen mit auf unser Zimmer nehmen können. "Ja", sagt die Bedienung, "das ist kein Problem." Da ich nichts mehr zu lesen habe, versuche ich, gleich zu schlafen. Das klappt nicht, weil draußen mehrere Hunde ununterbrochen bellen. Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen. Als ich in der Nacht aufwache, bellt ein kleiner Hund, das erkenne ich an dem hohen Bellen, immer noch. Nach zehn Minuten denkt sich ein etwas größerer, er bellt tiefer als der kleine, das kann ich auch und fängt ebenfalls an zu bellen. Es nimmt kein Ende. Eingeschlafen bin ich aber doch wieder.

02.08.2006

Der erste Blick nach dem Aufstehen, ist der aus dem Fenster. Die Wolken hängen sehr tief und es ist alles nass draußen. Es sieht auch nicht so aus, als ob es noch schön wird, im Gegenteil, es regnet heute bestimmt noch. Um 9.00 Uhr gehen wir runter zum Frühstücken. Die geraden Hörnchen sind so zäh, und die Messer so stumpf, dass wir die Hörnchen auseinander prokeln müssen. Ansonsten gibt es viel Wurst und Käse sowie ein Marmeladentöpfchen und dazu Cappuccino. Um 9.30 Uhr packen wir die Räder und gehen noch mal in einen Schlenderladen, in dem es Schuhe gibt. Katharina hat da gestern Abend Turnschuhe mit dem Rosaroten Panther gesehen. Leider gibt es sie nur bis Größe 37. Schnell noch ein paar Fotos von unserer Unterkunft machen und dann geht's los. Unser heutiges Ziel ist Rohrbach in Österreich. Vyssi Brod liegt auf einer Höhe von 568 Metern, aber wir müssen noch höher. Ich schiebe schon eine Weile und Katharina fährt noch. Bis jetzt ist es von oben auch noch trocken, das heißt, es regnet noch nicht, was sich aber noch ändern wird. Jetzt muss auch Katharina schieben und wird immer mauliger. Nach drei Kilometern sind wir schon auf 700 Meter. Jetzt fängt es auch noch an, zu regnen. Mir geht das Wetter und die Steigung auch auf den Senkel, aber da müssen wir durch. Zu diesem Zeitpunkt laufe ich immer vor und muss auf Katharina warten. Einmal habe ich sie gefragt, ob ich zurücklaufen und ihr Rad schieben soll, aber das wollte sie nicht. Der Weg wird immer schlechter und der Regen doller. Nach weiteren sechs Kilometern sind wir auf 935 Metern, unserem höchsten Punkt unserer Tour. Hier machen wir eine kleine Pause. Der Regen hat auch aufgehört. Wenn man alles zusammenrechnet, haben wir unsere Räder fast neun Kilometer nur geschoben.

Bis zur Grenze nach Österreich sind es noch knapp fünf Kilometer, aber das Schöne ist, es geht nur bergab. Aber auch das geht in die Beine. Schlechte Straße, fast nur Matsche und Baumrinden darauf. Wir dürfen nicht zu schnell fahren, sonst rutscht das Rad weg und wir liegen da. Ab Guglwald, so heißt der Ort an der Grenze, wird die Straße besser, aber es geht wieder nur hoch. Wir steigen aber nicht ab, sonder geben alles und fahren. In Unterafiesel fängt es wieder an, zu regnen. Wir stellen uns für ein paar Minuten unter das Dach eines Feuerwehrhauses. So schnell wie der Regen angefangen hat, hört er auch wieder auf. Kurz hinter Unerafiesel fahren wir nicht mehr auf der vorgegebenen Radstrecke. Ein Schild sagt uns, das der Weg länger ist. In St. Stefan halten wir an einer Bank und ich hole noch etwas Geld. St. Stefan liegt auf 805 Meter Höhe. Von hier bis Haslach (501 Meter), das sind ungefähr fünf Kilometer, schlängelt sich die Straße den Berg runter. Es ist einfach geil, der Straßenbelag ist super, wir haben keinen Gegenwind, die Kurven sind toll und wir begegnen fast keinem Auto. Also lassen wir es laufen. Mit teilweise 48 Km/h geht es Haslach entgegen. Hier essen wir in einem Gasthaus einen Schweizer Wurstsalat. Er schmeckt super. Jetzt sind es nur noch sechs Kilometer bis nach Rohrbach, aber die haben es in sich. Die ersten zwei bis drei Kilometer geht es noch ganz gut. Wir fahren auf der Hauptstraße entlang. Dann wird der Straßenbelag ganz komisch und wir müssen, obwohl es etwas bergab geht, treten. Dann kommt eine ganz heftige Steigung. Katharina fährt sie hoch und wartet ab der Hälfte an einer Seitenstraße auf mich, denn ich schiebe mal wieder.

Ein letzter Blick nach Tschechien

Die PKW's und LKW's kommen mir mit einem Affenzahn entgegen. Ich gehe dann schon immer auf den Rand-streifen. Kurz vor der Straße, an der Katharina auf mich wartet, habe ich plötzlich keinen richtigen Halt mehr in meiner rechten Sandale. Ich schaue runter und sehe, dass sie kaputt ist. Na, die haben ja lange gehalten. Bei Katharina angekommen, trinken wir etwas und weiter geht es. Sie fährt, ich schiebe. Nach 4 km haben wir es geschafft. Nun geht es auf gerader Straße weiter. Die letzten 3 km fahren wir wieder bergab, bis wir endlich in Rohrbach ankommen. Unser Weg führt uns natürlich wieder zum I-Punkt. Leider hat er geschlossen. In einem Glaskasten hängt eine Liste mit Übernachtungsmöglichkeiten aus. Die Gasthäuser sind uns zu teuer. Im Landgasthof Dorfner kostet ein Doppelzimmer pro Person €37,00. "Ach, guck mal, das sieht doch schön aus", sagt Katharina und zeigt auf einen Bauernhof, von dem ein Bild in dem Glaskasten hängt. "Lass uns doch da hinfahren", sagt sie. Der Bauernhof ist im Ortsteil Burg. Ein älterer Herr merkt, dass wir auf unserer Karte gucken, wo der Ort ist. "Wo wollen Sie denn hin?", fragt er. Wir erzählen es ihm und er beschreibt uns den Weg. "Aber wenn Sie über die Bahnschienen fahren, dann müssen Sie rechts fahren, nicht links hoch", sagt er noch. Burg finden wir schnell und wir fahren nach den Bahnschienen rechts. Blöderweise haben wir uns den Straßennamen und die Hausnummer nicht gemerkt. Wir fahren immer weiter. Als wir an einem Ortsschild vorbeifahren, müssen wir beide laut lachen. Wir sind nun in "Sexling". Nirgends sehen wir ein Schild "Zimmer zu vermieten". Dann entdecken wir einen Bauernhof, der so aussieht wie der auf dem Bild im Glaskasten. Er liegt hoch oben auf einem Berg. "Hoffentlich ist er das", sage ich. "Egal, lass uns einfach mal hinfahren", meint Katharina. Erst müssen wir einen steilen Schotterweg runterfahren. Dann geht dieser Schotterweg steil hoch. Nach ungefähr 300m geht es links ab auf einen geteerten Weg bis zum Bauernhof. Hier ist es richtig schön, aber leider haben die nur Ferienwohnungen und sind ausgebucht. Also zurück, aber nicht den Weg, den wir gekommen sind, dass wäre ein Umweg. Wir brauchen nur über einen Berg und schon sind wir wieder in Rohrbach. Das hört sich sooo einfach an, ist aber mit das Heftigste, was wir auf dieser Tour erleben. Wir fahren bis zu der Stelle zurück, wo wir vom Schotterweg abgebogen sind. Nun müssen wir aber nicht links runter in das Sexdorf, sondern rechts hoch. Die Steigung ist so heftig, dass sogar Katharina ihr Rad schiebt. Wir schwitzen wie verrückt. Als wir über Bahngleise laufen, sind es noch etwa 50m, dann sind wir oben. "Ich versuche nur einmal Pause zu machen", sage ich. "Ich mache keine Pause", erwidert Katharina. Nach 10m bleiben wir beide stehen und pumpen wie die Maikäfer. Auf den letzten 50m machen wir drei Pausen. Als wir endlich oben sind, stelle ich nur mein Rad ab und setze mich auf die Straße. Ich bin fix und fertig. Wir schauen zurück und sehen erst mal, was wir da für eine Steigung bewältigt haben.

Dann geht es wieder nach Rohrbach rein. Nun fängt es wieder an zu regnen. Wir gehen in ein Café und trinken einen Latte Macchiato. Anschließen gehen wir wieder auf Zimmersuche. Leider erfolglos. In einem anderen Gasthof, der erst um 18.00 Uhr aufmacht, kostet es pro Person € 35,00. "Ok, dann fahren wir eben zum Landgasthof Dorfner und fragen, ob die € 37,00 wirklich pro Person sind", schlage ich vor. Das machen wir auch, aber leider hat der Laden zu. Es steht zwar dran, dass er den ganzen Tag auf hat, aber die Tür ist abgeschlossen. Der Regen wird immer stärker und so gehen wir erst mal in ein paar Läden und schauen uns um. Nach einer guten halben Stunde versuchen wir es noch mal. Als wir am Gasthof ankommen, steht die Eingangstür auf. Kurzum, das Zimmer kostet wirklich € 37,00 pro Person und wir nehmen es. "Dann gibt es eben heute Abend nur einen Döner", sagt Katharina. Das Zimmer ist schön und Frühstück gibt es auch. Wir duschen und gehen anschließend zur Dönerbude und essen jeder einen Döner für € 2,50. Auf dem Rückweg zum Hotel gehen wir noch in ein Kino und wollen uns ein Snickers kaufen, aber die haben leider keins. Also gehen wir in unser Zimmer. Für die Gegend um Passau habe ich zu Hause eine Liste von Übernachtungsmöglichkeiten aus dem Internet ausgedruckt. Von dieser Liste rufe ich Frau Waldbauer in Kellberg an. Da kostet die Übernachtung pro Person inkl. Frühstück nur € 15,00. Wir haben Glück, die gute Frau hat noch ein Zimmer frei. Heute sind wir 41 km gefahren.

Landgasthof Dorfner                                         Ich hoffe er macht die Berge weg.

                                                                       (Das hängt bei uns im Zimmer)

 

03.08.2006

Wie fast immer frühstücken wir um 9.00 Uhr. Es ist echt lecker, und ich esse sogar zwei Brötchen. Ach ja, es regnet mal wieder. Um 9.45 Uhr geht es los. Wir kaufen noch Batterien, holen Geld und dann geht es auf unsere vorletzte Teilstrecke dieser Tour. Von Rohrbach bis zur Donau soll es nur bergab gehen, hat die Wirtin im Gasthof Dorfner gesagt. Wir fahren gerade fünf Minuten, da ruft Katharina: "Deichmann, Flippis kaufen!" Sie kauft sich welche mit einer Margarite vorne drauf. Die Dinger sehen echt schrecklich aus, aber immer noch besser, als mit Strümpfen in Badelatschen. Es regnet immer noch, aber wir haben trotzdem kurze Hosen an, weil lange nasse Hosen die Beine noch mehr auskühlen, als es die kurzen machen. Die Straße führt durch ein wunderschönes Tal. Der Straßenbelag ist zwar wieder nicht so gut, aber es geht immer etwas bergab. In Obermühl sehen wir zum erstenmal die Donau. Der Regen wird immer doller. In einem Restaurante direkt an der Donau trinken wir einen heißen Tee, wärmen uns auf und werden auch etwas trocken. Nach einer guten Stunde fahren wir weiter.

Es geht immer an der Donau entlang und der Regen will einfach nicht aufhören. Dann fahren wir an einem Schild vorbei, auf dem steht: Radweg endet hier. Da wir kein Ende sehen, fahren wir weiter. Nach 500m ist dann aber Schluss. Hier beginnt ein Waldlehrpfad und der geht über Stock und Stein und ist nur mit festem Schuhwerk zu bewältigen. So steht es auf einem weiteren Schild. Ein Angler ruft uns zu: "Ihr müsst bis zum Anleger der Fähre zurückfahren!" Also wieder 500 m zurück. Da steht eine Gegensprechanlage und darüber steht, dass man drei Sekunden auf den Knopf drücken soll, dann meldet sich der Fährmann, der einem, nach erneutem drücken und halten des Knopfes, sagt wann er aufschlägt. Ich drücke also den Knopf drei Sekunden und der Fährmann meldet sich. "Wir sind zwei Personen und möchten abgeholt werden", sage ich. In der Annahme, dass er alles gut verstanden hat, warten wir. Die Fähre ist eine Längsfähre, weil sie nicht auf die andere Seite, sondern die Donau hoch (oder runter, keine Ahnung) fährt und an der selben Seite wieder anlegt, Nach 10 Minuten kommen noch zwei Leute und wollen auch mit der Fähre weiter. "Ich habe schon bescheid gesagt", sage ich den beiden. Nach weiteren 20 Minuten, drückt einer von den beiden noch mal den Knopf und erzählt das, was ich auch gesagt habe. "Ok, in 45 min bin ich da", erwidert er. Es gibt keine Möglichkeit sich irgendwo unterzustellen. So langsam halten unsere Regenjacken dem Regen nicht mehr Stand und unsere Klamotten darunter werden auch nass. "Ich muss schon wieder pullern", sagt Katharina. Bis zum Restaurante ist es zu weit. Sie setzt sich auf ihr Rad und fährt zu der Stelle, wo der Radweg aufhört. Mit einem Grinsen kommt sie zurück. Mittlerweile sind noch weiter Personen am Anleger angekommen. Nachdem wir insgesamt 1,5 Stunden im Regen auf die Fähre gewartet haben, kommt sie angetuckert.

Es ist ein einfaches Holzboot, mit einer überdachten, aber an den Seiten offenen Kabine, das vorne abgeflacht ist, damit wir die Räder darauf schieben können. Eine Frau legt Katharina eine Decke auf die Beine und sagt: "Das kann ich gar nicht mit ansehen. Diese Gänsehaut." Nach etwa zehn Minuten muss Katharina schon wieder pinkeln. Aber nicht nur sie. Ein kleiner Junge muss auch ganz dringend. Die Eltern stellen ihn hinten an das Boot und er pullert in die Donau. Das kann Katharina nicht und es drückt immer mehr. "Ich kann nicht mehr, ich muss so dringend", klagt sie und die Tränen strömen aus ihren Augen. Sie bekommt einen kleinen Weinkrampf. Ich frage den Fährmann, wie lange wir noch fahren. "Etwa zehn Minuten", meint er. Zu Katharina sage ich: "Wir sind in etwa sechs Minuten da." Die Frau, die ihr die Decke gegeben hat, fragt ob sie was helfen kann. "Nein", sage ich, "sie muss pinkeln. Wenn Sie allerdings ein Klo dabei haben?" Sie grinst und dreht sich um. Ich sage zu Katharina: "Geh doch zu den Rädern nach vorne und lass es einfach laufen." "Nein", schluchzt sie, "das ist ekelig." Als wir kurz vor dem Anleger sind, stehen wir auf und schnappen uns unsere Räder. Hier soll es laut Karte irgendwo eine Gaststätte geben. Die Fähre steht noch nicht ganz, da fahren wir schon los. Katharina vorweg. Oberhalb der Donau sehen wir einen Bauernhof und hoffen, dass es der Gasthof ist. Als wir an dem Hof ankommen, sehen wir ein Schild auf dem steht "Jausenstation". Ein weiteres viel wichtigeres Schild zeigt Katharina den Weg zum Klo. Völlig erleichtert kommt sie zurück und grinst über beide Ohren. Die Erleichterung ist ihr anzusehen. In der Jausenstation gibt es nur Käse- oder Schinkenbrot und Apfelkuchen. An warmen Getränken nur heiße Milch mit Honig. Katharina bestellt ein Käse- und ich ein Schickenbrot. Dazu jeder ein Glas heiße Milch, die leider nur lauwarm ist. Es schmeckt alles wunderbar. Unsere Klamotten sind schon ganz schön nass. An unseren Tisch setzen sich zwei Ehepaare aus dem Sauerland. Wir kommen mit ihnen ins Gespräch: "Wo wollt Ihr denn heute noch hin?", fragt der eine "Bis Kellberg", sage ich. "Da haben wir uns auch einquartiert", meint er. "Wir wohnen aber unten an der Hauptstraße. Bis nach Kellberg geht es noch ganz schön steil hoch. Wenn ihr unseren Wagen da unten stehen seht, dann kommt rein, wir bringen euch hoch. Wir haben einen Bulli", schlägt er uns vor. Wir brechen gemeinsam auf und Katharina geht vorsichtshalber noch einmal auf das Klo. Die vier gehen zur Fähre und wir radeln los. Es ist so kalt, dass meine Arme vor Kälte nur so zittern. "Na, das kann ja lustig werden", denke ich, denn wir müssen noch fast vierzig Kilometer fahren. Nach zwei bis drei Kilometern hört das Zittern auf und mir wird durch die Bewegung wärmer. Der Regen wird immer doller. Wir fahren durch das wunderschön verregnete Donautal, das bei schönem Wetter noch schöner sein muss. Der Regen hört nicht auf, im Gegenteil, es regnet immer doller. So langsam, nehmen wir das ganze mit Galgenhumor. Zwischendurch machen wir auch mal eine Pause, aber das Weiterfahren ist dann um so schlimmer. Darum halten wir so wenig wie möglich an und haben kaum fotografiert. Alles ist nass und klebt am Körper. Meine Hose ist so schwer, dass sie mir fast vom Hintern rutscht, wenn ich stehe. Die letzten Kilometer bevor es nach Kellberg hoch geht, fahren wir an einer viel befahrenen Bundesstraße entlang. In den Spurrillen stehen dicke Pfützen. Von weitem sehen wir einen LKW, der diese Pfützen durchfährt und große Mengen Wasser in Richtung Radweg spritz. Er kommt immer näher und als er neben uns ist, durchfährt er eine große Pfütze und ich bekomme eine volle Breitseite ab. Wir finden es nur noch lustig, weil ich bestimmt nicht nasser als vorher bin. Das geht gar nicht.

 


Nass bis auf die Knochen

Dann endlich sehen wir das Schild Richtung Kellberg. Der Bulli von den Leuten aus dem Sauerland steht auf einem Parkplatz vor dem Hotel, in dem sie übernachten. "Lass uns man fahren", sage ich, "das kurze Stück von schaffen wir jetzt auch noch." Das kurze Stück, wie ich es nannte, sind drei Kilometer und die gehen sau steil hoch. Zuerst fährt Katharina noch, aber dann wir es doch zu anstrengend und sie schiebt auch. In Kellberg angekommen, rufe ich noch einmal die Frau Waldbauer an und frage nach dem Weg. Nach kurzem Suchen finden wir den Bauernhof und sie zeigt uns unsere Zimmer. Das Zimmer ist eine komplett eingerichtete Wohnung und kostet € 17,00 inkl. Frühstück. Wir holen unsere Radtaschen hoch, wollen nur die Sachen auspacken, die wir brauchen. Bei Katharina ist das in Ordnung, ich aber, muss alles auspacken. Meine Sachen sind alle total nass. Die Regenüberzüge haben nichts genützt. Die Klamotten, die wir anhaben, sind so nass, als kämen sie gerade aus der Waschmaschine. Von meinen Sachen in den Radtaschen ist nur noch ein T-Shirt etwas trocken. Ein Buch ist ganz aufgequollen vor Nässe. Meine Jeans, die ich heute Abend noch anziehen will, trocknen wir mit dem Fön. Das bringt nicht viel, aber sie ist nicht mehr so kalt. Die Sachen, die wir anhatten, hängen wir über Stühle zum trocknen. Wo die Regenjacken hängen, bildet sich schon eine Pfütze auf dem Boden. Nach einer heißen Dusche geht es uns schon besser. Ich ziehe zwei T-Shirts an, die noch einigermaßen trocken sind, meine nasse warme Jeans dazu und dann noch total nasse Stoffschuhe. So wohl, wie in diesem Moment, habe ich mich noch nie gefühlt (Das meine ich ironisch). Wir gehen zum Italiener essen. Ich bestelle mir erst mal einen heißen Tee. Nach dem Essen gehen wir schnell nach Hause in unsere trockene Wohnung. Ich rufe noch bei der Autovermietung Sixt an, und bestelle für Morgen 12.00 Uhr einen PKW Kombi, mit dem wir nach Hause fahren wollen. "Ich kann Ihnen aber nicht sagen, ob Sie den Wagen in Osnabrück abgeben können", sagt die Dame bei Sixt, "da ruft Sie morgen ab 7.00 Uhr jemand aus Passau an, ob dass klappt." Wir gehen mit einem unguten Gefühl ins Bett. Heute sind wir 62 km gefahren.

04.08.2006

Um 8.00 Uhr klingelt mein Handy. "Sixt Autovermietung Passau, guten morgen. Ich wollte Ihnen nur bescheid sagen, dass das mit dem Auto klappt", sagt eine Frau am anderen Ende. "Danke", sage ich verschlafen und lege auf. Um 9.00 Uhr gehen wir frühstücken. Es schmeckt sehr gut und wir lassen uns Zeit. Unsere Sachen sind natürlich nicht ganz trocken geworden und so müssen wir sie feucht in die Radtaschen packen. Um 10.00 Uhr fahren wir los. Bis Passau sind es nur noch neun Kilometer. Es hat mittlerweile aufgehört zu regnen. Als wir am Hotel der Sauerländer vorbei-kommen, stehen sie am Auto. "Guten Morgen und schönen Urlaub noch" ,rufen wir ihnen zu. Sie winken und wünschen uns eine gute Fahrt. Kurz vor Passau überholen sie uns und hupen noch mal. Dann ist es soweit, nach 14 Tage, fast 700 km Radstrecke und gut 350 km Bahnfahrt, sind wir am Ziel. Wir stehen vor dem Ortsschild von Passau.

Anschließend fahren wir in die Altstadt, gucken uns den Dom an und suchen den Bahnhof, weil da die Sixt Station ist.. Wir fahren einmal im Kreis und finden beides. Den Wagen den wir bekommen, ist ein zwei Monate alter VW Passat Kombi. Wir bekommen Zeitungen, die wir unter unsere Fahrräder legen sollen. Ich baue bei beiden Fahrrädern die Vorderräder ab und wir verstauen alles im Wagen. Um 11.30 Uhr fahren wir bei Sixt vom Hof. Nach mehreren Staus auf der Autobahn, kommen wir um 21.30 Uhr wieder in Melle an.

Es war anstrengend, aber schöne Reise, die wir nie vergessen werden.